FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2020

Foto: © Choat l stock.adobe.com B örse ist – nicht immer, aber immer wieder – Massenpsychologie. Wie das aussehen kann, erleben wir seit Beginn dieses Jahres sehr eindrucksvoll. Obwohl sich das Coronavirus seit Jahresstart kontinuierlich von China aus verbreitete, erreichten etliche Aktienmarktindizes 2020 zuerst historische Höchststände, um ab Ende Februar in einen steilen Sinkflug überzugehen. Schlagartig ver- wandelte sich die Ignoranz gegenüber der her- aufziehenden Pandemie in Panik. Und das be- kamen auch die Fondsgesellschaften zu spü- ren. Allein in der letzten Februarwoche flos- sen laut Mountain-View 6,86 Milliarden Euro aus Aktienfonds mit Zulassung in Deutsch- land und Österreich ab. Insgesamt blieb die Bilanz unterm Strich noch mit 3,55 Milliarden Euro im Plus, die Kursstürze der zweiten Märzwoche dürften aber wohl noch mehr Ab- flüsse verursacht haben, die sich erst in der nächsten Statistik zeigen werden. Öko-Fonds beliebt Abseits der Corona-Krise gab es aber auch imAktienbereich durchaus Fondsgruppen, die Ende Februar noch zugekauft wurden. So spülte es in der letzten Februarwoche 713 Millionen Euro in Fonds der Kategorie „Branche Ökologie/Ethik “. Über den gesam- ten Februar gerechnet, verzeichneten die Öko- Fonds damit ein Plus von 3,84 Milliarden Euro. „Anleger legen zunehmend Wert da- rauf, nachhaltig und hierbei vor allem um- weltbewusst zu investieren“, bestätigt Marc Hassler, Analyst für nachhaltige Anlagen bei Schroders, und verweist auf das starke Wachstum von Nachhaltigkeitsfonds in den vergangenen Jahren. Tatsächlich ist die Investmentgruppe in den vergangenen fünf Jahren laut den Mountain-View- Daten von 27 Milliarden auf aktuell 103 Milliarden Euro gewachsen. Das ist ein Wachstum von stolzen 281 Prozent. Da- mit dürften die Öko-Fonds den Weg aus der Nische gefunden haben. Immerhin stellen diese Portfolios innerhalb der Branchenfonds nunmehr die größte Fondskategorie. Einen der Gründe für die- ses starke Wachstum sieht Hassler übri- gens in der Altersvorsorge: „Treibende Kraft hinter diesem Zuwachs sind Anleger, die ihr Altersvorsorgevermögen in nachhal- tigen Anlagewerten investiert sehen möchten“, sagt Hassler. Branchen hui, Länder pfui Unsere Statistik teilt das gesamte Aktien- fondsvolumen einmal nach Branchen und ein- mal geografisch. Und dabei wird deutlich, dass neben den Ökologie- und Ethikfonds primär Geld in Branchenfonds fließt. Die Kategorie „Technologie und Informations- technik“ etwa hat im Februar Zuwächse in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro ver- zeichnet, bei den Gesundheit-und-Pharma- Fonds waren es 953 Millionen Euro. Ganz verschont vom Börsenbeben Ende Februar blieben aber auch diese Gruppen nicht. Seit Jahresbeginn hatte der „Pharma/Gesundheit“- Sektor pro Woche im Durchschnitt 200 Mil- lionen Euro eingesammelt, in der neunten Ka- lenderwoche des Jahres fiel der Wert auf 81 Millionen. Die Technologieportfolios ver- zeichneten im selben Zeitraum durchschnitt- lich ein Plus von 400 Millionen Euro pro Woche. In der letzten Februarwoche zogen Anleger dann aber 154 Millionen Euro aus dieser Investmentkategorie ab. Ganz anders sieht es hingegen bei den Län- derfonds aus. Die Kategorie „Global“ sah hier seit Oktober Nettozuflüsse, was daran liegt, das Branchen und Themenfonds in der Regel weltweit anlegen. Aus Fonds, die in Regionen oder Länder investieren, wurde hingegen seit Oktober netto Geld abgezogen, einzig die Schweiz macht hier eine Ausnahme. Sieht man sich an, auf welche Regionen die großen Abflüsse entfielen, stechen Europa und Euro- land ins Auge. Rund neun Milliarden Euro verloren die Fondsgesellschaften in den betroffenen Investmentvehikeln, davon knapp 1,5 Milliarden Euro in der letzten Februar- woche. Gemessen am jeweiligen Fondsver- mögen kam es auch in den Regionen „Nord- amerika“ und „Großchina“ zu nennenswerten Abflüssen. Ein Blick auf die übrigen Fondsgruppen zeichnet darüber hinaus das typische Bild einer durch Panik gezeichneten Kapital- marktlage: Geldmarktfonds registrierten in der letzten Februarwoche ein Plus von 1,57 Milliarden Euro. Über den gesamten Monat hinweg schlug (noch) ein leichtes Minus von netto 35 Millionen Euro zu Buche. Die Nettobilanz für Rentenfonds ist seit Oktober positiv, das Gesamtvolu- men aller Rentenfondskategorien stieg in den letzten fünf Monaten um mehr als drei Prozent. Auch Immobilienfonds sahen seit Oktober anhaltend Zuflüsse. CORNELIA FUSSI | Die Tabellen zum Artikel finden Leser auf der nächsten Seite. FP In der letzten Februarwoche zogen Anleger wegen des Coronavirus viel Geld aus Aktienfonds ab. Es gibt aber auch gute Nachrichten. Öko-Geschäft springt an Neben der Corona-Krise gibt es auch gute Nachrichten: Das Geschäft der Öko-Fonds springt an. Massive Abflüsse Eigentlich starteten Aktienfonds recht gut ins neue Jahr. Doch die Panik rund um das Coronavirus bereitete den Zukäufen in der letzten Februarwoche ein jähes Ende. Quelle: Mountain-View -6 -4 -2 0 2 4 6 8 9 8 7 6 5 4 3 2 1 Mrd. Euro Mittelaufkommen Aktien gesamt Woche (des Jahres 2020) 170 www.fondsprofessionell.de | 1/2020 markt & strategie I mittelzu- und -abflüsse

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