FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2019

Foto: © Christoph Hemmerich I m „Mainbuilding“ an der Taunus- anlage 18 in Frankfurt weist nichts mehr darauf hin, dass hier vor Kurzem noch die Veritas Investment GmbH ihren Sitz hatte. Klingelschild, Briefkasten, so- gar das Logo im Aufzug – alles ausge- tauscht. Seit März heißt die Gesellschaft nun La Française Asset Management GmbH. Die Umfirmierung wurde mög- lich, nachdem auch die Bafin die Über- nahme von Veritas durch La Française ge- nehmigt hatte. Der Pariser Asset Manager, der zur genossenschaftlichen Finanzgruppe Crédit Mutuel Nord Europe gehört, verwaltet mit etwa 640 Mitarbeitern weltweit rund 66 Milliarden Euro. Knapp die Hälfte davon steckt in klassischen Wertpapier- fonds, gut 19 Milliarden entfallen auf Immo- bilieninvestments. Hinzu kommen hedge- fondsähnliche Strategien und Private-Equity- Finanzierungen mit zusammen rund 15 Mil- liarden Euro. FONDS professionell traf Konzernchef Patrick Rivière im ehemaligen Veritas-Büro zum Interview. Herr Rivière, La Française hat Ende vergangenen Jahres die Veritas-Gruppe erworben. Wie kam es zu dieser Ent- scheidung? Patrick Rivière: Dazu muss ich etwas ausho- len. La Française war lange Zeit ein sehr fran- zösisches Unternehmen. Wir haben erst vor sieben Jahren begonnen, unser Geschäft zu internationalisieren, sowohl mit Blick auf das Investment Management als auch auf die Kundschaft. Nur zwei Beispiele: Wir haben mittlerweile ein Team in Hongkong, das asia- tische Anlagen für uns managt, und Vertriebs- kollegen in Südkorea. Wir sind beispielsweise recht erfolgreich darin, europäische Immo- bilien an asiatische Kunden zu vermarkten. In Europa sind wir in inzwischen neun Ländern aktiv. Der deutsche Markt ist allein aufgrund seiner Größe sehr interessant, weist allerdings einige Besonderheiten auf. Anders als in ande- ren Ländern sind hier alle Kundengruppen relevant, angefangen bei den Versicherern und Pensionsfonds über die Banken bis hin zu un- abhängigen Beratern. Der Markt ist außerdem sehr dezentral organisiert. Wenn ein Asset Manager in Frankreich auf Roadshow geht, ist klar, dass er nach Paris muss. In Deutsch- land ist diese Frage nicht so einfach zu ent- scheiden. Um hier erfolgreich zu sein, ist ein hoher Ressourceneinsatz nötig. Hinzu kommt, dass der Markt recht abgeschottet ist: 70 Pro- zent des Kuchens entfallen auf die vier großen Anbieter. In Deutschland gibt es vielleicht rund 30 ernstzunehmende Investmentbouti- quen – in Frankreich sind es mehr als 600. Wegen all dieser Besonderheiten war uns schon früh klar: Wenn wir in Deutschland wirklich vorankommen möchten, ist eine Ak- quisition der beste Weg. Als uns die Veritas- Gruppe angeboten wurde, war das eine gute Gelegenheit, die wir gern genutzt haben. Hatten Sie sich zuvor andere Übernah- mekandidaten angeschaut? Wir haben mehr als zwei Jahre nach mögli- chen Übernahmezielen gesucht. Es gab einige Gespräche, mehr nicht. Bei nur 30 Bou- tiquen ist das auch nicht überraschend (lacht) . Veritas passt perfekt zu uns. Bis dato waren wir nur mit einem Immo- bilienteam und einer kleinen Vertriebs- einheit in Deutschland präsent, nun haben wir eine komplette Infrastruktur hier, mit eigenem Investmentteam, Vertrieb und Marketing – alles sehr spezifisch auf den deutschen Markt ausgerichtet. Es gibt quasi keine Überschneidungen mit unse- rem bisherigen Geschäft. Deutschland ist nun nach Frankreich unser größter Markt, in Summe beschäftigen wir fast 50 Mit- arbeiter in Frankfurt und Hamburg. Wo Sie gerade Frankfurt und Hamburg erwähnen: Veritas ist kein ganz einfaches Gebilde. Veritas Investment in Frankfurt hat sich auf Retailprodukte spezialisiert, Veritas Institutional in Hamburg auf institutionelle Kunden. Hat Sie diese Komplexität nicht abgeschreckt? Auf den ersten Blick wirkt das Konstrukt zwar nicht ganz einfach – zwei Gesellschaften in unterschiedlichen Städten, zwei verschie- dene Zielgruppen. Aber unseren Bedürfnissen kam diese Aufstellung sehr entgegen, weil wir uns in beiden Bereichen verstärken wollten. Veritas Institutional hat sich auf quantitative Multi-Asset-Lösungen mit einem ausgefeilten Risikomanagement spezialisiert. Diese Exper- tise fehlte uns bislang, sie ergänzt unser Ge- schäft hervorragend. Bei Veritas Institutional wird sich daher kaum etwas ändern, die Kol- legen in Hamburg sollen ihren bisherigen Fo- kus genau so beibehalten. Neu wird nur sein, dass wir dieses Know-how in andere Länder exportieren. Wir arbeiten gerade daran, die Multi-Asset-Expertise aus Hamburg weltweit zugänglich zu machen. So dient die Übernah- me nicht nur dazu, Kunden in Deutschland zu akquirieren, sondern sie hilft uns auch dabei, Mandate anderswo zu gewinnen. Der Frank- furter Standort dagegen wird vollständig in La Française integriert. Wir werden einige unse- rer französischen und Luxemburger Fonds Ende vergangenen Jahres übernahm La Française die Veritas-Gruppe mit ihren Standorten Frankfurt und Hamburg. Im Interview verrät Patrick Rivière , der Chef des Pariser Asset Managers, was ihn zu diesem Kauf bewogen hat, welche Pläne er in Deutschland verfolgt – und was sich bei Veritas nun ändern wird. „Veritas passt perfekt zu uns“ » Deutschland ist für uns eine Wachstums- geschichte. Es geht uns nicht darum, Kosten zu sparen. « Patrick Rivière, La Française Patrick Rivière Patrick Rivière stieg nach seinem Studium 1983 bei der Pariser Privatbank Cholet Dupont ein. Stationen bei Fimagest und Fortis Investment Management führten ihn 1999 zu Invesco, wo er unter anderem das Frankreichgeschäft verantwortete. 2008 wech- selte er als Chief Executive Officer zu La Française. vertrieb & praxis I patrick rivière | la française 282 www.fondsprofessionell.de | 2/2019

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