FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

heitsanker wie Anleihen und Gold hätten ihre Funktion als sicherer Hafen verloren. „Hintergrund ist, dass sich Aktien und Hochzinsanleihen heute stark gleichgerich- tet entwickeln“, erläutert Althoff. „Dies gilt ebenfalls – in etwas schwächerer Form – für Aktien und Schwellenländer-Bonds.“ Darauf werden die Multi-Asset-Häuser reagieren, ist Justina Deveikyte vom Analy- sehaus Cerulli Associates überzeugt. „Alter- native Investments, die eine geringe Kor- relation zu herkömmlichen Anlagen auf- weisen, gewinnen an Attraktivität“, berichtet die Analystin. Immobilien, Private Equity, Edelmetalle oder Infrastrukturinvestments sowie Hedgefonds- oder Währungsstrate- gien würden zunehmend zum Repertoire von Multi-Asset-Fonds zählen, so Deveikyte. Diese Umstellung steht bei einigen Akteu- ren aber noch am Anfang. Die von der Redaktion befragten VV- Fondsmanager begegnen dem Dilemma eines Gleichlaufs unter den Anlageklassen mit unterschiedlichen Rezepten. So sortier- te etwa Hendrik Leber als Manager des Acatis Fair Value Modulor Vermögensver- waltungsfonds über die letzten Jahre Anlei- hen zunehmend aus. Er setzt als Risiko- streuung auf börsennotierte Private-Equity- Investments sowie Rohstoffe und Energie. In der Coronakrise nutzte er Derivate, um Verluste von der Aktienseite einzudämmen. Auf eine flexible Steuerung der Aktien- quote griffen mehrere Portfoliolenker zu- rück. So senkte etwa Bert Flossbach bei seinem Flossbach von Storch Multiple Opportunities über Derivate deutlich die Nettoaktienquote. Ethna-Aktiv-Manager Luca Pesarini geht noch einen Schritt weiter und federt nicht nur Kursverluste ab, sondern weitet über solche Instru- mente auch das Aktienengagement aus. So sei es durchaus möglich, dass der Aktienanteil an einem Tag um zehn Pro- zent nach oben oder nach unten ge- schraubt werde, heißt es aus dem Hause Ethenea. Für eine übersichtlichere Dar- stellung zeigt die Redaktion daher die Nettoaktienquote des Ethna-Aktiv, also unter Einbeziehung einer positiven oder negativen Derivateposition. Gold gewinnt Bei anderen Portfoliolenkern spielen sich die Änderungen eher innerhalb der Anlageklassen ab. So stieß etwa Nordea- Manager Asbjørn Trolle Hansen Staats- anleihen ab und baute im Jahresverlauf hingegen eine kleine Position Unterneh- mensanleihen auf, die er zuvor gemieden hatte. Im Rentenbereich setzt er vor allem auf forderungsbesicherte Papiere, also Covered Bonds. Ebenso schichtet Peter Rieth beim Oddo BHF Polaris Moderate von Staats- und Unternehmensanleihen um. Im Zuge des Corona-Crashs baute er die Goldposi- tion aus. Ähnlich handhabten dies Pesarini von Ethenea und das Duo David Older und Rose Ouahba von Carmignac.Mitten im Markteinbruch sackte zwar auch der Goldkurs ab, danach verzeichnete das Edel- metall aber eine fulminante Rallye. Die hier dargestellten Portfolios zeigen natürlich nur einen schmalen Ausschnitt. Das Spektrum, wie VV-Fonds auf die Her- ausforderungen von Niedrigzinsen und der von der Notenbankliquidität getriebenen Hausse an den Aktienmärkten reagieren, ist groß. Die reine Betrachtung nach Anla- fondsprofessionell.de 4/2020 95

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