FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2021

Adoptierte im Regelfall den Familienna- men seiner Adoptiveltern annimmt. Ver- heiratete können allerdings ihren Ehena- men beibehalten. Dann tritt die Adoption nach außen hin kaum in Erscheinung.“ Auf die neuen Enkelkinder setzt sich die Namensänderung nicht fort, denn die Adoption eines Erwachsenen bezieht sich nur auf diese eine Person. Entsprechend erstreckt sich die Änderung der Familien- struktur nicht weiter auf die Verwandten des Annehmenden. Der Ehegatte des Annehmenden wird also nicht mit dem Adoptivkind verschwägert, und neue Onkel und Tanten erhält der Adoptierte ebenso wenig. Hier gibt es jedoch eine Ausnahme: Die Kinder des Adoptivkindes werden Enkel der Adoptiveltern, allerdings ohne Namensübernahme. Verfahrensdauer und Kosten Und wie lange dauert das Verfahren? Bis zur Beurkundung vergehen etwa vier bis sechs Wochen. „Anwälte und Notare sind im Regelfall schnell darin, die notwendi- gen Unterlagen zusammenzusuchen“, sagt Hermes. „Wenn alles gut geht, entscheidet das Familiengericht innerhalb von drei bis sechs Monaten. Dauert es länger, können auch mal neun bis zwölf Monate vergehen. Der Engpass ist meistens das Gericht.“ Die Kosten für ein Adoptionsverfahren sind geringer, als die meisten vermuten. „Die Gerichtskosten bemessen sich nach dem Geschäftswert“, erklärt Conrad. „Hier werden vom OLG Hamm beispielsweise 40 Prozent des augenblicklichen Vermö- gens des Annehmenden zugrunde gelegt.“ Ihr Vermögen geben die neuen Adoptiv- eltern einfach an; zu einer Überprüfung kommt es dabei nicht. „Bei einem Vermö- gen von 250.000 Euro fallen etwa 5.000 Euro für den Anwalt, 1.000 Euro für den Notar und 2.000 Euro Gerichtskosten an“, nennt Conrad konkrete Zahlen. Bei einem Vermögen von einer Million Euro beträgt der Geschäftswert 400.000 Euro. Dann fal- len etwa 10.500 Euro für den Anwalt, 2.000 Euro für den Notar und 6.614 Euro Ge- richtskosten an.Hinzu kommen noch klei- nere Ausgaben, etwa für die einzureichen- den Unterlagen oder die neuen Ausweise mit dem geänderten Geburtsnamen. Weitreichende Folgen Wurde die Adoption anerkannt, gelten nicht nur die höheren Freibeträge und die niedrigeren Steuersätze bei Erbschaft und Schenkung, sondern es kommen auch Ver- pflichtungen auf die beiden Parteien zu. Die Adoptiveltern sind gegenüber ihren Adoptivkindern genauso zur Gewährung von Unterhalt verpflichtet wie gegenüber leiblichen Kindern, und zwar noch vor den leiblichen Verwandten des Angenomme- nen. Umgekehrt ist auch das Adoptivkind zum Elternunterhalt gegenüber den neuen Adoptiveltern verpflichtet. Rückgängig zu machen ist die starke Adoption allenfalls bei nachträglich erkann- ten Mängeln im gerichtlichen Verfahren. Die schwache Adoption kann nur auf gemeinsamen Antrag des Annehmenden und des Angenommenen aufgehoben wer- den und auch nur dann, wenn triftige Gründe vorliegen. Das kann etwa bei Gewalt in der Familie der Fall sein, sodass die Fortsetzung einer einem Eltern-Kind- Verhältnis entsprechenden emotionalen Beziehung unmöglich ist. „Das ist aller- dings die Ausnahme“, weiß Hermes. „An- sonsten ist es wie bei leiblichen Kindern: Auch die können sich anders entwickeln als gewünscht, und auch mit ihnen kann man sich verstreiten.“ ANKE DEMBOWSKI FP » Der Adoptierte nimmt im Regelfall den Familiennamen seiner Adoptiveltern an. « Markus Conrad, Kanzlei Holthoff-Pförtner Beispielrechnung: Eine Tante adoptiert ihre Nichte Regelungen als Nichte Regelung als Tochter (Steuerklasse II) (Steuerklasse I) Erbe 1.000.000 € 1.000.000 € Freibetrag 20.000 € 400.000 € Zu versteuern 980.000 € 600.000 € Erbschaftsteuersatz 30 % 15 % Erbschaftsteuer 294.000 € 90.000 € Neben der familiären Bindung hat die Erwachsenen-Adoption auch steuerliche Reize. Es gelten zwischen den Adoptiveltern und -kindern nicht nur die deutlich höheren Freibeträge, sondern auch die Erbschaft- und Schenkungsteuersätze sind niedriger. Quelle:KanzleiHolthoff-Pförtner,Essen SPEZIAL | VERERBEN & VERSCHENKEN Erwachsenen-Adoption 338 fondsprofessionell.de 2/2021 FOTO: © ATTNO | STOCK.ADOBE.COM, CHRISTIAN NIELINGER