FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2020

„Einen alten Baum verpflanzt man nicht“, heißt es. Aber was kann man tun, wenn man zwar ein hohes Immobilienvermögen hat, sich aber mangels Liquidität kaum mehr etwas leisten kann? Verkauf ohne Auszug Die Babyboomer kommen ins Rentenalter. Weil viele zwar über ein Eigenheim verfügen, aber nur eine relativ geringe Rente haben, boomt eine spezielle Dienstleistung: die Immobilienverrentung. V iele träumen davon, die eigenen vier Wände zu besitzen und dort auch im Alter wohnen bleiben zu können. Anstatt ein Leben lang Miete zu zahlen, nehmen sie einen Kredit auf und müssen häu g nicht mehr an Kapitaldienst leisten, als sie ansonsten monatlich Miete zahlen müss- ten.Der entscheidende Unterschied ist, dass sie Eigentum abbezahlen und irgendwann keine Schulden mehr, aber eine eigene Immobilie haben.Häu g ist das jedoch ein Lebensprojekt, und nicht selten zieht es sich bis ins Rentenalter hin, bis der Kredit abbezahlt ist. So vernünftig das selbst genutzte Wohn- eigentum als Vermögensbaustein ist, so leicht kann es passieren, dass im Renten- alter zwar ein ansehnliches Vermögen vor- handen ist, es aber an Liquidität fehlt, weil es in der Immobilie gebunden ist. Manch- mal drängt sich der Wunsch auf, sich trotz- dem hin und wieder etwas Besonderes leis- ten zu können, mitunter reicht die Rente kaum, um über die Runden zu kommen. Fehlende Liquidität Stehen größere Zahlungen für Gesund- heitsmaßnahmen oder Reparaturen am Haus an, bräuchten viele Senioren mehr nanziellen Spielraum. Einen Kredit aufzu- nehmen, wird auch immer schwieriger: Viele Ältere werden von Banken als nicht mehr ausreichend kreditwürdig eingestuft. Um hier Abhilfe zu scha en, gibt es schon seit vielen Jahren Modelle zur Ver- rentung der Immobilie. Insbesondere im Zusammenhang mit der enormen Wert- entwicklung, die Immobilien in den ver- gangenen Jahren erfahren haben, bekom- men sie zunehmend Aufmerksamkeit. Das Angebot an entsprechenden Dienstleistern ist groß und unübersichtlich. Unübersichtliche Vielfalt Die unterschiedlichen Modelle, die sie anbieten, sind fast so vielfältig wie die indi- viduellen Wünsche und Anforderungen der interessierten Rentner. Özgün Imren, geschäftsführender Gesellschafter der Deut- schen Gesellschaft für Immobilienverren- tung (Degiv), nennt ein Beispiel aus seiner Beratungspraxis: „Der Weg ins Altersheim wird nicht zuletzt oft durch fehlende nanzielle Möglichkeiten zur häuslichen P ege ausgelöst. Eine Immobilienverren- tung kann ein Ausweg sein, im gewohnten Zuhause zu bleiben und sich dort mit dem Erlös aus der Verrentung individuell p egen zu lassen.“ Einige Häuser bieten Senioren an, ihre Immobilie an einen Investor zu vermitteln, andere erwerben sie für den eigenen Be- stand. ImGegenzug erhalten die Verkäufer einerseits eine Einmalzahlung, eine – in der Regel – lebenslange Zusatzrente oder eine Mischung aus beidem und andererseits die Zusicherung, dass sie in ihremHaus weiter » Das Nutzungsentgelt beim Teilverkauf ist eine Art Miete für die alleinige Nutzung der gesamten Immobilie. « Marian Kirchhoff, Deutsche Teilkauf SACHWERTE Immobilienverrentung FOTO: © TRONGNGUYEN | STOCK.ADOBE.COM 224 fondsprofessionell.de 3/2020