FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

Gericht. Unterliegt der Kläger, kommen keinerlei Kosten auf ihn zu, zahlen muss er nur im Erfolgsfall. „Wir stellen dann maximal 33 Prozent des erstrittenen Mehrwertes in Rechnung“, sagt Kappestein.Der Vermittler, der den Po- liceninhaber an Lawtech empfohlen hat, darf sich über 20 Prozent der Erfolgsvergü- tung des Prozessfinanzierers freuen. Sabrina Köster wäre erleichtert, wenn sie ein Unter- nehmen fände, das ihr das Geld für eine Rückabwicklung ihrer alten Lebenspolice vorstrecken würde. „Das wäre schon eine tolle Option “, sagt sie hoffnungsvoll. ANDREA MARTENS FP Günther Kappestein | Lawtechgroup „Das Vertrauen des Kunden stärken“ Günther Kappestein, Leiter Vertrieb institutionelle Kunden bei der Lawtechgroup, erklärt, warum Prozessfinanzierungen Vermittlern mehr als einen monetären Vorteil bringen können. G ünther Kappestein, Vertriebsleiter bei der Münchner Lawtechgroup, über die Pluspunkte, die Prozessfinanzie- rungen Kunden und Vermittlern bieten. Herr Kappestein, die Lawtechgroup ist seit 2016 in Deutschland aktiv und hat sich unter anderem auf die Prozessfi- nanzierung bei Rückabwicklungen von Lebensversicherungen spezialisiert. Da- bei setzen Sie künstliche Intelligenz (KI) ein. Wie funktioniert das? Günther Kappestein: Um zu prüfen, ob eine Rückabwicklung Aussicht auf Erfolg hat, nutzen wir unser KI-Tool „Raydata 360“. In diese Datenbank, die wir über mehr als zwei Jahre hinweg aufgebaut haben, sind tausende von Rechtsdaten eingeflossen, unzählige Entscheidungen außergerichtlicher Auseinandersetzungen, Gerichtsurteile und Urteilsbegründun- gen. Bei neuen Fällen lassen sich zuverläs- sige Vorhersagen über den Ausgang eines Verfahrens treffen. Wir können sogar je nach Bundesland und einzelnem Land- gericht recht präzise prognostizieren, ob eine Klage Erfolg haben wird oder nicht. Wie machen Sie das? Nun ja, ein Richter am Landgericht Köln hat in ähnlich gelagerten Fällen vielleicht schon mehrfach anders entschieden als ein Kollege am Landgericht Cottbus. Da wir alle Daten zugeordnet abrufen kön- nen, sind wir in der Lage, Risiko und Er- folgsaussichten einer Klage vor einem be- stimmten Gericht sehr gut abzuschätzen. Wie hoch ist denn Ihre Erfolgsquote? Lawtech ist außer auf die Rückabwick- lung von Lebenspolicen auch auf andere Versicherungsthemen sowie auf Rechts- streitigkeiten über Kapitalmarktprodukte spezialisiert. Insgesamt haben wir rund 2.000 Verfahren geführt und gut 90 Pro- zent davon erfolgreich beendet. Derzeit nehmen wir uns stark des Themas der Betriebsschließungsversicherungen an, da viele Assekuranzunternehmen Corona als Grund für eine Leistung nicht anerken- nen wollen. Auch Kapitalanleger-Muster- verfahren im Zusammenhang mit dem Wirecard-Skandal sind für uns ein Feld. Vermittler, die Kunden an Lawtech emp- fehlen, erhalten im Erfolgsfall eine Ver- gütung. Gibt es weitere Pluspunkte? Zum einen stärkt es das Vertrauen, wenn der Kunde über den Vermittler von der Möglichkeit einer Prozessfinanzierung erfährt und eine Klage Erfolg hat. Zum anderen soll das erstrittene Geld vielleicht ja auch wieder angelegt werden. Undwenn eine Kunde eine Rechtsschutz- versicherung hat? Auch dann kann eine Prozessfinanzie- rung gut sein.Hat ein Kläger vor Gericht keinen Erfolg,muss er seine Versicherung nicht unbedingt in Anspruch nehmen. Oft ist es so, dass Versicherer einen Scha- den zwar regulieren, die Police dann aber kündigen. Mit einer Prozessfinanzierung bleibt der Versicherungsschutz für den Fall künftiger Schadenregulierungen er- halten. ANDREA MARTENS FP Günther Kappestein, Lawtechgroup: „Wir haben bisher rund 2.000 Verfahren geführt und gut 90 Prozent davon erfolgreich beendet.“ FONDS & VERSICHERUNG Prozessfinanzierung 244 fondsprofessionell.de 4/2020 FOTO: © LAWTECHGROUP

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