FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2018

Gerade deshalb haben sich natürlich vie- le Beobachter gefragt, was die tatsächli- chen Gründe für den Verkauf gewesen sind. Oder haben am Ende doch Kapi- talnöte beziehungsweise Verluste der Bank, über die berichtet wurde, diesen Schritt notwendig gemacht? Rentrop-Schmid: Ich möchte nicht jeden Arti- kel kommentieren, der zu unserem Haus in der Presse erscheint. Höhere Kapitalanforderungen bedeuten jedoch für alle Banken eine Heraus- forderung – und das in Zeiten etlicher weiterer umfangreicher Aufgaben. Unser Haus erfüllt sämtliche aufsichtsrechtlichen Voraussetzun- gen vollumfänglich aus eigener Kraft. Als unabhängige mittelständische Privatbank ist das eine Leistung. Die Verkäufe haben die erwähnten strategischen Gründe, helfen aber natürlich auch bei den Kennziffern. Gibt es neben den regulatorischen Grün- den nicht aber auch Risiken im Luxem- burger Geschäft? Rentrop-Schmid: Aus der Perspektive einer unabhängigen Privatbank betrifft das zum Beispiel die Größenbeschränkung. In Zeiten des billigen Geldes ist rein quantitatives Wachstum nicht unbedingt das Problem. Wir müssen aber sicherstellen, dass wir als Privat- bank in einem skalierbaren Geschäft nicht zu groß werden. Unsere Kernleistung liegt im Asset Management mit Administrations- dienstleistung – in dieser Reihenfolge und nicht etwa umgekehrt. Wie hoch war denn der Verkaufserlös? Rentrop-Schmid: Zu den Details der Trans- aktion haben wir Stillschweigen vereinbart. Nicht einmal zwei Monate vor dem Luxemburg-Deal hatte Ihr Haus bereits seine Schweizer Privatbank verkauft. Damit drängt sich der Eindruck auf, dass M.M.Warburg gerade den Rückzug nach Deutschland vollzieht. Rentrop-Schmid: Auch wenn ich das Wort Rückzug nicht verwenden würde, richtig ist: Wir konzentrieren uns aus Deutschland heraus auf unsere Kerngeschäftsfelder und vermin- dern damit die ausufernde regulatorische Komplexität. Durch diese Schritte verschaffen wir uns erhebliche Freiräume, um uns noch stärker um unsere Kunden kümmern und die Qualität unserer individuellen Beratung si- cherstellen zu können. Auch künftig werden wir für unsere Kunden global investieren und der Ansprechpartner für Multi-Asset-Strate- gien bleiben. Wir verschließen uns keines- wegs einer Internationalisierung, im Gegen- teil. Wir werden weiterhin mit versierten und global agierenden Partnern zusammenarbei- ten, etwa wenn es darum geht, Anlageformen wie Private-Equity-Lösungen und Alternative Investments für unsere Kunden umzusetzen. Mit der Konzentration auf den hiesigen Stand- ort sind wir für internationale Investoren wei- ter ein Tor zu Deutschland. Das gilt vor allem für Leistungen wie Research und Brokerage. Von daher ging es beim Verkauf der auslän- dischen Aktivitäten auch darum, uns auf ein Kerngeschäft zu konzentrieren, das wir wirk- lich gut beherrschen. Als Privatbank sehen wir unseren Fokus wie gesagt nicht auf der skaleneffektbasierten Administration großer Volumina. Wir sind vielmehr prädestiniert, den intellektuellen Teil des Geschäfts, sprich das Portfoliomanagement, zu übernehmen. Das kann in unserer heutigen globalisierten Welt ohne Nachteile aus Deutschland und Hamburg heraus stattfinden. Wir haben außer- dem mit unserem neuen Partner Apex Fund Services eine Kooperation vereinbart, die un- sere in Luxemburg administrierten Volumina in die Hände eines professionellen und mit mehr als 300 Milliarden Euro Assets under Administration sehr großen Anbieters über- führt und damit die technische Aufgabe der Administration weiter erleichtert. Wäre es unter dem Aspekt „deutsch- sprachig“ denn nicht sinnvoll gewesen, ein Standbein in Zürich zu behalten? Rentrop-Schmid: Als Institut mit einer Voll- banklizenz hat unser Schweizer Haus alle Bankdienstleistungen von der Konten- und Depotführung über die Anlageberatung bis Jan-Frederik Belling: „Angesichts eines Umfeldes mit extrem niedrigen Zinsen kann man in der Schweiz eine Vollbank unterhalb eines betreuten Volumens von zehn Milliarden Euro nicht mehr profitabel führen.“ bank & fonds I peter rentrop-schmid & jan-frederik belling | m.m.warburg 318 www.fondsprofessionell.de | 1/2018 » Wir hatten erkannt, dass wir auch die breitere Basis der Privat- kunden bedienen müssen, schon allein, weil wir auch dafür die passenden Produkte haben. « Jan-Frederik Belling, M.M.Warburg Foto: © Ulrike Schmidt Jan-Frederik Belling Jan-Frederik Belling, Jahrgang 1970, ist seit August 2013 im Rang eines Direktors als Co-Head Asset Management mitverantwortlich für die Kapitalanlagen der Warburg Gruppe. Begonnen hat der promovierte Jurist seine Lauf- bahn in der Hamburger Privatbank bereits Mitte 2001, damals noch als Corporate Finance Consultant. Während seiner universitären Laufbahn hat Belling nicht nur an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg, sondern auch an der Universitat de Barcelona studiert.

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