FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2019

Foto: © Racle Fotodesign | stock.adobe.com D ie Politik der Europäischen Zentral- bank kostet die Investoren mittlerweile eine Stange Geld. Seit März 2016 liegt der Leitzins bei null Prozent – und es ist völ- lig offen, wann es zu einer Änderung kommt. Im April zerstreute EZB-Chef Mario Draghi alle Hoffnungen, dass es in diesem Jahr zu einer Zinswende kommen wird. Für Anleger ist das schmerzlich: Sparkonten, Festgelder und Staatsanleihen rentieren sich weiterhin nicht, selbst ohne Berücksichtigung der Infla- tion. Wer mit Kapitalanlagen etwas verdienen will, muss sich an die Börse wagen, an der es zuletzt jedoch einige Turbulenzen gab – oder in nicht börsennotierte Sachwerte investieren. Umso trauriger ist es, dass Verbraucherschüt- zer versuchen, entsprechende Produkte für Privatanleger unzugänglich zu machen. Die zunehmende Zahl von Insolvenzen im Crowdinvesting-Markt ist Wasser auf die Mühlen der Anlegerschützer. Bislang waren davon vordergründig Start-ups betroffen. Im Mai erwischte es aber auch wieder zwei Im- mobilienprojekte, die sich über die Crowd- investing-Plattform Zinsland mit Nachrang- darlehen Kapital von Privatanlegern besorgt hatten. Der Projektentwickler musste nach eigenen Angaben Insolvenz anmelden, nach- dem das bauleitende Architekturbüro Ausfüh- rungsmängel und erhebliche Mehrkosten ver- ursacht haben soll. Außerdem habe ein Todes- fall in der Geschäftsführung zu einem Verlust von „personellen Ressourcen und fachlichem Know-how“ geführt. 720 Fonds analysiert Der Fall zeigt, dass die Crowdinvestoren typische Projektentwicklungsrisiken tragen, ohne Zugriff auf das Asset zu haben, wenn die Risiken schlagend werden. Das Nachrang- kapital ist dann in den meisten Fällen verlo- ren. Das ist bei geschlossenen Fonds üblicher- weise nicht so, was ein gewichtiges Verkaufs- argument der Anbieter sein könnte. Ohnehin lassen sich mit professionell strukturierten und verwalteten Sachwertinvestments in der Regel locker Erträge oberhalb der Inflationsrate erzielen. Davon müssen die Privatanleger jedoch erneut überzeugt werden – was ange- sichts der großen Pleiten und Skandale der jüngeren Vergangenheit bekanntlich kein leichtes Unterfangen ist. Überzeugen lassen sich die Anleger hof- fentlich mit dem Nachweis solider Leistun- gen. Das ist der Grund, weshalb sich FONDS professionell seit einigen Jahren intensiv mit der Performance von geschlossenen Fonds beschäftigt (siehe FONDS professionell 2/2018, Seite 142, und 2/2017, Seite 152). In diesem Frühjahr hat sich die Redaktion erneut die Ergebnisse der aufgelösten Fonds angese- hen und die Zahlen der besten Beteiligungen ausgewertet. Die Stichprobe besteht in diesem Jahr aus 720 Fonds (2018: 654), die in Summe rund 52,5 Milliarden Euro investiert haben – davon sind 25,1 Milliarden Euro Eigenkapital, das die Initiatoren bei den Anlegern eingesammelt haben. Die Fremdkapitalquote beträgt also 49 Prozent. Sämtliche berücksichtigte Fonds haben mindestens 100 Prozent des eingesetz- ten Eigenkapitals (ohne Agio) zurückgezahlt. Das Gros machen 394 Immobilienfonds und 238 Schiffsbeteiligungen aus. Deutlich klei- nere Gruppen bilden Investments in erneuer- bare Energien, Flugzeuge, Container und Private Equity. Drei Fünftel der Investitionen valutieren originär in Euro, etwas mehr als ein Drittel der Veranlagungen erfolgten in US- Dollar. Daneben sind britisches Pfund, kana- discher und australischer Dollar und der Schweizer Franken vertreten. Dollar schlägt Euro Die aufgelösten Fonds liefen durchschnitt- lich 11,4 Jahre. Sie haben im Schnitt 53 Pro- zent mehr an ihre Anleger ausgezahlt, als die- se ursprünglich investiert hatten (ohne Berück- sichtigung des Agios, dessen Höhe uneinheit- lich ist). Daraus ergibt sich eine rechnerische Kapitalmehrung pro Laufzeitjahr von 6,08 Prozent vor Steuern. Da nicht alle Fonds voll- ständig abgerechnet sind, können sich die Ergebnisse noch verbessern, vor allem bei den Gesellschaften, die ihre Assets erst kürzlich verkauft haben. Eine Beobachtung aus dem vergangenen Jahr wurde diesmal wieder be- stätigt: Mit der Größe der Stichprobe nimmt auch die Laufzeit im Schnitt etwas zu, wäh- rend der Ertrag für die Anleger leicht sinkt. Erfreulich ist, dass 73 Beteiligungen mehr als 200 Prozent ausgeschüttet und somit den Von wegen Renditegrab: Hunderte Beteiligungsmodelle haben ihren Investoren eine gute Performance beschert, zeigt eine Analyse von FONDS professionell. Gutes Zeugnis Daumen hoch: Die Zahl der geschlossenen Fonds, die transparent und nachweisbar für ihre Anleger erfolgreich waren, steigt von Jahr zu Jahr. Das geht aus der von FONDS professionell regelmäßig erstellten Auswertung hervor. 182 www.fondsprofessionell.de | 2/2019 sachwerte I geschlossene fonds

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