FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019

Foto: © Microgen | stock.adobe.com, Frithjof Kjer; Xavin I nvestitionen in Fintechs sind en vogue: Laut einer Analyse von Barkow Consul- ting flossen 2018 mehr als eine Milliarde Euro frisches Kapital in deutsche Fintechs. Allein die Smartphone-Bank N24 sammelte 130 Millionen Euro ein. Anfang Januar dieses Jahres gab es noch einen Nachschlag: Re- nommierte Investoren wie Allianz X und Earlybird engagierten sich mit weiteren 300 Millionen US-Dollar bei dem Berliner Start-up. Auch das An- lageportal Weltsparen erhielt Mitte Februar 100 Millionen Euro von Risi- kokapitalgebern. Doch nicht nur klas- sische Finanzinvestoren beteiligen sich an Fintechs, auch Banken sind interes- siert: Viele Häuser gehen Kooperatio- nen ein – oder gründen sogar selbst. Geschäft ausgegliedert So leistete beispielsweise die Lan- desbank Baden-Württemberg umfang- reiche Geburtshilfe für die neu gestar- tete Crowdfunding-Plattform Xavin. Mitarbeiter der Bank nahmen am In- kubatoren-Programm der Pioniergeist GmbH teil, wo sie gemeinsam mit erfahrenen Gründern in einemWorkshop Geschäftsideen entwickelten. Daraus entstand Xavin, eine digitale Plattform, die Vereinen die Möglich- keit bietet, ihre Projekte Mitgliedern und Freunden in professionell erstellten Videos vorzustellen und darüber Geld einzusammeln. Xavin wurde zunächst als Projekt innerhalb des Instituts geführt, bis sich herauskristalli- sierte, dass die Geschäftsidee erfolgreich sein könnte und Ende 2018 die Ausgründung erfolgte. Das Hauptmotiv für die LBBWwar, neue Prozesse zu erproben – verbunden mit der Möglichkeit, Ideen schnell umsetzen zu können, erläutert Xavin-Mitgründerin Nina Gladen. „Die große Anzahl an Fintechs zwingt auch Banken dazu, neu zu denken und an dem Wandel teilzunehmen“, sagt sie. Über die neue Plattform wurden bislang 500.000 Euro für acht Vereinskampagnen fi- nanziert. Dazu zählen neue Böden für eine Tennishalle, die Erneuerung von Sanitäran- lagen oder der Kauf von Grundstücken für einen Anglerclub. Mittlerweile beschäftigt das Start-up neben den beiden Gründern Tobias Ungerer und Nina Gladen, die beide aus der LBBW stammen, drei weitere Mitarbeiter. „Der Bank bietet sich die Möglichkeit, über einen Partner Finanzierungen abzuwickeln, die im Hinblick auf Kosten, Erlöse und schlechter Sicherheitenverwertung im klassi- schen Bankgeschäft nur noch schwer darstell- bar sind“, so Gladen. Aber auch für die Pas- sivseite des Institutes gibt es Vorteile: Neben Privatkunden, die nachhaltig anlegen möch- ten, nutzen auch Stiftungen aus dem Kunden- stamm der LBBW das Angebot, um regional gemäß ihres Stiftungszwecks zu investieren. 850 Partnerschaften Die Zusammenarbeit zwischen Xavin und der LBBW ist kein Einzel- fall. „Statt der anfangs proklamierten Revolu- tion, die Banken über- flüssig machen sollte, zeigt sich heute ein anderes Bild“, sagt Sascha Dem- gensky von der Beratungsfirma Price- waterhouse Coopers (PwC). „Banken und Fintechs nähern sich an und ge- hen eine Symbiose ein, von der alle Parteien profitieren: die Fintechs durch Zugang zum Markt oder zu Back-Office-Funktionen, die Banken durch eine schnelle, passgenaue Er- weiterung ihres Angebots oder durch die Optimierung eigener Prozesse.“ Früher grassierte die Angst, Fintechs könnten Banken das Geschäft kaputt machen. Inzwischen ist klar: Beide Seiten sind aufeinander angewiesen. Vom Gegner zum Partner „Wenn du einen Feind nicht besiegen kannst, dann mache ihn dir zum Freund“, lautet eine Volksweisheit. Was die Konkurrenz mit Fintechs anbelangt, scheint so manche Bank dieses Motto zu beherzigen. Kooperation ist Trumpf Strategien von Banken hinsichtlich Fintechs Welche Strategien wenden Banken hinsichtlich Fintechs an?* Fast alle von PwC befragten Banken geben an, mit Fintechs zusammenzuar- beiten. Auch Eigenentwicklungen stehen hoch im Kurs. *Ranking nach Investition in die Strategie im letzten Geschäftsjahr | Quelle: PwC Fintech Kooperationsstudie 2018 0 % 20 % 40 % 60 % Investieren in Fintechs Kopieren /Nachbau Förderprogramme für Fintechs Eigen entwicklungen Kooperieren mit Fintechs 88 % 60 % 53 % 50 % 48 % 348 www.fondsprofessionell.de | 1/2019 bank & fonds I fintechs

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=