FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

haltenen Reaktion geführt. Viele Menschen waren zunächst verunsichert, vor allemwas die Zukunft des eigenen Arbeitsplatzes angeht. Die relativ schnell verabschiedeten staatlichen Stützungsmaßnahmen haben aber dazu beigetragen, dass vielen Men- schen die aufgekommenen Ängste um die eigene Zukunft wieder genommen wur- den, wodurch auch das Sparen zum Bei- spiel mit Fonds wieder zugenommen hat. Woran machen Sie das fest? Zum einen an einer kontinuierlich weiter gestiegenen Nachfrage nach Sparplänen. Das zeigt, dass deutsche Privatanleger inzwischen verstanden haben, wie sinnvoll es ist, auf regelmäßiger – idealerweise monatlicher – Basis in einem gut diversifi- zierten Produkt ratierlich zu sparen und dadurch auch stark schwankende Kurs- niveaus an den Kapitalmärkten zum eige- nen Vorteil zu nutzen. Zum anderen lässt sich das gestiegene Vertrauen in die Fonds- anlage am Neugeschäftsaufkommen ins- gesamt festmachen … … das aber doch nicht so verlaufen ist, als hätte es die Pandemie gar nicht gegeben? Ich will nicht behaupten, wir seien in die- ser Beziehung zu einer Art Normalität zurückgekehrt. Das war in einer Phase, wie wir sie im Frühjahr erlebt haben, auch kaum zu erwarten. Aber nicht nur insti- tutionelle, auch private Investoren sind nach dem Kurssturz im März relativ schnell wieder in die Märkte eingestiegen. Daher können wir durchaus sagen, dass wir bisher ein vergleichsweise gutes Fonds- jahr erlebt haben. Bis Ende August ver- zeichnete die Branche 60 Milliarden an netto neu zugeflossenen Mitteln, so viel wie im Vorjahreszeitraum. Wobei ein stetig wachsender Anteil der Neuzuflüsse in passive Produkte wandert. Was kann die Branche tun, damit aktives Management wieder als Mehrwert gilt? Zunächst einmal gehöre ich sicher nicht zu den Gegnern passiver Instrumente, im Gegenteil: Es gibt durchaus Strategien, in denen passives Investieren wirklich sinnvoll ist. Aber ich habe in meinem Berufsleben auch erfahren, dass eine gute Diversifi- zierung von Anlagen immer besser ist als der Versuch, sein Heil ausschließlich in nur einer Strategie beziehungsweise nur einem bestimmten Produkt zu suchen. Zudem sollte ein Fondsmanager sich grundsätzlich nur dann aktiv nennen dürfen, wenn er nachweislich und kontinuierlich ein ent- sprechendes Alpha produziert. Unter die- sen Voraussetzungen ist ein Nebeneinan- der von aktiven und passiven Strategien durchaus sinnvoll. Was aus meiner Sicht aber künftig wieder sehr viel stärker für das aktive Management spricht, das ist unter anderem die zunehmende Beliebtheit des schon angesprochenen Aspekts Nachhal- tigkeit. Inwiefern? Mir hat bisher noch niemand vermitteln können, wie ein rein passives Investment, das sich auf keine dezidierte Kapitalmarkt- analyse stützt, sondern lediglich auf der Basis einer Marktkapitalisierung investiert, einen wesentlichen Beitrag zur angestreb- ten Transformation von Wirtschaft oder Unternehmen leisten soll. Anders als bei passiven Produkten sind aktive Manager durch ihre Primäranalyse, die künftig auch Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen muss, bestens positioniert, um in einen Dialog mit der jeweiligen Unternehmens- führung über unter ESG-Aspekten sinn- volle Veränderungen ihres jeweiligen Ge- schäftsmodells einzutreten. Nur aktive Manager sind in der Lage, Kapitalströme bewusst zu lenken, um Kapital jenen Un- ternehmen zuzuführen, die sich glaubhaft einem nachhaltigen Geschäftsmodell ver- schrieben haben – oder dieses Kapital im gegenteiligen Fall auch wieder abzuziehen. » Auch private Investoren sind nach dem Kurssturz im März relativ schnell wieder in die Märkte eingestiegen. « Alexander Schindler, Union Investment VERTRIEB & PRAXIS Alexander Schindler | Union Investment FOTO: © UNION INVESTMENT 354 fondsprofessionell.de 4/2020

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