FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2018

S ie gelten als Heilsbringer in Zeiten niedriger Zinsen: Dividenden. Die Ak- tien von Unternehmen mit hohen Aus- schüttungsquoten werfen höhere Renditen ab als Anleihen, so die Argumentation. Dank des guten Laufs der Konjunktur und Konzernge- winnen auf Rekordniveau stünden die Chan- cen auf steigende Dividenden hoch. Zudem böten die Ausschüttungen einen Puffer vor möglichen Kursverlusten. So feiern die Ver- treter dieser Strategie dividendenstarke Titel gern als Ersatz für Firmen- oder Staatsanlei- hen, die nur magere Renditen abwerfen. Unbestritten ist, dass Gewinnbeteiligungen eine wichtige Rolle bei der Performance von Aktien spielen (siehe Grafik unten). So klar und einfach, wie diese Strategie aussieht, ist eine Umsetzung am Ende aber nicht. Wohl- bekannt ist der Denkzettel, den Dividenden- fans in der Finanzkrise mit der Pleite der US- Investmentbank Lehman Brothers verpasst bekamen. Denn am spendabelsten bei der Aktionärsbeteiligung waren bis dahin ausge- rechnet Finanzinstitute. Doch wer viele Bank- aktien im Portfolio hatte, dem blieb am Ende keine Ausschüttung – und keinerlei Schutz vor dem massiven Kursverfall. Keine kritische Masse Wenig verwundern mag, dass zahlreiche Fondsanbieter auf den Dividendentrend auf- sprangen. Denn hier kann aktives Manage- ment einen Mehrwert leisten: indem versierte Portfoliolenker die Dividendentitel der Zu- kunft identifizieren und instabile Adressen wie Banken aussortieren. Das Produktsegment ist – obgleich die Idee schon seit Langem kur- siert – noch recht jung. Die Fondsratinggesell- schaft Morningstar rief erst imApril 2013 die beiden Kategorien „Aktien Dividenden global“ und „Aktien Dividenden Europa“ ins Leben. „Vorher gab es keine hinreichend kritische Masse an entsprechenden Fonds, um ihnen spezielle Kategorien zuzuweisen“, merkt Morningstar-Experte Ali Masarwah an. Der Marktkenner weist zudem auf einen Fallstrick für Investoren hin: Viele Dividen- denfonds bieten ausschließlich ausschüttende Anteilsklassen an. Bestimmten Anlegergrup- pen wie Stiftungen oder Ruheständlern, die auf regelmäßige Ausschüttungen angewiesen sind, mag dies gelegen kommen. Dabei ent- geht jedoch ein charmanter Nebeneffekt der Dividenden: der Zinseszinseffekt durch die stetige Reinvestition der Erträge. Diese müsste ein Anleger eigens bei seiner Bank beantra- gen. Dass sich das lohnt, zeigt sich am DWS Top Dividende: Das Flaggschiff unter den Dividendenfonds warf bei Thesaurierung der Erträge auf Sicht von zehn Jahren gut 85 Pro- zent Rendite ab – ohne Reinvestition blieb nur ein Plus von rund 35 Prozent. Schwerer wiegt ein anderer Kritikpunkt. So preisen Verfechter die Dividendenstrategie gern als ertragreicher und zugleich weniger schwankungsanfällig im Vergleich zur gesam- ten Börsenentwicklung an. Das kann, muss aber nicht stimmen, meint der Morningstar- Dividendenstrategien feiern dank niedriger Zinsen Absatzerfolge. Doch der Ansatz birgt ungeahnte Tücken – und seine Attraktivität neigt sich dem Ende entgegen. Ausschüttungen mit Augenmaß Unternehmen schütteten große Teile ihrer üppigen Überschüsse an die Aktionäre aus. Doch das Gewinnwachstum flacht ab. Die Aussichten auf weitere reichliche Gewinnbeteiligungen schwinden. Was den S&P 500 treibt Durchschnittliche annualisierte Erträge aus Dividenden und Kurszuwachs Die Beteiligung der Anteilseigner am Unternehmensgewinn peppt die Performance von Aktien auf und bügelt Kurs- verluste aus – aber nur zum Teil. Quelle: J.P. Morgan Asset Management, Ibbotson, Standard & Poor’s, Thomson Reuters Datastream -5 % 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 1926- 2017 2010- 2017 2000er 1990er 1980er 1970er 1960er 1950er 1940er 1930er 1926- 1929 13,9 % 4,7 % 13,6 % 5,1 % 6,0 % 3,9 % -5,3 % 5,4 % 3,0 % 6,0 % 4,4 % 3,3 % , 1 6 % 4,2 % 12,6 % 4,4 % 15,3 % 2,5 % 11,6 % 2,1 % 1,8 % -2,7 % Dividenden Kapital- zuwachs Foto: © jozsitoeroe | stock.adobe.com 144 www.fondsprofessionell.de | 3/2018 markt & strategie I dividenden

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