FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

Bei großen Filmpremieren ist es nur erlesenen Besuchern gestattet, über den roten Teppich zu gehen. Auch der Kreis der europäischen lang- fristigen Investmentfonds (ELTIFs) ist ausgesucht – doch er wird größer. In illustrer Gesellschaft European Long-Term Investment Funds (ELTIFs) kombinieren Eigenschaften von geschlossenen Fonds mit denen von UCITS. Die Produktkategorie ist lahm gestartet, doch jetzt zieht der Markt an. M anche Romane fangen vielverspre- chend an, doch dann plätschert die Handlung eine ganze Weile vor sich hin. Der Leser ist schon drauf und dran, das Buch wieder ins Regal zu stellen, als die Geschichte plötzlich eine überraschende Wendung nimmt. Jetzt kann es doch noch richtig spannend werden. Ein ähnlich überraschender Ruck geht derzeit durch den Markt für European Long-Term Investment Funds (ELTIFs).Die Europäische Kommission hat das jüngste aller Fondsvehikel, das wie eine Art Zwit- terwesen Eigenschaften von geschlossenen Fonds mit typischen Merkmalen von UCITS-Portfolios kombiniert, im April 2015 zugelassen (siehe Kasten nächste Sei- te). Seit Dezember desselben Jahres gilt die EU-Verordnung, die es erlaubt, europäische langfristige Investmentfonds aufzulegen, in allen EU-Mitgliedsstaaten. Die Kombination ist durchaus interes- sant. Immerhin bietet ein ELTIF Privat- anlegern die Möglichkeit, in einem regu- lierten Rahmen über geschlossene Fonds in illiquide Assetklassen wie Private Equity oder Infrastruktur zu investieren, die ihnen ansonsten nicht zugänglich sind. Dennoch konnte bis Ende vergangenen Jahres kaum von einem ELTIF-Markt die Rede sein. Gerade einmal eine Handvoll Vertreter zählte die Fondsgattung europaweit. Erweiterter Kreis So überprüft die EU-Kommission aktu- ell auch in einem Review der Verordnung, ob sich eventuell der Vertrieb von ELTIFs weiter vereinfachen oder die Gruppe der zulässigen Assetklassen erweitern lässt. Doch das scheint gar nicht mehr notwen- dig, wie ein Blick in das ELTIF-Register der Europäischen Wertpapieraufsicht ESMA zeigt: 29 europäische langfristige Invest- mentfonds sind dort inzwischen zu finden, die beiden neuesten noch gar nicht mitge- zählt. Mit gut 30 Vertretern bilden ELTIFs zwar immer noch einen illustren Kreis – doch er soll größer werden. Zur ELTIF-Gemeinde hinzugestoßen ist erst Anfang November 2020 der Fonds PG Private Markets (ISIN: LU2232093869), den der Schweizer Vermögensverwalter Partners Group mit Hauptsitz in Zug aufgelegt hat. Die Partners Group, einer der Pioniere auf dem Gebiet der europäischen langfristigen Investmentfonds, hat bereits zwei solche Vehikel auf den Markt gebracht. „Mit dem neuen Fonds starten wir die zweite ELTIF- Generation“, sagt Markus Pimpl, ELTIF-Ver- antwortlicher bei der Partners Group. Der erste Vertreter der zweiten Genera- tion investiert, anders als seine beiden Vor- gänger, nicht nur in Private Equity, also in direkte Unternehmensbeteiligungen oder in nicht an der Börse notierte Aktien. Statt- dessen legt der PG Private Marktes in sämt- lichen Assetklassen an, die am Privatmarkt zu finden sind. One-Stop-Lösung „In dem neuen ELTIF bilden wir alle Sektoren des Privatmarkts ab, in welche die Partners Group investiert“, sagt Pimpl. Zwar sollen Private-Equity-Investments mit 50 Prozent den größten Teil des Portfolios ausmachen, jeweils 20 Prozent werden aber in Immobilien- und Infrastrukturprojekte fließen. Bei den restlichen zehn Prozent MARKT & STRATEGIE ELTIFs FOTO: © RH2010 | STOCK.ADOBE.COM 144 fondsprofessionell.de 4/2020

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