FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2019

allerdings die Erkenntnis durch, dass ein geteilter Kunde in der Summe für beide durchaus ein wertvollerer Kunde sein kann“, so die Studienautoren. „Das gilt sowohl für die Kostenseite – wo komplexe Prozesse wie ‚Know Your Customer‘, aber auch weitere Abwicklungsthemen beide belasten – als auch für die Ertragsseite.“ Soweit die Theorie. Doch oft werden die Fintechs schon innerhalb einer Bank unter- schiedlich wahrgenommen. Auf der obersten Führungsebene stoßen die Ideen häufig auf Begeisterung. Wenn ein Kooperationsprojekt tiefer wandert und auf der Arbeitsebene ankommt, steigt jedoch die Zahl der Beden- kenträger. „Man muss kritisch fragen, ob die Bündnisse immer das halten, was sich die Parteien von ihnen versprechen“, gibt PwC- Experte Demgensky zu bedenken. „Beide Seiten brauchen eine passgenaue Koopera- tionsstrategie.“ Mittlerweile sind einige Part- nerschaften schon wieder Vergangenheit: So scheiterte die Zusammenarbeit zwischen dem Zahlungsverkehrsanbieter Cringle und der DKB Bank schlicht und einfach daran, dass das Fintech pleite gegangen ist. Die Koope- ration zwischen dem Robo-Berater Cashboard und der Augsburger Aktienbank endete aus dem gleichen Grund. „Kontext-Banking“ Banken sollten sich folglich ganz genau anschauen, mit wem sie zusammenarbeiten. Laut Sutor-Banker Giesen ist die Party für manche Unternehmen schon beendet, bevor sie richtig begonnen hat. „Die Fintech-Revo- lution ist für die reinen Frontend-Start-ups, die mit keiner oder nur minimaler Lizenz unter- wegs sind, bereits vorbei“, sagt er. Als Bei- spiel nennt er Robo-Advisors mit Erlaubnis als Finanzanlagenvermittler gemäß Paragraf 34f Gewerbeordnung, „die wenig mehr als eine schöne Kundenschnittstelle bieten, ohne über eine proprietäre Technologie zu verfü- gen, die es erlaubt, einen einzigartigen Kun- dennutzen anzubieten.“ Dagegen sieht der Digitalisierungsexperte in diesem Jahr einen Trend hin zum „Kontext-Banking“: Dabei können Zahlungsvorgänge in Geschäftspro- zesse „unsichtbar“ eingebettet sowie Kredite für Reisen oder einen Autokauf direkt am „Point of Sale“ abgerufen werden. Fintechs kooperieren übrigens nicht mehr nur mit Banken: Ende Januar gab das Unter- nehmen Weltsparen, das online Spar- und Investmentprodukte vertreibt, eine Koopera- tion mit Telefonica Deutschland bekannt. So können O2-Kunden künftig mit einer Ban- king-App ETF-Portfolios über ihr Handy abschließen. MARCUS HIPPLER | FP Foto: © Sutor Bank Hartmut Giesen, Sutor Bank: „Durch die Kooperationen haben wir bis dato 150.000 neue Kunden gewonnen.“ Verliebt, verlobt, verheiratet – und manchmal schon wieder getrennt Ausgewählte Kooperationen zwischen Banken und Fintechs in Deutschland Der Blog „Payment & Banking“ hat für FONDS professionell seine Übersicht über Kooperationen zwischen Banken und Fintechs aktualisiert. Das Team um André Bajorat beob- achtet den Markt seit Jahren – und hat auch B2B-Partnerschaften im Blick, die in der Öffentlichkeit kaum beachtet werden. Einige Kooperationen sind schon wieder Vergangen- heit: Beispielsweise mussten Cashboard und Cringle Insolvenz anmelden. Quelle: www.paymentandbanking.com 350 www.fondsprofessionell.de | 1/2019 bank & fonds I fintechs

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