FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2021

institute ihre Preisverzeichnisse nicht auto- matisch übermitteln,mussten die Mitarbei- ter von Check24 die Tarife manuell erfas- sen und regelmäßig aktualisieren. Hinzu kommt, dass es für den Ver- braucher über die zertifizierte Seite nicht möglich ist, direkt ein Konto bei der ausgesuch- ten Bank zu eröffnen und so- mit keine Vermittlungsgebühr fließt. „Wir erhalten dafür keine Provisionen“, beklagt Röttele. Als Reaktion auf die Klage schaltete Check24 die Ver- gleichsseite Mitte Januar ab. „Als Unternehmen benötigen wir einen rechtssicheren Rah- men – da dieser nicht vorliegt, müssen wir den Vergleich ab- stellen“, so Röttele. Seither steht Deutschland ohne die von der EU geforderte Seite da. Fehlende Alternative „Check24 war mit der gebo- tenen Marktabdeckung zufrie- den. Aus unserer Sicht war diese aber inakzeptabel“, sagt Dorothea Mohn vom VZBV. „Jetzt muss es darum gehen, zügig Ersatz zu finden.“Wer kurzfristig in die Bresche springen soll, ist jedoch ungewiss. Die Verbraucherschützer bringen die Bafin und die Stiftung Waren- test ins Spiel, ein eigenes Engagement schließen sie aus (siehe Interview nächste Seite). Ob ein weiteres privates Unterneh- men einspringt, ist mehr als fraglich. „Wir hatten uns auch mit dem Thema befasst. Aus unserer Sicht stehen jedoch der Auf- wand und die Kosten einer Zertifizierung in keinem Verhältnis zu einem möglichen Nutzen einer derartigen Aktion“, sagt Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung. Herbst äußert zumindest leise Kritik an sei- nemMitbewerber: „Wir sind auch der Mei- nung, dass etwa 50 Prozent der Banken und etwa 20 Prozent der möglichen Konten ein zu geringes Volumen für einen umfassenden Marktüberblick darstellen.“ Auf der FMH-Web- seite bildet er nach eigenen An- gaben das Angebot von rund 1.250 Banken mit rund 3.500 Konten ab, jedoch ohne staat- liche Zertifizierung. Herbst spricht das grundle- gende Problem der geforderten Transparenzseite an. „Warum sollte ich für eine Zertifizie- rung viel Geld ausgeben, wenn ich dann an der Weiterleitung an die Bank kein Geld verdie- nen darf?“, so Herbst. „Dies können nur die Verbraucher- zentralen leisten, die der Staat sponsert. Aber denen waren die Kosten und der Aufwand mit Sicherheit auch zu hoch. Max Herbst, FMH-Finanzberatung: „Aufwand und Kosten einer Zertifizierung stehen in keinemVerhältnis zum möglichen Nutzen einer derartigen Aktion.“ Christoph Röttele, Check24: „Wir haben exakt die Kriterien umgesetzt, die vom deutschen Gesetzgeber definiert und vom TÜV zertifiziert worden sind.“ Nur fünf Monate online Die zertifizierte Girokonto-Vergleichsseite von Check24 Dieser Screenshot stammt aus dem August 2020 – und ist dennoch schon ein historisches Dokument: Mitte Januar nahm Check24 die vom TÜV Saar- land zertifizierte Seite vom Netz, nachdem der Verbraucherzentrale Bundes- verband (VZBV) das Unternehmen auf Unterlassung verklagt hatte. Die Konsumentenschützer bemängelten eine unzureichende Marktabdeckung: Zum Zeitpunkt der Klageerhebung sei nicht mal jedes dritte in Deutschland aktive Kreditinstitut vertreten gewesen, und in mehr als 90 Prozent der Fälle sei nur ein einziges Kontomodell einer Bank genannt worden. » Check24 war mit der gebotenen Marktab- deckung zufrieden. Aus unserer Sicht war diese aber inakzeptabel. « Dorothea Mohn, Verbraucherzentrale Bundesverband fondsprofessionell.de 1/2021 389

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