FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

308 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 Solche Modelle rücken aber in den Hinter- grund. Sowohl bei den Robos mit Start-up- Hintergrund als auch bei den Banken-Pen- dants etablierte sich ein Trend zur echten Vermögensverwaltung – nicht ganz freiwillig. So schränkte die Finanzaufsicht Bafin 2017 in einem Rundschreiben die Definition der reinen Anlagevermittlung ein. Am Ende einer digitalen Beratung muss seither auch ein Beratungsprotokoll beziehungsweise eine Geeignetheitserklärung übergeben werden. Trotz aller technischen Finessen ist das online kaum umzusetzen. Eine Finanzportfoliover- waltung ist da der gangbarere Weg. Dies traf die Angebote einiger Banken. Die Consorsbank nahm ihr Tool ganz vom Netz. Der „Anlageplaner“ der Targobank wiederum mündet nun in einer Online-Terminvereinba- rung für ein Beratungsgespräch in der Filiale statt in einer Produktempfehlung. Das Institut will bis Ende des Jahres ein neues Vermögensmanagement-Tool an den Start bringen, heißt es aus der Zentrale. Wahrscheinlich nutzt das Haus dabei eine White-Label-Lösung. Diesen Weg schlug bereits die spa- nische Santander ein, deren im Herbst 2016 aus der Taufe gehobener Robo „Sina“ auf die Technik von Vaamo zurückgreift. Über das Portal wurde Kunden einer von drei ETF-Dach- fonds empfohlen. Die großflächige Vermarktung wollte das Institut im Frühsommer 2017 starten. Ende des Jahres war aber auch für Sina Schluss. „Wir bauen Sina derzeit um“, heißt es aus der Deutschland-Zentrale. Die Spanier wollen bis Ende des Jahres ein neues Angebot auf den Markt bringen. Details nannte das Haus nicht. Informationen von FONDS pro- fessionell zufolge steht auch hier der Umbau in eine Vermögensverwaltung an. Ebenfalls auf eine White-Label-Lösung setzt ING-Diba. Die Direktbank kooperiert mit Scalable Capital, dem größten Robo-Start- up. Das Duo debütierte mit Bravour. In den ersten Monaten nach dem Start im September legten rund 14.000 Kunden mehr als 330 Mil- lionen Euro an. Auch dank dieser Partner- schaft nähert sich Scalable der Marke von 750 Millionen Euro an verwaltetem Vermögen und konnte damit seine Position als führender Online-Vermögensverwalter festigen. Wachsame Genossen Auch die Lager der Sparkassen sowie der Volks- und Raiffeisenbanken verschlafen die Entwicklung nicht. Der zentrale Fondsanbieter der Genossen, Union Investment, hat bereits im Dezember 2015 sein Digitalangebot „Visualvest“ lanciert. Das Projekt war Insi- dern zufolge am Anfang bei so mancher Volksbank auf Skepsis gestoßen. Als Zuge- ständnis führt der Robo nur Fremdfonds und ETFs, aber keine Produkte der Union. Vor- standschef Hans Joachim Reinke moderierte Visualvest stets als Testlauf an, um „Erfahrun- gen zu sammeln“. In erster Linie soll der Ro- bo als White-Label-Lösung in die Dienste der Volks- und Raiffeisenbanken treten. Wie die meisten anderen Spieler auch modellierten die Genossen ihren Online-Berater zum digitalen Vermögensverwalter mit Bafin-Lizenz um. Im Sommer testeten dann rund 20 Institute der Gemeinschaft in einer Pilotphase den Robo als „Meininvest“ auf ihren Internetsei- ten. Im Feldeinsatz führt er sowohl Union- als auch Fremdfonds, aber keine ETFs. Eine wichtige Erkenntnis aus den Probeläufen fasst Reinke zusammen: „Die Welt ist nicht allein analog oder allein digital. Auch die Kunden schlagen nicht ausschließlich den einen oder den anderen Weg ein.“ Der Unionchef pro- pagiert daher eine Hybridlösung, bei der ein Berater die Kunden durch den digitalen Pro- zess begleitet. Meininvest wird ab April bei weiteren Genossenschaftsbanken ausgerollt. Dann nutzen 50 Häuser den Robo. Schließlich schuf der zentrale Wertpapier- dienstleister der Sparkassen, die Dekabank, mit „Bevestor“ ebenfalls ein Digitalprojekt. Der Deka-Robo schlägt mehrere Wege ein. Zum einen sortiert der Online-Berater Kunden in drei eigens geschaffene Dachfonds ein. Seit Jahresbeginn stehen zudem fünf ETF-Muster- portfolios zur Wahl, die Anleger noch mit Themen wie „Nachhaltigkeit“, „Industrie 4.0“ oder „Infrastruktur“ anreichern können. Zudem lässt sich ein „Anlageschutz“ aktivieren. Dieser überwacht die Depots und schichtet bei Bedarf in sichere Anlagen um. Nach einer Pilotphase soll Bevestor im zweiten Halbjahr flächendeckend bei den öffentlich-rechtlichen Geldhäusern zum Einsatz kommen – ganz nach Wunsch rein digital oder als Hybrid- modell. Solche Kompromisse dürften auch dazu dienen, die Furcht so man- cher Bankmitarbeiter vor dem digita- len Wandel zu mildern. SEBASTIAN ERTINGER | FP bank & fonds I robo-beratung Foto: © Wonge Bergmann für Deutsche Bank | Axel Gaube Ulrich Stephan, Deutsche Bank: „Unsere digitale Ver- mögensverwaltung ist als offene Plattform konzipiert.“ Enormes Potenzial prophezeit Geschätztes verwaltetes Vermögen von Robo-Beratern Die Unternehmensberatung Oliver Wyman traut digitalen Vermögensverwal- tern in Deutschland großes Wachstum zu. Quelle: Oliver Wyman, August 2017 Hans Joachim Reinke, Union Investment: „Die Welt ist nicht allein analog oder allein digital.“

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