FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021

Der Spurensucher Nach 14 Jahren bei der DWS und der Deutschen Bank hat Baki Irmak 2017 sein eigenes Unternehmen gegründet und einen Fonds aufgelegt. Bei einem Spaziergang in Frankfurt berichtet er, wie es dazu kam. D as Gebäude in der Braubachstraße 31 fällt durch eine bunte Rosette auf. Weit oben, nahe der Eingangstür, prangt das Kunstwerk. Aber ist das wirklich das Café „Das Herz von Frankfurt“? Hier soll um 14 Uhr der Treffpunkt sein. Doch nir- gendwo ist der Name zu finden, also besser mal nachfragen. „Ja, wir sind das ‚Herz von Frankfurt‘“, bestätigt die Bedienung im Café. Wenige Minuten später geht die Tür auf, er ist da. Warme Augen, ein verschmitztes Lächeln, ein fester Händedruck: „Baki Irmak, freut mich sehr!“ Pünktlich um 14 Uhr beginnt es zu regnen an diesemNovember-Montag. „Ich hatte an einen Spaziergang durch die Neue Frankfurter Altstadt gedacht, aber viel- leicht trinken wir erst mal einen Kaffee“, schlägt Irmak vor, als er die Tropfen von seinem Regenschirm abschüttelt. Interesse an Philosophie Baki Irmak mag das Café gern. Er kennt die Inhaber, zwei „Macher des Frankfurter Kulturlebens“,wie er berichtet. „Die Rosette draußen hat übrigens der Bildhauer Tobias Rehberger gestaltet“, erzählt Irmak. Schnell wird klar, dass seine Interessen vielfältig sind. Russische Literatur zählt ebenso dazu wie Philosophie. Seit März 2018 interessiert er sich aber vor allem für eines: Er verfolgt die digitalen Spuren, die Unternehmen im weltweiten Netz hin- terlassen. Mit 49 Jahren hat Baki Irmak ein ab- wechslungsreiches Berufsleben hinter sich. 1997 startete er als Fondsmanager bei BHF Trust, später war er 14 Jahre in verantwor- tungsvollen Positionen bei der DWS und der Deutschen Bank tätig. 2017 gründete Irmak sein eigenes Unternehmen und leg- te im Frühjahr 2018 seinen ersten Fonds auf. Heute verwaltet „The Digital Leaders Fund“ fast 170 Millionen Euro. Eine Ren- dite von rund 45 Prozent hat er seinen An- legern im Corona-Jahr 2020 beschert. Ein zweiter Fonds, der „EM Digital Leaders“, der in den Schwellenländern investiert, ist im April 2021 hinzugekommen. „Die Braubachstraße hat durch die Errichtung der Neuen Frankfurter Altstadt eine enorme Aufwertung erfahren“, sagt Baki Irmak, während er durch die Glas- front des Cafés schaut. Ist er eigentlich Frankfurter? „Nein“, sagt er. „Ich bin 1972 imGrenzgebiet von Dersim, heute Tunceli, in Anatolien geboren.“ Als Sohn Baki zur Welt kommt, ist sein Vater bereits in Deutschland. 1980 folgt ihm die Familie in den idyllischen Ort Obereisenhausen im Marburger Hinter- land. Hier wächst Baki Irmak mit vier Schwestern auf, besucht das Gymnasium im nahegelegenen Biedenkopf – und inter- essiert sich schon damals für neue Techno- logien. „Ich gehöre schließlich zu der C64- Generation“, schmunzelt Irmak. Wildwest-Zeit des Internets Nach dem Abitur studiert er Philoso- phie und BWL an der Universität Gießen, später an der Katholischen Hochschule Eichstätt-Ingolstadt. Weil er sich für die Kapitalmärkte interessiert, absolviert er Praktika bei Fondsgesellschaften. Schnell steht fest, dass er Portfoliomanager werden möchte. „Allerdings habe ich mir zwi- schendurch ernsthaft überlegt, Archäologie zu studieren“, berichtet Irmak. Doch dann entscheidet er, es so zu machen wie der deutsche Kaufmann und Hobby-Archäo- loge Heinrich Schliemann. „Ich dachte mir, ich verdiene erstmal richtig Geld, und dann kann ich machen, was ich will“, scherzt Irmak. So absolviert er 1997 ein sechsmonatiges Traineeprogramm bei der BHF Bank in Frankfurt, beginnt danach als Junior-Fonds- manager bei BHF Trust und ist für Man- date verantwortlich, die in Technologie, Medien und Kommunikation investieren. » Die Fähigkeit, sich an die digitale Welt anzupassen, ist für die Zukunft eines Unterneh- mens das Wichtigste. « Baki Irmak, Pyfore Capital PORTRÄT Baki Irmak I Pyfore Capital 148 fondsprofessionell.de 4/2021 FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH

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