FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2020

Im Rahmen unserer Initiative eines stärker kundenzentrierten Angebots haben wir eines verstanden: Die Bedürfnisse von institutionel- len und von Retailkunden liegen gar nicht so weit auseinander, wie das immer noch oft kolportiert wird. Das kristallisiert sich beson- ders am Beispiel von ETFs heraus, einem Produkt, das zunehmend an Bedeutung ge- winnt und von institutionellen Investoren wie auch von Retailkunden gleichermaßen stärker nachgefragt wird. Als viertgrößter ETF-An- bieter der Welt können wir in diesem Bereich eine Produktpalette bieten, die sowohl für den Profi- wie auch den Privatkunden relevant ist. Und eines gilt auch: Zusammenlegung heißt nicht, dass jeder Relationship Manager jetzt alles macht. Wir setzen weiterhin auf Spezia- listen, etwa für Banken und Asset-Allokatoren auf der einen und Pensionskassen sowie Ver- sicherungen auf der anderen Seite. Uns ging es vielmehr darum, uns in einer immer kom- plexer werdendenAnlagewelt, in der alle Kun- dengruppen immer sophistizierter an uns her- antreten, als schlagkräftiges Team aufzustellen, statt getrennt voneinander zu marschieren. Was meinen Sie mit „immer sophistizier- teren Kunden“? Gerade unsere größten Kunden erwarten immer anspruchsvollere Lösungen von uns. Das sind zum Beispiel Treasurer großer glo- baler Konzerne, Staatsfonds, große Pensions- kassen, Großbanken und Zentralbanken. Und wir werden Zeugen einer Tendenz, durch die sich immer mehr Kapital bei diesen Kunden- gruppen sammelt. Deswegen haben wir uns zur Gründung unserer sogenannten Solutions Group entschlossen, die wie eine globale Taskforce dem Kunden zuhört, um zu ergrün- den, was er wirklich braucht, und dann gezielt aus der Invesco-Welt die für ihn passenden Module auszusuchen, zusammenzubauen und ihm als fertige Paketlösung anzubieten. Das kann zum Beispiel ein ganzer Korb aus ETFs, Immobilien und Faktorstrategien mit Wert- sicherung sein. Die Zeiten, in denen Sie ei- nem Kunden mit einem bestimmten Produkt kommen konnten, sind schon lange vorbei. Von solchen ganzheitlichen Lösungen sprechen aber mittlerweile viele Anbieter. Hand aufs Herz: Kann sich eine Gesell- schaft wie Invesco da wirklich unter- scheiden mit ihremAngebot? Natürlich reden viele darüber, integrierter Lö- sungsanbieter sein zu wollen. In Wirklichkeit braucht man aber schon eine gewisse kritische Größe, um auch wirklich glaubhaft als solcher wahrgenommen und akzeptiert zu werden. Einen großen Vorteil auf Seiten von Invesco sehe ich nicht nur in unserer schieren Größe als einer der volumenstärksten Asset Manager weltweit, sondern auch darin, dass unser Kon- zernchef Marty Flanagan sehr früh, auf jeden Fall früher als andere, damit begonnen hat, unsere Firma möglichst breit aufzustellen. Der wohl wichtigste Zukauf von Invesco war die Akquisition der Firma Powershares im Jahr 2006, die nach unserem Rebranding als Invesco ETF agiert. Damit hat Flanagan die Firma früh als einen der wenigen Anbieter positioniert, der sowohl aktives als auch pas- sives Investieren ermöglicht. ETFs sind ohne Zweifel wichtig, wir glauben aber nicht, dass sie allein das sind, was der Kunde will. Wird das jetzt Ihr flammendes Plädoyer fürs aktive Fondsgeschäft? Für uns gibt es nicht mehr diese dogmatische Diskussion um die Frage „aktiv oder passiv“. Wir glauben schon lange an die sinnvolle Kombination beider Bereiche, beispielsweise in Form der erwähnten Paketlösungen. Da geht es auch um sogenannte Model Portfolio Solutions oder kurz MPS, mit denen wir in Großbritannien begonnen haben und die wir auch in Kontinentaleuropa anbieten wollen. Worum geht es genau bei solchen Modell- portfoliolösungen? Dabei handelt es sich um einen kostengünsti- gen beratenden Anlageservice, der den Berater von der Verwaltung und Umsetzung des Anlageansatzes befreit, den sonst der Kunde selbst definieren musste. Das übernimmt Thomas Kraus: „Wir haben schon vor Corona sehr viel Energie in den Aufbau einer ,Digital first‘-Initiative gesteckt, aber erst die Krise hat das sozusagen voll zur Entfaltung gebracht.“ » Die Zeiten, in denen Sie einem Kunden mit einem bestimmten Produkt kommen konnten, sind schon lange vorbei. « Thomas Kraus, Invesco Foto: © Günter Menzl Thomas Kraus Seit mehr als 18 Jahren steht Thomas Kraus in den Diensten des US-Anbieters Invesco. Der gebürtige Österreicher hat über Jahre das institutionelle Ge- schäft der Gesellschaft in der DACH-Region verant- wortet, bevor er Ende November vergangenen Jah- res zum Leiter des gesamten Vertriebs – also sowohl institutionell als auch Retail – in Deutschland, Öster- reich und der Schweiz aufstieg. Vor seiner Zeit bei Invesco war Kraus für eine Reihe von Investment- firmen tätig, darunter die Bawag Invest und GAM. vertrieb & praxis I thomas kraus | invesco 292 www.fondsprofessionell.de | 2/2020

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