FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2019

sung besitzen, während Central und Stuttgar- ter nicht auf Wartezeiten nach Vertragsab- schluss verzichten. Daher erfüllen diese Tarife die Vorgaben im Beispiel nur zu 95 Prozent. Kritik an „Finanztest“ Ein Makler sollte auch einen Blick auf die Bilanzzahlen des Versicherers werfen, um abschätzen zu können, ob die Beiträge auf ab- sehbare Zeit stabil bleiben können. So berech- net die Bayerische ihre Zahnzusatzpolicen in- zwischen nach Art der Schadenversicherung, also ohne Alterungsrückstellungen. Die Bei- träge bleiben nach Firmenangaben mindestens fünf Jahre stabil – für die jüngeren Altersgrup- pen sollen es bis zu 15 Jahre sein. Ob das auf- geht, ist abzuwarten. „Der Versicherte kann sich womöglich seinen Schutz im höheren Alter, gerade wenn es darauf ankommt, nicht mehr leisten“, warnt Gerd Güssler, Geschäfts- führer des Analysehauses KVpro.de. Die Stiftung Warentest hat im Mai 234 Ta- rife von Zahnzusatzpolicen für Kassenpatien- ten untersucht. In der Zeitschrift „Finanztest“ wurden 76 davon für sehr gut befunden. Am besten schnitten dabei mit Note 0,5 ab: Baye- rische (Zahn Prestige), Deutsche Familienver- sicherung (DFV-Zahnschutz Exklusiv 100), Hanse Merkur (EZL) und Ottonova (Zahn 100). Bewertet wurden dabei die Qualität der Regelversorgung (zehn Prozent der Gesamt- note), die privatärztliche Versorgung ohne In- lays und Implantate (40 Prozent), Inlays (20 Prozent), Implantatversorgung (20 Prozent) und jährliche Leistungsbegrenzungen in den ersten Jahren (zehn Prozent). „Die Implantat- versorgung müsste höhere Priorität genießen“, meint Deckungskonzeptmakler Schmidt. Kostenfaktor Zahnreinigung Finanztest räumt ein, dass viele Tarife wei- tere Leistungen beinhalten, die nichts mit Zahnersatz zu tun haben und nicht bewertet wurden. Für die Zahnreinigung wurde bei- spielsweise nur ein grobes Raster veröffent- licht, aus dem hervorgeht, ob der Versicherer diese Leistung überhaupt nicht übernimmt, weniger als 70 Euro bezahlt oder einen höhe- ren Betrag zuschießt. Da Zahnärzte in der Re- gel mindestens zwei Zahnreinigungen im Jahr empfehlen, viele sogar drei bis vier Termine, und jede Prophylaxe zwischen 80 und 120 Euro kostet, kann man nicht mehr von Pea- nuts sprechen. Doch Finanztest empfindet dies „nicht als großes finanzielles Risiko“. Das ist Auslegungssache. „Bei bis zu 480 Euro Kos- ten im Jahr für die Zahnprophylaxe sollte ein versierter Berater besser eine etwas teurere Police empfehlen, die das Risiko zu 100 Pro- zent abdeckt“, rät Schmidt. Damit zahle der Kunde unterm Strich trotzdem deutlich weni- ger als mit einer schlechteren Police. Kleiner Lichtblick: Einige gesetzliche Kas- sen bieten als Satzungsleistung ebenfalls Zu- schüsse zur professionellen Zahnreinigung – meist 50 Euro pro Jahr. Das beste Angebot bundesweit geöffneter Kassen kommt laut Fi- nanztest (August 2019) von der BKK Firmus, die zweimal 40 Euro pro Jahr zahlt. Makler können ihre Kunden auch beim Kassenwech- sel innerhalb der gesetzlichen