FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019

che handelt oder schon konkrete Leasingver- träge diskutiert werden, ließ Dr. Peters un- kommentiert. Allerdings geht das Manage- ment davon aus, dass die Flugzeuge nicht in den Teilverkauf gehen und dass bis zur Rück- lieferung durch Air France die Maschinen von Singapore Airlines aus den anderen Fonds vermarktet sind. Sollte das nicht der Fall sein, könnte das die Leasingraten und Kaufpreise auf dem Zweitmarkt unter Druck setzen. Notfall in England Aus deutscher Sicht völlig unerwartet wur- de auch Flybe zu einem Problem, das im Februar jedoch vorerst gelöst werden konnte: Ein Konsortium namens Connect Airways übernahm die Airline. Dahinter stecken Virgin Atlantic, Stobart Air und der Finanzinvestor Cyrus Capital Partners. Die Käufer stellen der angeschlagenen Flybe dem Vernehmen nach bis zu 100 Millionen Pfund Liquidität zur Verfügung. Gleichzeitig wurde der Betrieb auf den Prüfstand gestellt, das gilt auch für die Flugzeugflotte und die gemieteten Maschinen. „Für die Anleger ist das Wichtigste, dass eine Insolvenz abgewendet und die Airline fortge- führt wird“, sagt Gunnar Dittmann, Vorstand des Emissionshauses HEH. Das Unternehmen hat über Publikumsfonds 13 Flybe-Flugzeuge finanziert. Anfang März erhielten die Anleger Post von HEH. Sie soll- ten wesentlichen Änderungen zustimmen und damit helfen, den Leasingnehmer zu stabili- sieren. Der Mieter fordert von den Fonds Zugeständnisse, die für die Anleger teilweise schmerzhaft sein dürften. Denn einerseits will die Airline die Flugzeuge vom Typ Embraer E175 vorzeitig zurückgeben. Davon sind die Fonds „HEH Dublin“ und „HEH Southamp- ton“ betroffen. Andererseits fordert Flybe für die Q400-Maschinen von Bombardier eine Re- duzierung der Leasingrate. Im Gegenzug sollen die Vertragslaufzeiten verlängert werden. Die Verhandlungsergebnisse erfordern die Zustimmung der Anleger. Die E175 müssen ab dem Frühjahr 2020 neu vermietet werden. Das kostet laut HEH bis zu eine halbe Million US-Dollar pro Flugzeug und bringt den Fonds deutlich geringe Leasingraten ein. „Die allge- meine Marktentwicklung und das Zinsniveau drücken die Mieten nach unten“, erklärt Ditt- mann. Die aktuellen Marktraten würden den Kapitaldienst und die Fondskosten abdecken. Auszahlungen an die Anleger wären jedoch bis auf Weiteres nicht möglich. „Wir kämpfen mit aller Kraft um ein vertretbares Ergebnis“, versichert Dittmann. Bei den Q400-Fonds sollen die Leasing- raten rückwirkend beinahe halbiert werden. Die Vertragslaufzeit soll um 30 Monate ver- längert werden. Die Auswirkungen auf die Finanzen der Fonds sind entsprechend: Zins und Tilgung der Darlehen müssen angepasst und die Auszahlungen an die Investoren bis zur vollständigen Entschuldung ausgesetzt werden. Laut Dittmann könnten aber in Ab- sprache mit den finanzierenden Banken jähr- lich zweiprozentige Auszahlungen möglich sein. Gemäß aktueller Prognosen ist das Anlegerkapital in den Q400-Fonds nicht ge- fährdet. Der Initiator kalkuliert beispielsweise beim „HEH Edinburgh“ bis 2025 einen Gesamtmittelrückfluss von 184 Prozent. Zwei Pleiten in einem Fonds Rund eineinhalb Jahre nach der Air-Berlin- Pleite musste Anfang Februar mit Germania die nächste deutsche Fluglinie ihren Betrieb einstellen. Damit erlebten Anleger des „Air Portfolio II“ von Lloyd Fonds erneut bange Momente. Der 2007 aufgelegte Fonds war bereits im Herbst 2010 von der Insolvenz der Airline Hamburg International betroffen. Daraufhin hat Lloyd Fonds Anfang 2011 die beiden Airbus A319 an Germania vermietet. Im Januar 2015 wurden die Leasingverträge mit Germania bis ins Jahr 2021 verlängert. Die Kehrseite der Medaille: Die Fondsein- nahmen liegen seit 2010 deutlich unter Plan, Ausschüttungen an die Investoren sind bis auf Weiteres nicht möglich. Bei der aktuellen Insolvenz haben Lloyd Fonds und die Anleger nun Glück im Un- glück. Im März 2015 hat Germania beide Maschinen an die Schweizer Germania Flug AG untervermietet. Diese Gesellschaft ist von dem Crash nicht betroffen und seit Ende Februar auch völlig abgekoppelt von der insolventen Firma in Deutschland. Denn die Unternehmerin Leyla Ibrahimi-Salahi hat sämtliche Anteile der Schweizer Germania übernommen. Ihr gehört auch der in Zürich ansässige Reiseanbieter Air Prishtina. Die Fondsflugzeuge sind nach wie vor für die Schweizer im Einsatz. Lloyd Fonds ist auf der Suche nach einem längerfristigen Leasing- vertrag entweder mit Germania oder mit einer anderen Airline. „Die Wettbewerbssituation der Fluglinien ist weiterhin herausfordernd. Es bleibt abzuwarten, ob ein Abschluss auf dem bisherigen Ratenniveau zu erzielen sein wird, um damit den laufenden Kapitaldienst weiterhin leisten zu können“, erklärte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage. Tatsächlich ist die Nord LB das Zünglein an der Waage. Der Tilgungsstand der Flug- zeugkredite beträgt laut Lloyd Fonds aktuell rund 60 Prozent. Das Problem: Zins und Til- gung wurden im Jahr 2011 an die damals mit Germania vereinbarten Leasingraten ange- passt. Demzufolge könnte der Kapitaldienst mit deutlich weniger Einnahmen nicht mehr planmäßig erfolgen. In diesem Fall müsste ein neuer Finanzierungsplan – wahrscheinlich mit frischem Anlegerkapital – aufgesetzt werden oder ein rascher Verkauf der Flugzeuge erfol- gen. Ein „Fire Sale“ sei aber aus Anlegersicht nicht sinnvoll, heißt es bei Lloyd Fonds. ALEXANDER ENDLWEBER | FP Foto: © Eveline Conrads | Doric, HEH Gunnar Dittmann, HEH: „Wir kämpfen mit aller Kraft um ein vertretbares Ergebnis.“ Sibylle Pähler, Doric: „Airbus ist vom Markt eines Besseren belehrt worden.“ 192 www.fondsprofessionell.de | 1/2019 sachwerte I flugzeugfonds

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