FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2019

Foto: © AA+W | stock.adobe.com M öglicherweise kann das Verhältnis, das zwischen Kryptowährungen – vulgo: Bitcoin – und den Märkten besteht, am besten mit einer pubertären Sturm-und-Drang-Romanze verglichen wer- den: Zunächst das gegenseitige Ignorieren, dann das große emotionale Strohfeuer und letzten Endes die ebenso große Enttäuschung. Manchmal folgt am Ende eines solchen Zyklus aber ein abgeklärterer Blick auf das jeweilige Gegenüber. Tatsächlich könnte – mit Betonung auf „könn- te“ – es so sein, dass auch der Markt für Kryptowährungen in eine derartige Phase eintritt: Zu Redaktionsschluss war die Refe- renzwährung Bitcoin auf der einen Seite zwar immer noch meilen- weit von ihrem historischen Hoch von 17.000 Dollar entfernt. Auf der anderen Seite hat sich aber auch nicht der befürchtete Total- verlust eingestellt. Stattdessen ist die Kryptowährung seit ihrem Tief von 3.300 wieder um nahezu 100 Prozent auf 6.300 US-Dollar je Coin geklet- tert und hat ihre Rolle als Marktführer im Kryptobereich mit einem Marktanteil von deutlich mehr als 50 Prozent wieder gefestigt (siehe Grafik unten). Ein einzelner unmittelbarer Auslöser für diese Gegenbewegung ist nur schwer auszu- machen – es gibt aber ein paar Puzzlesteine, die zu dem Schluss verleiten könnten, dass eine allmähliche Professionalisierung des Kryptowährungsmarktes eintritt. Professionalisierung Bislang war es für Anleger – und Speku- lanten – ja recht schwierig, mit Kryptowäh- rungen zu handeln. Der Hauptzugang erfolgte über teils intransparente und ungesicherte Handelsplattformen sowie eine physische Wallet, also eine elektronische Geldbörse, über die mit Kryptowährungen gehandelt wurde. Alternativen gab es kaum. Skandi- navische Tracker-Zertifikate und Schweizer Put-Optionen einzelner Anbieter stellten die Ausnahme der Regel dar – bis die Börse Stuttgart vorpreschte und im Frühjahr ihre Bison-App auf den Markt brachte. Dabei handelt es sich laut Anbieter um die erste Anwendung in Deutschland, „ hinter der eine traditionelle Wertpapierbörse steht“. Demnach „ist die App für den einfachen und schnellen Handel mit Kryptowährungen opti- miert. Zu Beginn wird der Handel mit Bitcoin, Ethereum, Litecoin und Ripple (XRP) unterstützt. Weitere Kryptowährungen fol- gen“, so das Versprechen. Kompromisse Die Börse geht dabei ein paar Kompromisse zur reinen Krypto- Lehre ein. So war bei der Erschaf- fung von Bitcoin einer der wich- tigsten Gedanken: „Be your own bank.“ Das bedeutet: Die Wäh- rung wird in der eigenen Wallet, die sich auf einem Computer, einem Handy oder einem anderen dafür vorgesehenen Gerät befin- det, gehalten – ganz ohne Bank oder Bankkonto. Auch die Trans- Nach dem großen Hype und der darauf folgenden Ernüchterung scheint sich der Markt für Kryptowährungen stabilisiert zu haben. Liebe auf den zweiten Blick Nach all der Aufregung lohnt sich vielleicht ein zweiter, ruhigerer Blick auf das Phänomen „Kryptowährung“. Das scheinen sich zumindest Regulatoren, Börsen und Finanzmathematiker zu denken. » Die Bison-App wurde für den Handel mit Kryptowährungen – zunächst Bitcoin, Ethereum, Litecoin und Ripple – entwickelt. « Börse Stuttgart Marktführer stabilisiert sich Marktkapitalisierung ausgewählter Kryptowährungen in Prozent Angriffsversuche anderer Kryptowährungen konnte der Bitcoin trotz des gewaltigen Markteinbruchs 2017 bislang erfolgreich abwehren. Quelle: coinmarketcap.com 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Bitcoin Ethereum Bitcoin Cash Litecoin XRP Anteil an der Marktkapitalisierung P 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 154 www.fondsprofessionell.de | 2/2019 markt & strategie I kryptowährungen

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