FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

Die zunehmende Begeisterung der Anleger für das Thema Nachhaltigkeit könnte dem oft gescholtenen aktiven Fonds- management zu einer neuen Blüte verhelfen. Davon ist jedenfalls der neue BVI-Präsident Alexander Schindler überzeugt. S eit September ist Alexander Schindler neuer Präsident des Branchenver- bands BVI. Der 63-Jährige, bereits seit 2004 im Vorstand der Union Investment Ma- nagement Holding, folgt auf Tobias Pross, den neuen Chef von Allianz Global Inves- tors, der vier Jahre lang den BVI-Vorstand angeführt hat. Im Interview spricht Schind- ler nicht nur über seine neue Rolle als oberster Repräsentant des deutschen Fonds- verbands, er erläutert auch die wesentlichen Herausforderungen, vor denen die Branche während seiner neuerdings auf zwei Jahre limitierten Präsidentschaft steht. Herr Schindler, herzlichen Glückwunsch zur Wahl zum neuen BVI-Präsidenten. Wie verstehen Sie Ihre neue Rolle? Alexander Schindler: Zum einen als die eines Moderators, der für eine ausgeprägte Teamarbeit zwischen den Vorstandsmitglie- dern des BVI steht.Mein Vorgänger Tobias Pross hat das einmal als Primus inter Pares bezeichnet, eine Beschreibung, mit der ich sehr gut leben kann. Denn insgesamt trägt es zur Meinungsbildung der gesamten In- vestmentindustrie bei, wenn die verschiede- nen Sichtweisen und Erwartungen der ein- zelnen Verbandsmitglieder und sowie un- terschiedliche Geschäftsmodelle im Vor- stand repräsentativ vertreten sind. Neben der Geschäftsführung des Verbands bringt sich der Präsident, falls erforderlich, als Stimme des Marktes gegenüber Politik und Aufsicht ein. Kritisch gesehen wurde allerdings die Tatsache, dass derzeit keine Frau im Vor- stand des BVI vertreten ist. Ich teile grundsätzlich das Anliegen, dass der Vorstand des BVI-Verbands nicht aus- schließlich männlich besetzt sein sollte.Die Verbandsmitglieder haben allerdings das Recht, aus dem Kreis ihrer Geschäftsleiter jeweils einen aus ihrer Sicht geeigneten Kandidaten aufzustellen. Aus diesen Kandi- daten wählen die Mitglieder dann den Vor- stand.Wir hatten übrigens seit 2006 durch- gängig eine Frau im Vorstand des BVI. Was sind die wesentlichen Themen, die die Branche während Ihrer Amtszeit und da- rüber hinaus beschäftigen werden? Das ist zum einen das Problem extrem niedriger Zinsen, mit dem nicht nur die Fondsbranche wahrscheinlich noch einige Jahre zu kämpfen haben wird. Zudem steht eine Verbesserung und vor allem eine Vereinfachung der privaten Altersvorsorge auf unserem Programm. Und nicht zuletzt ist es das Thema Nachhaltigkeit sowie des- sen Umsetzung in Fondsprodukten sowie die Integration in Managementprozesse, das die Branche in Atem halten wird. Hat der BVI die Entwicklung von ESG-Fonds eventuell unterschätzt? Es ist nicht lange her, dass er darauf verwiesen hat, dass lediglich drei Prozent von gut einer Billion Euro, die in Publikumsfonds verwaltet wer- den, in nachhaltigen Fonds investiert sind. Von einem Unterschätzen des Themas kann schon deshalb keine Rede sein, weil der BVI bereits im Jahr 2012 seine „Leit- linien zum verantwortlichen Investieren“ formuliert hat. Im Grunde haben wir da- „Die Riester-Rente muss transparenter werden“ » Ein Fondsmanager sollte sich nur dann aktiv nennen dürfen, wenn er nachweislich Alpha produziert. « Alexander Schindler, Union Investment VERTRIEB & PRAXIS Alexander Schindler | Union Investment 352 fondsprofessionell.de 4/2020

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