FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

Rainer Mellis, Sprecher des Vorstands der Volksbank Düsseldorf Neuss, über neue Zweigstellen in Zeiten des branchenweiten Filial- sterbens, sein Erfolgsrezept für Wachstum gegen den Trend und ungewöhnliche Geschenke während der Corona-Pandemie. V iele Banken suchen derzeit ihr Glück in Fusionen. Die Volksbank Düssel- dorf Neuss geht einen anderen Weg: Sie will aus eigener Kraft wachsen. FONDS professionell traf Vorstandschef Rainer Mellis in seinen Düsseldorfer Büroräumen, die an der mondänen Königsallee liegen. Herr Mellis, fast täglich berichten wir über Fusionen unter Genossenschaftsbanken. Auch Ihr Haus blickt auf einige Zusammen- schlüsse zurück, der letzte liegt jedoch schon fast 20 Jahre zurück.Wann steht der nächste Zusammenschluss an? Momentan denken wir nicht über eine Fusion nach. Größe allein reicht heute nicht mehr. Größe bringt auch größere Probleme mit sich.Wir sind gut aufgestellt, wir sind in einer Region beheimatet, die einen der stärksten Wirtschaftsräume Deutschlands darstellt. Das Geschäftsgebiet beginnt in Ratingen unterhalb des Ruhrge- biets und reicht über die Landeshauptstadt Düsseldorf, wo wir Gott sei Dank allein unterwegs sind, bis hin zum Rhein-Kreis Neuss. Dort sind noch einige kleinere genossenschaftliche Institute beheimatet. Die größere Zahl von Instituten im länd- lichen Raum ist historisch bedingt. Wenn sich früher zwei Bauern nicht leiden konn- ten, gründete jeder seine eigene Bank. Da waren viele Emotionen mit im Spiel. Dies reicht mitunter auch noch in die heutige Zeit hinein, das brauchen wir nicht. Wir fühlen uns sicher, für die Zukunft gerüstet zu sein. Auf unsere Bank bezogen sage ich spaßeshalber, dass ich in fünf Jahren Chef einer kleinen Genossenschaftsbank sein werde, und dies bei einer Bilanzsumme von rund 1,5 Milliarden Euro. 1970 gab es nach Angaben des BVR noch über 7.000 eigenständige Genossenschafts- banken in Deutschland. 1990 fiel die Zahl auf rund 3.000, Ende 2019 gab es noch 839 Institute. Wie viele werden es Ihrer Ein- schätzung nach im Jahr 2025 sein? Dieses Jahr sind wir bei rund 819 Institu- ten, wobei aufgrund der Corona-Pandemie noch einige Vertreterversammlungen aus- stehen, bei denen auch Fusionen beschlos- sen werden sollen. Ich glaube, dass es weiter einen Trend zur Zusammenlegung gibt, zumindest da, wo es sinnvoll ist. Der Bundesverband spricht von rund 600 In- stituten in fünf Jahren. Wir müssen als Gruppe ja auch noch imMarkt erkennbar präsent sein. Wo sind Ihrer Ansicht nach Fusionen sinn- voll? Beispielsweise in ländlicheren Regionen, wo einfach kein Markt und kein Wachs- tum mehr vorhanden sind. Dort spielen dann die Kosten, insbesondere die Perso- nalkosten, und auch Skaleneffekte eine Rolle. Wo es noch Kunden und Vertriebs- wachstum gibt, beispielsweise in Groß- städten, braucht man meiner Meinung nach nicht unbedingt zu fusionieren. Kos- ten spart man nämlich nur einmal. In den Großstädten sehen wir nach wie vor einen Zuzug. Auch Düsseldorf meldet noch Bevölkerungswachstum, sogar während der Pandemie. Sie sehen: Geschäftspotenzial ist nach wie vor vorhanden. „ Vertrieb und nochmals Vertrieb ist das Thema“ » Als Banker freue ich mich über jede geschlossene Filiale von Mitbewerbern. « Rainer Mellis, Volksbank Düsseldorf Neuss BANK & FONDS Rainer Mellis | Volksbank Düsseldorf Neuss 370 fondsprofessionell.de 4/2020

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