FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2017

vertrieb & praxis I adrian hasler | regierungschef von liechtenstein 282 www.fondsprofessionell.de | 4/2017 Foto: © Eddy Risch B ereits in seiner zweiten Amtszeit lenkt Adrian Hasler als Regie- rungschef von Liechtenstein die Geschicke des Fürstentums am Nordrand der Alpen. Davor war er Chef der Landes- polizei in der Hauptstadt Vaduz. Solcher- lei Flexibilität gehört in dem Kleinststaat schon immer zum Geschäft. Anders wäre es auch kaum zu erklären, wie Liechten- stein, einst gesuchter Standort fürs steuer- schonende Finanzgeschäft, eine nun schon seit einigen Jahren anhaltende Schwäche im Fondsgeschäft wegsteckt und sich auf- macht, zu einem gesuchten Standort für Fintechs zu werden. Im Gespräch mit FONDS professionell hat Hasler jeden- falls gute Argumente dafür, dass diese Metamorphose erfolgreich sein kann. Für den Zwergstaat wäre ein Gelingen dieses Wandels insofern von Bedeutung, als die unrühmliche Vergangenheit als Steueroase keineswegs vergessen ist. Erst vor Kurzem hat die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, dass die in Liechtenstein gefürchtete Steuerfahndung aus Wuppertal sich neuerdings sehr für die Stiftungen und deren Verwalter im Fürstentum interessiert. Nach Steuerhinterziehern und Banken werde es jetzt die Treuhänder, von de- nen es in und um Vaduz rund 250 gibt, tref- fen, weil auch sie Beihilfe beim großen Steu- erbetrug geleistet haben sollen. Durch die Auswertung von Steuer-CDs und den Druck von US-Ermittlern habe sich das Geschäft ra- dikal verändert. Demnach gab es am Finanz- platz Liechtenstein zu dessen Blütezeit knapp 90.000 Stiftungsgesellschaften, wovon heute noch ein gutes Drittel besteht. Zigtausende Stiftungen wurden offenbar in den vergange- nen Jahren in Serie gelöscht, tausende von Liechtenstein nach Panama, das ein gleicharti- ges Stiftungsrecht hat, verlegt. Laut der „Süd- deutschen“ erzielt bei einer Datensuche in den Panama Papers allein schon das Wort „Liech- tenstein“ 297.946 Treffer, bei „Vaduz“ sind es 31.087, und die berühmte Aeulestraße, wo sich Treuhandbüro an Treuhandbüro reiht, bringt es auf rund 3.000 Treffer. Herr Hasler, Ihre Regierung hat bei Ihrem Amtsantritt im März 2013 als Erstes die „Agenda 2020“, die Ihr Vor- gänger unter den Stichworten Transpa- renz und Zukunftsfähigkeit des Stand- orts Liechtenstein verabschiedet hatte, ad acta gelegt. Warum eigentlich? Adrian Hasler: Die Agenda 2020 hatte den Charakter eines Regierungsprogramms und war in vielen Bereichen zu wenig konkret. Liechtenstein stand bei meinem Amtsantritt vor großen Herausforderungen, deshalb haben wir uns bewusst auf ganz konkrete The- men fokussiert: die Sanierung des Staats- haushalts als oberste Priorität sowie die notwendigen großen Reformen im Be- reich der Altersvorsorge und des Gesund- heitswesens. Ein weiteres Thema war die Stärkung der Innovationsfähigkeit Liech- tensteins. Deshalb haben wir kurz nach meinem Regierungsantritt das Zukunfts- programm „Impuls Liechtenstein“ ins Leben gerufen. Was genau verstehen Sie unter einer großen Formel wie der „Stärkung der Innovationsfähigkeit“? Wir haben erkannt, dass in Bereichen wie Industrie und Gewerbe die Fähigkeit zu einer schnellen und reibungslosen Umset- zung neuer Ideen vorhanden ist. Hingegen ist diese Denkweise im Finanzbereich noch viel zu wenig verankert. Deshalb war die Ein- führung der sogenannten Innovationsclubs so wichtig. Dahinter steht die Idee, nicht nur Unternehmer mit ähnlichen Ideen zusammen- zubringen, sondern auch einen direkten Draht zum Ministerium für Präsidiales und Finanzen zu schaffen, wodurch dann auch gleich die Machbarkeit solcher Ideen geprüft und diese gegebenenfalls angepasst werden können. Das Ziel ist, entsprechende Geschäftsmodelle auch tatsächlich und möglichst ohne Reibungsver- Die erste Assoziation zu Liechtenstein war lange Zeit das Wort „Steueroase“. Tatsächlich bemüht sich der Zwergstaat seit Jahren redlich, dieses Image abzuschütteln. Auch Adrian Hasler , amtierender Regierungschef des Fürstentums, sieht die Zukunft des Finanzplatzes Liechtenstein anderswo. » Unser Ziel ist, dass die Aufsichtsbehörde sozu- sagen zum Ermöglicher wird, der Ideen aktiv unterstützt, anstatt neue Geschäftsmodelle zu behindern. « Adrian Hasler, Regierungschef „Wir wollen der innovative Finte Adrian Hasler, Regierungschef von Liechtenstein Nach der Wirtschafts-Matura studierte Adrian Hasler, seit März 2013 Regie- rungschef von Liechtenstein, an der Hochschule St. Gallen Betriebswirtschaft mit dem Vertiefungsfach Finanz- und Rechnungswesen. Offenbar mit sehr gutem Erfolg, denn schon bei seinen ersten Schritten im Berufsleben – von 1992 bis 1996 arbeitete er im Geschäfts- bereich Thin Films für die Balzers AG – brachte er es zum Leiter für Controlling. Von 1996 bis 2004 war Hasler Leiter bei der Group Finance sowie stellvertretender Direktor bei der Verwaltungs- und Privat-Bank in Vaduz. Seine politische Karriere begann im Jahr 2001, als er für die konservative „Fortschrittliche Bürgerpartei“ (FBP) in den Landtag des Fürstentums Liechten- stein gewählt wurde. Als Abgeordneter war er unter anderem Mitglied der Finanzkom- mission, legte aber schon im März 2004 sein Mandat nieder, um neuer Polizeichef der Liechtensteinischen Landespolizei zu werden. Im Jahr 2013 dann die Rückkehr in die Politik, als Hasler bei der Landtags- wahl im März als Spitzenkandidat der FBP für das Amt des Regierungschefs antrat. Mit nachhaltigem Erfolg, denn der verhei- ratete Vater von zwei Kindern wurde im März dieses Jah- res für eine zweite Amtszeit in der Regierungskoalition mit der Vaterländischen Union (VU) wiedergewählt. Adrian Hasler, Regierungs- chef von Liechtenstein

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