FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019

und auch die computergestützte Nachrichten- auswahl lässt manchen Nutzer rätseln. „Uns ist klar, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben. Wir arbeiten täglich daran, immer besser zu werden“, verspricht Schröder. „Wir schieben gerade vieles gleichzeitig an. Unser Ziel muss es sein, aus der Kakophonie eine Symphonie zu machen.“ „Value Search“ Fieberhaft arbeitet das 40-köpfige Team aktuell an „Value Search“, der zweiten Stufe des Plans. Noch im April soll dieses Endan- legerportal in einer ersten Version starten, bis Jahresende soll es ausgereift sein. „Wir möch- ten drei wesentliche Zugänge bieten“, sagt Schröder. Der erste Weg: „Ein Nutzer, der von einem bestimmten Fonds oder einer Aktie ge- hört hat, gibt Namen oder ISIN ein und sieht sofort, wie dieses Produkt zum Wettbewerb abschneidet.“ Doch auch wer kein bestimmtes Produkt im Kopf hat, soll fündig werden: „Der User findet auf unserem Portal verschie- dene Buttons, etwa für Aktien, Rohstoffe oder Immobilien. Er klickt und kommt gleich zu einem Produkt-Ranking, angereichert mit Erklärvideos.“ Der dritte Anwendungsfall: „Ein Anleger, der schon ein Depot hat, kann einen Screenshot davon hochladen. ‚Value Search‘ erstellt einen virtuellen Zwilling, der sich dann analysieren und optimieren lässt.“ „Value Search“ bietet den Anlegern be- wusst kein Rundum-sorglos-Paket. „Ein Ro- bo-Berater sagt den Kunden: ‚Du hast keine Ahnung von Geldanlage, das ist aber nicht schlimm. Durchlaufe einmal unseren On- boarding-Prozess, dann nehmen wir dir alle Entscheidungen ab.‘ Genau das möchten wir nicht“, betont Schröder. „Wir klären die Nut- zer auf und bilden sie aus – und helfen so, sie vom Sparer zum Anleger zu entwickeln.“ Denkel ergänzt: „Viele haben durchaus Inter- esse an Schlagworten wie ETF oder ESG, ohne wirklich zu wissen, was dahintersteckt. An solchen Punkten möchten wir ansetzen.“ Den beiden Capinside-Machern ist klar, dass die meisten Privatleute bei Investment- entscheidungen überfordert sind. „Im Grunde möchten 90 Prozent der Anleger eine Bera- tung – oft wissen sie aber gar nicht, was das eigentlich bedeutet. Darum wollen wir nicht nur Transparenz und Vergleichbarkeit herstel- len, sondern immer auch einen Button zeigen, mit dem die Anleger eine Beratung anfordern können“, sagt Denkel. Konkret soll über die Plattform der Kontakt zu einem Finanzberater hergestellt werden. „Wir werden allerdings nur produktnahe Makler registrieren, also Be- rater, die mit dem jeweiligen Fonds vertraut sind“, betont er. Wie das in der Praxis ausse- hen kann? „Wir sehen, ob sich ein Berater auf unserer Plattform bereits mit einem Produkt befasst hat. Außerdem werden wir Asset Ma- nagern anbieten, Webinare abzuhalten. So können sich die Makler für bestimmte Fonds qualifizieren.“ Die Nähe zum Produkt ist Schröder und Denkel sehr wichtig. „Wenn ein Kunde Informationen zu einem bestimmten Produkt sucht, soll er sie auch bekommen“, sagt Schröder. „Wir wollen keine Berater, die probieren, den Kunden umzudrehen, und ihm raten, etwas völlig anderes zu tun.“ Spielerische Elemente Produkt heißt hier nicht zwangsläufig Fonds. „Bei uns dürfen Berater künftig auch Portfolios präsentieren. Dann können Anleger schauen, welche Allokation die beste Perfor- mance abgeliefert hat“, sagt Schröder. Verlei- tet das nicht zum Zocken? „Laien haben auf der Plattform nichts zu suchen. Wir lassen nur Anlageberater und Vermittler mit 34f-Gewer- beerlaubnis zu“, betont Denkel. „Dennoch ist wichtig, dass die Leute sich messen können“, ergänzt Schröder. „Ein gewisses spielerisches Element ist Pflicht. Unsere Plattform muss Spaß machen. Das soll kein Zahnarztbesuch werden, sondern eine coole Erfahrung.“ Um qualifizierte Berater zu finden, spricht Capinside mit Maklerpools über Kooperatio- nen. „Wichtig ist, dass wir nicht in Konkur- renz zu den Pools oder Beratern treten, wir sind nur eine Ergänzung ihres Geschäfts- modells“, sagt Schröder. „Wir möchten uns nicht um Themen wie Regulierung oder Abwicklung kümmern, das können die Pools viel besser. Wir wollen vorn an der Schnitt- stelle zum Kunden sein – und diese dann mit dem Berater zusammenbringen.“ Schnittstelle zu Banken Gehen Schröders und Denkels Pläne auf, ist Schritt drei im Drei-Punkte-Plan 2020 erreicht: Dann soll es möglich sein, die bei „Value Search“ gefundenen Produkte auch zu ordern – über Schnittstellen zu Depotbanken. Das soll im „Execution only“-Modell pas- sieren, also ohne vorherige Anlageberatung. „Dann können wir auch Depotvergleiche anbieten“, sagt Schröder. » Unsere Plattform muss Spaß machen. Das soll kein Zahnarztbesuch werden, sondern eine coole Erfahrung. « Philipp Schröder, Capinside Frisches Geld Anfang Februar besorgte sich Capinside in einer Finan- zierungsrunde etwa 3,3 Millionen Euro neues Kapital bei Investoren. Angeführt wurde die Runde von Ex-Allianz- Capital-Partners-Chef Thomas Pütter. Er übernimmt auch den Aufsichtsratsvorsitz von Capinside. Zu den Investoren gehören zudem Finanzcheck.de-Mitgründer Andreas Kupke, Christoph Ostermann, der Chef des Technologie-Start-ups Sonnen, sowie der Hamburger Softwareunternehmer Alexander Holtappels. Kupke und Ostermann haben schon zuvor in Capinside investiert, Pütter und Holtappels sind dagegen neu an Bord. 275 www.fondsprofessionell.de | 1/2019

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