Krankenversi- cherung (GKV) beraten. Unterstützung bietet dabei etwa GKV-Experte Thomas Adolph. Er betreibt den Onlinedienst Gesetzlichekranken- kassen.de, der Mehrleistungen analysiert, und das Portal Makleraktiv.de. Makler, die über diese Plattform den Kassenwechsel vermit- teln, erhalten je Abschluss derzeit pauschal 65 Euro Aufwandsentschädigung. Mit und ohne Extras Da die Kassenleistung bei Zahnreinigung sehr lückenhaft ist, erhoffen sich Verbraucher von einer Zusatzpolice umfänglichen Schutz. Bei Finanztest scheinen aber Zahnersatz und der Preis im Vordergrund zu stehen. So findet sich in der Mai-Ausgabe auch eine Tabelle „Beste besonders günstige Tarifangebote“. Dort sind die mindestens mit „gut“ bewerteten Tarife gelistet, die bis zum Alter von 73 Jah- ren maximal 25 Euro Monatsbeitrag kosten, darunter drei Tarife der Huk-Coburg-Gruppe. „Da wird der Vergleich beliebig“, sagt Schmidt mit Verweis auf die Huk-Coburg. Deren Spitzentarif „ZZ Premium Plus“ schneidet sehr gut ab (Note 1,3). Tatsächlich werden bei Zahnersatz und Inlays jedoch bloß 75 Prozent erstattet, nur bei lückenloser Vor- sorge übernimmt der Versicherer 90 Prozent. Wurzel- und Parodontalbehandlungen sind nicht inbegriffen. Bei professioneller Zahnrei- nigung werden maximal 100 Euro in zwei Kalenderjahren erstattet, Leistungen fließen erst nach acht Monaten Wartezeit. „Dies rela- tiviert den günstigen Jahresbeitrag schon bei der Zahnreinigung“, so Schmidt. Zum Vergleich: Der Tarif „DFV-Zahn- schutz Exklusiv 100“ der Deutschen Famili- enversicherung kostet 40 Euro im Monat, ver- zichtet komplett auf Wartezeiten und leistet bei professioneller Zahnreinigung 200 Euro pro Jahr, also das Vierfache. DETLEF POHL | FP Foto: © Objective IT Oliver Fink, Objective IT: „Bei falscher Beratung können Kunden auf hohen Kosten sitzen bleiben.“ » Der Versicherte kann sich womöglich den Schutz im höheren Alter, gerade wenn es darauf ankommt, nicht mehr leisten. « Gerd Güssler, KVpro.de Hochwertige Zahnzusatzversicherungen 1 Monats- Erstattungs- Erfüllung Versicherer Tarif Beitrag 2 satz Präferenz der Vorgabe Bayerische Zahn Prestige 41,40 Euro 100 % 3 6/6 100 % Bayerische BKK/UKV Zahn Premium 40,68 Euro 90 % 4 6/6 100 % Stuttgarter Zahn Premium 34,95 Euro 90 % 3 6/6 95 % Central Plan Z1 35,36 Euro 90 % 3 6/6 95 % Arag Dent 90+ 35,75 Euro 90 % 3 6/6 95 % Arag Dent 100 53,44 Euro 90 % 3 6/6 95 % 1 Präferenz: Inlays ohne Einschränkung, Implantate ohne Einschränkung, knochenaufbauende Maßnahmen, funk- tionsanalytische und -therapeutische Leistungen, 100 Prozent im Rahmen der Regelversorgung, keine zwingende Vorlage eines Heil- und Kostenplans | 2 Beitrag für Musterkunde (43-jähriger Arbeitnehmer; zwei Zähne fehlen, einer ist durch ein Implantat ersetzt, drei sind überkront) | 3 inklusive Vorleistung der GKV | 4 Rechnungsbetrag abzüglich GKV-Vorleistung x Erstattungssatz Objective IT / Levelnine; Stand: 19. Juli 2019 268 www.fondsprofessionell.de | 3/2019 fonds & versicherung I zahnzusatz

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