FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019

D as Depot mit gut 10.000 Euro besteht aus zwei Aktien- und einem offenen Immobilienfonds. Dass der Depotaus- weis für das Jahr 2018 ein kleines Minus von 2,4 Prozent zeigt, erstaunt den Commerzbank- Kunden nicht. Angesichts des Börsenbebens zum Jahresende hatte er mit Schlimmerem gerechnet. Doch dann blättert der Anleger weiter – und stößt auf den erstmals veröffent- lichten „Kostenbericht“. Dort sieht er, dass sein Depot vor Kosten sogar 24,36 Euro im Plus liegt. Erst die Produkt- und Dienstleis- tungskosten von exakt 266,67 Euro drücken ihn ins Minus – wie ärgerlich! Unangenehme Nachfragen Das Beispiel ist nicht real, es handelt sich um ein Muster des Ex-post-Kostenausweises, den Banken und andere Wertpapierdienstleis- ter ihren Kunden in diesem Jahr erstmals zu- senden müssen – Mifid II sei Dank. Doch es zeigt, warum sich die Branche über die neue Transparenz nicht wirklich freut. „Viele Be- rater haben Respekt vor dem Ex-post-Kosten- ausweis“, sagt Christian Hammer, Geschäfts- führer des Haftungsdachs NFS Netfonds. „Wir haben beinahe zehn Jahre Hausse hinter uns, 2018 verloren aber fast alle Assetklassen an Wert. Im Depotauszug steht also ein Minus. Ausgerechnet für dieses Jahr wird dem Kunden nun erst- mals in Euro und Cent vorge- rechnet, was seine Anlage ihn kumuliert gekostet hat. Das kann schon zu unangenehmen Nachfragen führen.“ Doch mögliche Diskussionen mit Kunden sind nicht das Einzige, was die Branche um- treibt. Schließlich dürften die Berater inzwi- schen gelernt haben, dem Kunden zu vermit- teln, dass ihre Dienstleistung einen Wert hat, der bezahlt werden muss. Viel ärgerlicher ist, dass die Zahlen Transparenz und Vergleich- barkeit oft genug nur suggerieren. Das liegt zum einen an fehlenden Standards, zum an- deren daran, dass die dahinterliegenden Daten zum Teil veraltet oder irreführend sind. Dass es um den Ex-post-Kostenausweis trotzdem immer noch so ruhig ist, hat einen einfachen Grund: Die allerwenigsten Banken haben das Dokument schon verschickt. FONDS professionell hörte sich im Februar bei sechs Geschäftsbanken, zehn depotführen- den Stellen wie Fondsplattformen sowie bei den Dachorganisationen der Sparkassen und der genossenschaftlichen Institute um. Nur die Commerzbank gibt zu Protokoll, die Kosten- berichte schon verschickt zu haben. Die an- deren Institute werden das, sofern sie sich ge- genüber der Redaktion geäußert haben, erst im zweiten Quartal tun. Versäumte Frist? „Noch im vergangenen Herbst hieß es von Seiten einiger Banken, dass sie den Kosten- ausweis im Januar verschicken möchten“, sagt Magdalena Kuper, Regulierungsexpertin beim deutschen Fondsverband BVI. So hatte die Branche die zeitliche Vorgabe der Regulierer, der EU-Kommission und der Europäischen Wertpapieraufsicht ESMA, größtenteils ver- standen. Immerhin haben Wertpapierdienst- leister ihren Kunden nach Artikel 50 der Delegierten Verordnung (EU) 2017/565 die Ex-post-Kosteninformationen mindestens einmal im Jahr zur Verfügung zu stellen. Die Mifid II trat bekanntlich am 3. Januar 2018 in Kraft. Ist die Jahresfrist also längst abgelaufen? Die Bafin relativiert das: „Die Frage, wann ein Wertpapierdienst- leistungsunternehmen seinen Kunden die Ex-post-Kosteninformationen zur Verfügung zu stellen hat, ist für das erste Jahr der Mifid-II-Umsetzung nicht einheitlich zu beantworten“, erklärt eine Sprecherin. „Anknüpfungs- punkt“ für die Berechnung des Zwölfmonatszeitraums sei „der jeweilige Beginn der lau- fenden Geschäftsbe- ziehung“. Demnach wäre die Frist nur Der Ex-post-Kostenausweis nach Mifid II soll Anlegern erstmals volle Transparenz bei den Kosten ihrer Investments bieten. Doch die Sache geht nach hinten los. Eine erste Bestandsaufnahme. Kosten -Kuddelmuddel » Noch im vergangenen Herbst hieß es von Seiten einiger Banken, dass sie den Kostenausweis im Januar verschicken möchten. « Magdalena Kuper, BVI Absolut keinen Überblick: Der Ex-post-Kostenausweis soll Anleger darüber aufklären, welche Kosten ihre Geldanlage in den vergangenen zwölf Monaten verursacht hat. Doch viele Angaben sind nicht stimmig. Foto: © Le Do | stock.adobe.com 284 www.fondsprofessionell.de | 1/2019 vertrieb & praxis I ex-post-kostenausweis

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