FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2016

135 www.fondsprofessionell.de | 2/2016 mandarine valeur I markt & strategie E ines kann man Marc Renaud, Fonds- manager und Mitgründer von Manda- rine Gestion, nicht vorwerfen: Inkonse- quenz. Der Franzose bleibt seinemAnlagestil treu – auch auf die Gefahr hin, einmal längere Zeit danebenzuliegen. Mit dem Mandarine Valeur, einstiges Aushängeschild der Gesell- schaft, stellt er die Geduld vieler Investoren aber schon lange auf eine harte Probe. Renauds Investmentphilosophie lässt sich am besten als „Contrarian Value“ beschreiben. Demgemäß liegt auch der Fokus des Fonds, den er gemeinsam mit Yohan Salleron ma- nagt, auf Unternehmen aus Europa, die güns- tig bewertet und bei Anlegern unbeliebt sind. Für die Einzeltitelauswahl spielen aber nicht nur Bewertungskennzahlen eine Rolle. Die beiden Fondsmanager versuchen auch auslö- sende Faktoren für einen Kursanstieg zu iden- tifizieren. Basierend auf der festen Über- zeugung, dass eine „Rückkehr zum Durch- schnitt“ zwangsläufig ist, wird für jeden Wert im Portfolio am Tag des Kaufs ein Verkaufs- wert errechnet. Um der Psychologie der Mas- sen zu widerstehen, wird dieser unabhängig von der jeweiligen Marktlage nie revidiert. Auf taktische Allokationsinstrumente wird weitgehend verzichtet. Ziel ist es, immer voll investiert zu sein. Markt und Management In der Vergangenheit war diese Strategie nicht unbedingt von Erfolg gekrönt, was zum Teil auch der ungünstigen Marktentwicklung geschuldet ist: So hatten Value- gegenüber Growth-Aktien seit Ausbruch der Finanzkrise über lange Strecken das Nachsehen. Allein dadurch lässt sich die Underperformance des Mandarine Valeur aber nicht erklären. Der Fonds liegt seit seiner Erstausgabe vor acht- einhalb Jahren mehr als 35 Prozentpunkte hin- ter seiner offiziellen Benchmark – dem breiten Stoxx Europe 600 – zurück. Stellt man ihn dem MSCI Europe Value gegenüber, beträgt der Abstand immer noch 15 Punkte. Und auch die große Mehrheit der vergleichbaren Fonds weist eine bessere Wertentwicklung auf: So liegt er über die zurückliegenden zwölf, 36 und 60 Monate jeweils unter den schlechtesten zehn Prozent seiner Morning- star-Vergleichsgruppe „Europe Equity Large Cap Value“. Die Gründe sind schnell gefunden: Renaud und Salleron investierten 2011 intensiv in Titel wie Banco Santander und Intesa Sanpaolo. Damals hatte man die ersten Kursrückgänge bei Bankaktien bereits gesehen, und die Be- wertungen erschienen attraktiv. Kurze Zeit später eskalierte aber die Eurokrise, und die Kurse brachen derart ein, dass sie sich bis heute nicht vollständig erholt haben. Ein ähn- liches Schicksal blühte bei rohstoffnahen Wer- ten wie Arcelor Mittal oder BHP. Auch hier ging Renaud davon aus, dass die Marktteil- nehmer zu pessimistisch sind („der Stahlsek- tor ist ein Alptraum“) und der Kursrückgang überzogen ist. „Ein Value-Investor investiert, wenn das Momentum schlecht ist, und riskiert damit natürlich, Positionen zu früh aufzu- bauen. Das versuchen wir zu vermeiden, das ist uns in der Vergangenheit aber nicht immer gelungen“, sagt Renaud. Nach und nach wurde ihm und Salleron in der Folge von Investoren das Vertrauen ent- zogen. Nach einem Höchststand von 1,3 Mil- liarden Euro Anfang 2011 haben sich die Volumina auf nunmehr 550 Millionen Euro mehr als halbiert. Zwar ist man sich bei Mandarine Gestion des Rückhalts insbeson- dere von institutionellen Fondsselektoren nach wie vor gewiss, verloren habe man aber den klassischen Privatanleger. Dennoch wollen die Franzosen an der Fondsstrategie festhalten. Renaud hat die Hoffnung nicht aufgegeben, sowohl bei Bank- als auch bei Rohstoffaktien der sogenannten Value-Falle mit ewig niedri- gen Kursen noch zu entkommen. Beide Sek- toren machen zusammengenommen nach wie vor mehr als ein Drittel des verwalteten Ver- mögens aus. Einen Blick wert Tatsächlich scheint sich die Positionierung des Mandarine Valeur seit Jahresanfang aus- zuzahlen. Nicht nur, dass der Fonds eine klare Outperformance aufweisen kann, auch in seiner Morningstar-Vergleichsgruppe belegt er einen Spitzenplatz. Wer an ein Comeback des Rohstoff- und des Bankensektors glaubt, für den könnte das Produkt also durchaus interessant sein. Um eine Kaufempfehlung auszusprechen, ist es aber angesichts der gezeigten Leistungen noch zu früh. Das Fondsmanager-Duo Renaud und Salleron muss erst zeigen, dass es in der Lage ist, Mehrwert für Investoren zu generieren. In Österreich und Deutschland ist der Fonds grundsätzlich auch privaten Investoren zu- gänglich, gegenwärtig sind dem Unternehmen zufolge aber fast ausschließlich Dachfonds- manager und Vermögensverwalter investiert. DANIEL WINKELMEIER | FP Die Manager des Mandarine Valeur halten an ihrem Ansatz konsequent fest. Leider ist Hartnäckigkeit in der Vermögensverwaltung kein Erfolgsgarant. FLOP: In der Value-Falle Marc Renaud ist Gründer von Mandarine Gestion und managt von Beginn an auch den Mandarine Valeur. Minus 18 Prozent seit Auflage ISIN: FR0010554303 Agio: 2,00 % Laufende Kosten: 2,50 % p.a. Erstausgabedatum: 20.12.2007 Fondsmanager: Marc Renaud, Yohan Salleron 0 % -40 % -20 % -60 % 40 % 20 % ’14 ’15 ’12 ’11 ’13 ’16 ’10 ’08 ’09 n Mandarine Valeur n Stoxx Europe 600 DR 

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