FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

Digitales Sparschwein Im Supermarkt bezahlen und nebenbei in ETFs investieren? Ja, das gibt es. Start-ups wollen dem Konzept der Mikroinvestments nun auch in Deutschland zum Durchbruch verhelfen. H aben Sie auch eine Spardose, in der Sie nach Einkäufen das Wechselgeld sammeln, um es später auf die Bank zu bringen? Viele Menschen gehen so vor, auch der Autor dieser Zeilen. Das Spar- schwein gibt es aber mittlerweile digitali- siert und als „Anlage-Schwein“: Mithilfe von Apps kann man etwa bei einem Kauf eines Kaffees für 2,70 Euro den Betrag automatisch aufrunden – und die 30 Cent in börsengehandelte Indexfonds (ETFs) einzahlen lassen. In den vergangenen Mona- ten sind zwei Start-ups in Deutschland an den Start gegangen, die solche „Mikroinvestments“ anbieten. Anfang Ok- tober ging die App von Rubarb live. Ein paar Monate zuvor hat das Fintech Peaks, das in den Niederlanden seit 2017 aktiv ist und mit der Rabobank kooperiert, den Markteintritt in Deutschland gewagt. Zudem hat auch die Direktbank ING ein Spar- planangebot gestartet, das man getrost zu den Mikro- investments zählen darf. FONDS professionell beleuchtet die Hinter- gründe dieser Entwicklung und die Marktchancen der neuen Offerten. Angelsächsische Ursprünge „Unter Mikroinvestments versteht man grundsätzlich die Investition sehr kleiner Summen“, erklärt Wesselin Kruschev, Managementberater beim Consultinghaus Capco. Darunter fallen dem Experten zufolge das eben beschriebene Aufrunden sowie auch regelmäßige Sparraten von Beträgen kleiner als zehn Euro – oder auch eine Kombination beider Möglichkeiten. Die Idee zu Mikroinvestments kommt aus den USA und Großbritannien. In beiden Ländern haben weite Teile der Bevölke- rung kaum Ersparnisse. Das liegt zum einen am mangelnden Einkommen, zum anderen aber auch an einem generellen Desinteresse am Thema Finanzen. Die Lösung für dieses Problem sehen manche Experten in digitalen Anwendungen, die es Kunden leicht machen, „im Vorbeigehen“ kleine Summen zu investieren. Dazu zäh- len insbesondere Apps fürs Aufrunden. Damit kann man, so die Theorie, der Ziel- gruppe einen „Schubs“ in die richtige Rich- tung geben. Fachleute verwenden gern den englischen Ausdruck „Nudge“ dafür. „Ein sehr wichtiger Faktor für das Auf- kommen von Mikroinvestments in den beiden Ländern ist, dass die Zahlung mit Debit- und Kreditkarten dort sehr viel weiter verbreitet ist“, ergänzt Kruschev. „Auch Geringver- diener haben Kreditkarten und zah- len damit. Dass diese durch das Auf- runden bei Zahlungen ermuntert werden sollen,Geld zurückzulegen oder zu investieren, erscheint logisch“, meint er. Fortschritt Der technische Fort- schritt verhalf der Mikroinvestmentidee zum Durchbruch. „In der Vergangenheit existierten nur wenige Sparpläne mit niedrigen Raten, da die Vertriebskosten in den Filialen zu hoch waren. Durch den Ver- trieb über digitale Kanäle sind diese extrem gesunken, sodass auch Investments von einem Euro erfolgen können“, berichtet Das gute alte Sparschwein aus Porzellan oder Plastik auf der Kommode hat ausgedient. Heutzutage kann man Cent-Beträge digital sparen – und automatisch in börsengehandelte Indexfonds einzahlen lassen. VERTRIEB & PRAXIS Mikroinvestments 308 fondsprofessionell.de 4/2020 FOTO: © POGONICI | STOCK.ADOBE.COM

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