FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

Der Mensch wird durch Maschinen mit künstlicher Intelligenz nicht ersetzt werden. Aber sein souveräner Umgang mit ihnen und ihren Möglichkeiten wird immer mehr zur Schlüsselqualität. Auf KI bauen Künstliche Intelligenz zieht in die Immobilienwirtschaft ein. Dienst- leister bieten das ganze Spektrum von Standortanalysen über Wertgutachten bis hin zur Optimierung von Projektentwicklungen. V on digitalen Möglichkeiten geht eine ganze Reihe von Verheißungen für die Immobilienwirtschaft aus. Gewohnte Pro- zesse könnten schneller, verlässlicher und kostengünstiger abgewickelt werden. Neue Verfahren würden die bisherigen komplett in den Schatten stellen und die Branche zu neuen Höhen führen, so die Hoffnung. „Einstweilen kämpfen wir eher noch in den Niederungen mit Problemen, wie wir zum Beispiel vorliegende Gutachtendaten in unsere Datenbanken bekommen und was man dann sinnvollerweise damit an- stellen kann“, bremst Jochen Schenk ein wenig die hochfliegenden Erwartungen. Als Vorsitzender des Vorstands der Real I.S., der Immobilien- und Fondstochter der Bayerischen Landesbank, verantwortet er Immobilieninvestments für private und institutionelle Anleger mit einem Gesamt- volumen von rund zehn Milliarden Euro. „Wir sehen im Moment noch keine Mög- lichkeit, Gutachten zur Immobilienbewer- tung völlig digital abzubilden“, sagt Schenk. „Wir arbeiten jedoch an einer datenschutz- konformen Methode, möglichst viele für ein Gutachten relevante Werte so importie- ren zu können, dass sie den Gutachtern die Arbeit erleichtern.“ Künstliche Intelligenz Es ist schon schwer genug, zu definieren, was „natürliche“ Intelligenz ist. Geradezu unmöglich wird es, wenn man festlegen will, was „künstliche Intelligenz“ (KI) ist. Der praktische Umgang damit und die Erwartungen daran sind da schon anschau- licher: „Bei Datenanalysen mit KI geht es am Ende darum, Workflows zu vereinfa- chen und zu beschleunigen – insbesondere wenn sehr große Datenmengen im Spiel sind – und dadurch die Effizienz zu stei- gern“, umreißt Susanne Hügel den Kom- plex. Sie ist beim Immobilienberater CBRE für digitale Innovationen zuständig.Mittels Algorithmen lassen sich aus großen Daten- mengen zum Beispiel Cluster bilden und Muster erkennen. „Um damit sinnvoll arbeiten zu können, braucht man jedoch nicht nur eine große Menge Daten zu vergleichbaren Situatio- nen, zum Beispiel zur gleichen Assetklasse in einer ähnlichen Lage. Auch eine durch- gängige Datenqualität ist entscheidend“, sagt Big-Data-Spezialistin Hügel. Für Wohnimmobilien liegen solche Daten eher vor als beispielsweise für Büros. Für die Immobilienobjekte selbst gibt es in der Regel zwar gut strukturierte Daten. Sie geben jedoch nur ein vergleichsweise kleines Set an Informationen her.Was den jeweiligen Standort der Objekte betrifft, ist das schon anders. Zumindest in größeren Städten sind für jedes Objektumfeld mas- senweise Daten verfügbar, die wirtschaft- liche Einflussgrößen darstellen können. In einer Studie zum Einfluss von Big Data auf die Immobilienwirtschaft schrieb » Wir sehen im Moment noch keine Möglichkeit, Gutachten zur Immo- bilienbewertung völlig digital abzubilden. « Jochen Schenk, Real I.S. SACHWERTE Immobilien FOTO: © NESPIX | STOCK.ADOBE.COM 202 fondsprofessionell.de 4/2020

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