FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

gewordenen Welt keiner mehr nur mit dem reinen Versicherungsmantel generie- ren. Eine moderne Fondspolice kann heut- zutage praktisch jeder Versicherer ohne großen Aufwand entwickeln. Deshalb geht es längst um die Feinheiten. Was meinen Sie mit Feinheiten? Es mögen Schlagworte sein, aber es geht einerseits um Transparenz und Flexibilität gegenüber Kunden und Vermittlern und andererseits um Ehrlichkeit in Bezug auf die tatsächliche Leistungsfähigkeit von Produkten.Das Thema Transparenz betrifft vor allem die Kostenseite. Um hier erst gar keine Fragen nach versteckten Kosten auf- kommen zu lassen, haben wir uns dafür entschieden, in unseren Produkten aus- schließlich sogenannte Clean-Share-Klassen einzusetzen. Dabei gibt es keine undurch- sichtigen Rückvergütungen. Was hat der Kunde denn davon? In unseren neuen Produkten werden künf- tig Investment- und Versicherungskosten klar getrennt und für die Kunden nachvoll- ziehbar ausgewiesen. Der Kunde weiß also genau, was das gewählte Produkt leistet und welche Kosten damit verbunden sind. Mehr Transparenz kann man nicht bieten. Transparenz ist aber nicht alles. Die konse- quente Umstellung auf provisionsfreie An- teilsklassen bringt dem Kunden immense Kostenvorteile, was sich natürlich positiv auf die Wertentwicklung auswirkt. Und wo sehen Sie Ihre Gesellschaft flexi- bler als andere Anbieter? In der Beziehung zu unseren Vertriebspart- nern auf jeden Fall in der Gestaltung seiner Vergütung. Hier bieten wir umfangreiche Gestaltungsmöglichkeiten und mit dem Tarif V eine Lösung, mit der die Courtage komplett flexibel vereinbart werden kann, damit sie besser zum Beratungsprozess und zum individuellen Bedarf des Kunden passt. Natürlich können Berater unsere Produkte als Nettovariante bekommen, was vor allem für Honorarberater inter- essant sein dürfte. Ist Ihnen dann ein drohendes Provisions- verbot gleichgültig? Es wäre mir nicht gleichgültig, weil es für viele Vermittler große Nachteile bringt und ich es überhaupt nicht für notwendig halte. Ich bin kein Freund von Dogmen,wonach Beratung nur dann unabhängig ist, wenn sie auf Honorar basiert. Deshalb sehe ich auch keinen Regulierungszwang in diesem Bereich, denn die gern kolportierten Cour- tage-Exzesse sehe ich nicht. Einem Berater, der seine Arbeit ernst nimmt, geht es da- rum, seinen Kunden eine vernünftige Bera- tung zukommen zu lassen, nicht um den simplen Verkauf eines Produkts. Und diese Beratung muss honoriert werden. Aber ob das per Courtage oder Honorar passiert, macht nicht wirklich einen Unterschied. Wichtig ist, dass das Thema Vergütung offen und transparent angesprochen wird. Mit Blick nach vorn: Wo möchten Sie mit Ihrer Gesellschaft in zwei Jahren stehen? Zunächst vielleicht ein kurzer Blick zu- rück: Das Jahr 2019 war insofern bedeu- tend für uns, als wir mit der Übertragung unserer 500.000 deutschen und österreichi- schen Verträge auf die irische Standard Life International das Damoklesschwert eines immer noch nicht gelösten Brexit los- geworden sind. Aber wir haben fast ein halbes Jahr gebraucht, bis wir im vierten Quartal wieder steigende Geschäftszahlen vorweisen konnten. Im noch laufenden Jahr hat zwar auch uns der Corona-Lock- down nervös gemacht, rückblickend kön- nen wir aber sagen, dass unsere Ergebnisse in allen drei Quartalen über Plan gelegen sind.Das hat für sehr viel Zuversicht in un- ser Geschäftsmodell gesorgt. Deshalb glau- be ich,mich nicht zu weit hinauszulehnen, wenn ich erkläre, dass Standard Life sein Geschäft in Deutschland bis Anfang 2023 verdoppeln will. Wir bedanken uns für das Gespräch. HANS HEUSER FP KURZ-VITA: Christian Nuschele Christian Nuschele arbeitet seit 2011 für die Zweigniederlas- sung von Standard Life in Frankfurt. Im Jahr 2016 wurde er zum Vertriebschef für Deutschland ernannt, kurze Zeit später kam auch die Vertriebsverantwortung für Österreich hinzu. Seit 2018 ist er zusätzlich für das Marketing verantwortlich. FONDS & VERSICHERUNG Christian Nuschele | Standard Life FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH 228 fondsprofessionell.de 4/2020