FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2017

Oder ist das Thema Fintech eventuell auch deshalb von so großer Bedeutung für Liechtenstein, weil das Land seine Bedeutung als Fondsstandort einzubü- ßen droht? Die Zahl der hier ansässigen Fondsgesellschaften ist in den letzten zehn Jahren von 20 auf 14 zurückgegan- gen, die Zahl der aufgelegten Fonds von knapp 800 auf mittlerweile nur noch 680. Der Rückgang dieser Zahlen ist Ausdruck einer allgemeinen Konsolidierung im Markt. Sie hat in diesem Bereich ohne Zweifel statt- gefunden. Aber das insgesamt verwaltete Fondsvermögen konnte in Liechtenstein zu- letzt deutlich gesteigert werden. Mit über 840 Millionen Franken an neu veranlagtem Ver- mögen hat die Fondsbranche darüber hinaus im dritten Quartal das beste Ergebnis seit 2012 verzeichnen können. Außerdem konnte die Marke von 50 Milliarden Franken an hier- zulande verwaltetem Fondsvolumen in die- sem Sommer erstmals überschritten werden. Das zeigt aus meiner Sicht, dass auch die Fondsbranche wieder ein deutliches Ansteigen der Nachfrage nach liechtensteinischen Lö- sungen verzeichnet. Diese positive Entwick- lung dürfte auch auf den EU-Pass für Alter- native Investmentfonds und deren Verwalter – Stichwort AIF – zurückzuführen sein. Nach- dem wir die AIFM-Richtlinie auf nationaler Ebene als eines der ersten Länder umgesetzt hatten, war es zu Verzögerungen gekommen in Bezug auf die Übernahme der AIFM- Richtlinie in den EWR-Rechtsbestand. Nach- dem dieses Hemmnis seit letztem Jahr ausge- räumt ist, sehen wir wieder einer positiven Entwicklung als Fondsstandort entgegen. Warum kam es überhaupt zu diesen Verzögerungen? Im Zusammenhang mit der Einführung eines gemeinsamen europäischen Aufsichtssystems und der Etablierung der drei EU-Finanzauf- sichtsbehörden für das Bank-, das Versiche- rungs- und das Wertpapierwesen musste die Frage geklärt werden, wie dies im EWR um- gesetzt werden kann. Während Liechtenstein sich von Anfang offen für einen Durchgriff dieser EU-Behörden auf die nationalen Auf- sichtsbehörden gezeigt hatte, hatten unsere EWR-Partner verfassungsrechtliche Proble- me. Mit der nun umgesetzten „Zweipfeiler- struktur“ konnte eine gute Lösung gefunden werden. Nun ist der Weg frei für ein künftig weiter ansteigendes Geschäft. Hat man hier in Liechtenstein im Zu- sammenhang mit dem Thema Brexit eventuell auch Chancen verpasst? Denn in den gerade im Banken- und Finanz- sektor absehbaren Veränderungen steckt doch eigentlich eine große Chance für Ihr Land, das als EWR-Mitglied nicht Adrian Hasler: „Trotz der Konsolidierung, die im Fondsbereich ohne Zweifel stattgefunden hat, konnte das insgesamt verwaltete Fondsvermögen zuletzt deutlich gesteigert werden.“ vertrieb & praxis I adrian hasler | regierungschef von liechtenstein 284 www.fondsprofessionell.de | 4/2017 » Die Marke von insgesamt 50 Milliarden Franken an hierzulande verwaltetem Fondsvolumen konn- te in diesem Sommer erstmals überschritten werden. « Adrian Hasler, Regierungschef Foto: © Eddy Risch Entwicklung des Fondsstandorts Liechtenstein Konsolidierung bei Anbietern … … wie auch beim Produktangebot, … … aber neue Rekorde beim Fondsvermögen Nicht nur die Zahl der lizenzierten Fondsgesellschaften, auch die der zum Vertrieb zu- gelassenen Fonds in Liechtenstein ging in den letzten Jahren deutlich zurück. Dennoch konnte das verwaltete Fondsvermögen sowohl in Euro als auch in Schweizer Franken auf einen Rekordwert gesteigert werden. Quelle: Liechtensteinischer Anlagefondsverband Anzahl 0 5 10 15 20 25 ’17* ’16 ’15 ’14 ’13 ’12 ’11 ’10 ’09 ’08 ’07 Anzahl der Fondsgesellschaften 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 ’17* ’16 ’15 ’14 ’13 ’12 ’11 ’10 ’09 ’08 ’07 1.000 Anzahl A Anzahl der zugelassenen Fonds Mrd. 0 0 10 20 30 40 50 60 ’17* ’16 ’15 ’14 ’13 ’12 ’11 ’10 ’09 ’08 ’07 1 Fondsvermögen in Mrd. EUR A Fondsvermögen in Mrd. CHF

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