FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020

sie auf gewachsenem Vertrauen basieren. Ein großer Mieter sagte mir dieser Tage: „Schauen Sie, Herr Schüttauf, eine Stundung hilft mir eigentlich gar nichts.“ Damit würde das Pro- blem nur in die Zukunft verschoben. Man muss also darüber reden, was an dem jewei- ligen Standort getan werden kann. Die Kunst besteht darin, bei Shoppingcentern nicht nur mit den Betreibern, sondern auch und gerade mit den Mietern in Kontakt zu treten, das Gespräch zu suchen und individuelle Lösun- gen zu finden. Können Sie denn Notverkäufe von Im- mobilien ausschließen? Ja. Aha. Andere können das vielleicht nicht so sagen, ich kann Ihnen aber auch verraten, woran das liegt. Vor allem sind es hoch gehebelte Pro- dukte, die mit der heißen Nadel gestrickt wurden. Die haben jetzt ein Problem. Aber bei offenen Immobilienfonds hat der Gesetzgeber schon dafür Sorge getragen, dass das nicht passiert, zum Beispiel in riskante Finanzie- rungsstrukturen mit einem Loan to Value [Verhältnis von Kreditbetrag zum Verkehrs- wert der Immobilie, Anm. d. Red.] Prozent und mehr zu gehen. Wir wurden früher gern belächelt mit unserer geringen Fremdkapitalquote. Jetzt kommt uns das zugute: Wir sind bei 15 Prozent. Wenn wir Objekte verkaufen, dann sind das keine Not- verkäufe! Wie sieht es bei Projektentwicklun- gen aus? Der Hausinvest ist ja auch da engagiert und hat einige For- ward-Deals abge- schlossen. Auf den Baustellen läuft es mehr oder weniger normal wei- ter. Auf einer Bau- stelle in Frankfurt hatten wir selbst in der absoluten Coro- na-Hochphase 300 Leute. Die haben mit Abstand gear- beitet, aber sie ha- ben ganz normal gearbeitet. Auch mit dem Material- nachschub gibt es keine Probleme, weil unsere Partner vor Ort vorausschauend eingekauft haben. Unsere zurzeit größte Projektentwicklung ist der Omniturm in Frankfurt, der ist so gut wie fertig. Aber auch auf den Baustellen in Polen haben wir keinerlei Probleme. Bei unseren Wohnbauprojekten geht es – wenn auch situa- tionsbedingt mit angezogener Handbremse – unter Berücksichtigung aller Sicherheitsauf- lagen ganz normal weiter. Die aber schon zu Verzögerungen führen werden, oder? Ja, natürlich. Es wird zum Beispiel gut mög- lich sein, dass sich die Eröffnung des „One Forty West“, ein Objekt in Frankfurt, das wir gerade für die Hotelkette Meliá entwickeln, um zwei bis drei Monate verschiebt. Aber das ist für Projektentwicklungen aller Art eine nicht unübliche Verzögerung. Von anderen Baustellen hört man durch- aus anderes … Ja, wir auch. Wir schauen uns auch intensiv einiges an und gehen von entsprechenden Opportunitäten aus. Da wird man das eine oder andere Objekt mit Corona-Abschlag erwerben können. Eine Krise bietet immer auch Chancen. Haben Sie diese opportunistische Per- spektive auch in anderen Segmenten? Bei Shoppingcentern nicht, da gehen wir ja sowieso seit einigen Monaten auf Distanz. Bei Gewerbeimmobilien dagegen schon. Man muss aber vorsichtig sein. Uns wird gerade vieles sehr günstig angeboten. Aber für B- Lagen sind wir der falsche Ansprechpartner. Ihre positive Sicht der Dinge lässt sich rational gut nachvollziehen. Viele Anle- ger verhalten sich aber nicht rational, sondern haben einfach nur Sorge. Ist die Kündigungsrate im Hausinvest rauf- gegangen? Nein, die Kündigungsrate ist gleich geblieben. Der Hausinvest hat Privatkunden – und das sind sehr besonnene Anleger. Die Anleger, die eher Schwierigkeiten ma- chen, sind die institutionellen Investo- ren. Sie verwalten Geld für andere und legen daher schneller mal den Hebel um. Das hat man auch in der Krise der offenen Immobilienfonds vor zehn Jah- ren gesehen. Wer hat denn da das Pro- blem verursacht? Also jedenfalls nicht die Privatanleger. Der Hausinvest ist ein reines Privatanlegerprodukt. Insti- tutionelle Investoren verweise ich freundlich auf unsere anderen Produkte bei der Commerz Real. Unsere Privat- kunden sind die dankbarsten Kunden. Wer vor 30 Jahren angefangen hat, über einen Sparplan in den Hausinvest ein- zuzahlen, bei dem hat sich schon ganz schön was angesammelt. Es ist zwar nicht das Produkt, mit dem Sie zwei- stellige Renditen erzielen, aber wir haben tatsächlich Kunden, die rufen uns an, um „Danke“ zu sagen. Wie beurteilen Sie diese Anle- gertreue vor dem Hintergrund des Kapitalanlagegesetzbuchs? Was für eine Bilanz ziehen Sie nach sieben Jahren KAGB? Eine positive! Das Produkt offener Immobilienfonds ist sicherer und stabiler gewor- den. Da hat der Regulator im Foto: © Hausinvest | Commerz Real von 60 f z o » Geht’s dem Mieter gut, geht’s uns gut. « Mario Schüttauf, Commerz Real sachwerte I mario schüttauf | hausinvest | commerz real 184

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