FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2019

wir im Februar auf der GAM-Systematic- Plattform eine neue Dynamic-Credit-Strategie lanciert, ein quantitativ gesteuerter Multi- Asset-Fonds wird im Jahresverlauf folgen. Unterm Strich ist unsere Fondspalette aber geschrumpft: Vor drei Jahren hatten wir rund 200 verschiedene UCITS-Fonds, 2018 waren es noch etwa 130. In den vergangenen Mona- ten haben wir weitere 15 Portfolios geschlos- sen. In diesem Zuge haben uns auch einige Investmentteams verlassen. In jüngster Zeit gab es zahlreiche Mel- dungen über Abgänge von GAM-Port- folio-Managern, was mit Blick auf die Schlagzeilen des vergangenen Jahres auch nicht verwundern darf. Einige die- ser Kollegen hätten Sie sicherlich gern an Bord gehalten. Was tun Sie, um einen weiteren Aderlass zu vermeiden? Da muss ich widersprechen. In den Bereichen, die ich als unser Kerngeschäft bezeichne, hat- ten wir keine relevanten Abgänge zu verzeich- nen. Schauen Sie sich beispielsweise unser Team für Schwellenländeranleihen an: Das ist mittlerweile größer, als es vor einem Jahr war! Mit Kerngeschäft meine ich alle Anlagestra- tegien, die skalierbar sind, die sich klar vom Wettbewerb unterscheiden und mit denen wir unseren Kunden einen Mehrwert bieten kön- nen. Ein „Loss of Talent“ bereitet mir keine Sorgen, denn den sehe ich bei uns nicht. Selbstverständlich ist es nie leicht, wenn Mit- arbeiter, mit denen man vielleicht jahrelang zusammengearbeitet hat, von sich aus gehen oder gehen müssen. Aber ich bin überzeugt davon, dass wir mit unserem aktuellen Set-up für die Zukunft sehr gut aufgestellt sind. Schließlich ist es uns gelungen, in jüngster Vergangenheit echte Talente zu gewinnen. Vor rund anderthalb Jahren hat beispielsweise Adrian Gosden bei uns angeheuert, um eine Dividendenstrategie mit britischen Aktien auf- zubauen. Zuvor hatte er Mandate im Volumen von zehn Milliarden britischen Pfund für Artemis verantwortet. Und seit Anfang dieses Jahres verstärkt Rob Mumford, ein absoluter Experte für Schwellenländeraktien, unser Büro in Hongkong. Mit welchen Argumenten können Sie Fondsmanager in diesen unruhigen Zei- ten und trotz der erwähnten Schlagzei- len davon überzeugen, für Ihr Haus zu arbeiten? Bei uns haben sie die Freiheit, so zu investie- ren, wie es ihrer Philosophie entspricht. Es gibt wie erwähnt keine Hausmeinung. Da sind wir wieder bei meiner Rolle: Ich regiere nie- mandem ins Portfolio rein. Ein Fondsmanager muss uns gegenüber überzeugend darlegen können, warum er meint, dass es auf seinem Markt Ineffizienzen gibt und wie er daraus Performance schöpfen möchte. Bei uns dürfen – und sollen – die Investment Manager unab- hängig denken. Im vergangenen Jahr musste GAMMit- telabflüsse von rund 21,5 Milliarden Schweizer Franken hinnehmen, das ent- spricht rund 19 Milliarden Euro. Rund die Hälfte davon entfällt auf die Hay- wood-Fonds, die aktuell abgewickelt werden. Die andere Hälfte hat aber nichts mit diesen Strategien zu tun. Haben die Kunden das Vertrauen in GAM verloren? Der wichtigste Grund für die Abflüsse ist in der heftigen Korrektur an den Finanzmärkten im vierten Quartal zu suchen. Damals zogen Anleger branchenweit aus fast allen Assetklas- sen Geld ab. Besonders hart hat es bekannt- lich aktiv verwaltete Fonds getroffen. Davon blieb unser Haus nicht verschont. Interessant ist, dass sich einige unserer größten Strategien in diesem Umfeld vergleichsweise gut halten konnten. Ein Beispiel ist die GAM-Star- Credit-Opportunities-Strategie, die Anfang 2018 rund zehn Milliarden Dollar verwaltete. Aus Fonds mit Unternehmensanleihen zogen Investoren im vergangenen Jahr enorm viel Geld ab, vor allem als sich die Angst verbrei- tete, dass die Zinsen in den Vereinigten Staa- ten weiter steigen würden. Auch unsere Cre- dit-Opportunities-Strategie musste Abflüsse hinnehmen, die aber nur ein Viertel des Kate- goriedurchschnitts ausmachten. Doch obwohl sich dieser Fonds relativ gesehen gut halten konnte, handelt es sich in absoluten Zahlen gesehen um eine relevante Summe, die wir verloren haben. Die Schlagzeilen rund um Tim Haywood werden bei den Abflüssen aber schon eine gewisse Rolle gespielt haben. Es gab natürlich Investoren, die wegen der Absolute-Return-Bond-Fonds besorgt waren. Matthew Beesley: „Einige Anleger waren wegen der Absolute-Return-Bond-Fonds besorgt. Für sie war es frustrierend, dass wir ihnen nicht immer die volle Transparenz bieten konnten. Diesen Frust kann ich durchaus nachvollziehen.“ » Wir wollen weiterhin alternative Rentenfonds mit Absolute-Return-Ansatz anbie- ten, weil wir überzeugt davon sind, dass dies ein wichtiger Baustein für viele Anleger ist. « Matthew Beesley, GAM Foto: © Christoph Hemmerich vertrieb & praxis I matthew beesley | gam 264 www.fondsprofessionell.de | 2/2019

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