FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021

Arno Walter, Bereichsvorstand der Commerzbank, über die Geldanlage in Zeiten anziehender Inflation und zunehmender Digita- lisierung und die Frage, was die angekündigten Filialschließungen für die Beratungskapazität seines Instituts bedeuten werden. G ut 34 Jahre ist es her, dass Arno Walter erstmals Aktien kaufte – mit dem ers- ten Azubi-Gehalt, das er bei der Dresdner Bank verdiente.Nur Tage später, es war der Oktober 1987, brachen die Kurse ein. Doch Walters Kollegen versicherten ihm, dass sich seine Aktien wieder erholen wür- den, er brauche nur etwas Geduld. Als im Herbst darauf die Börse wieder absackte, fragte Walter seinen Ausbilder, ob das nun jedes Jahr so sei. Heute weiß er natürlich, dass dem nicht so ist, auch deshalb bezeich- net er seine Banklehre rückblickend als „großes Geschenk“. Sein Werdegang führte den Frankfurter unter anderem an die Spit- ze der Comdirect Bank. Mittlerweile ver- antwortet Walter als Bereichsvorstand gro- ße Teile des Wertpapier- und Filialgeschäfts der Commerzbank. Zum Interview mit FONDS professionell lädt er ins „Gallileo“- Hochhaus, in dem einst die Dresdner Bank ihre Zentrale hatte – das Institut, bei dem Walters Karriere seinen Anfang nahm. Herr Walter, dass es keine Zinsen mehr gibt, ist nichts Neues. Doch plötzlich herrscht auch Inflation – die Preise steigen so schnell wie seit drei Jahrzehnten nicht mehr. Merken die Sparer jetzt endlich, dass sie wirklich etwas tun müssen, wenn sie ihrem Geld auf dem Konto nicht beim Schrumpfen zusehen wollen? Arno Walter: Definitiv. In den vergangenen Jahren wurde den Sparern zwar von vielen Seiten mehrfach deutlich gemacht, dass ihnen ein realer Kaufkraftverlust droht, wenn ihr Geld einfach nur liegen bleibt. Dennoch haben viele Kunden sehr lang abgewartet, ohne etwas zu unternehmen. Ich denke, es waren zwei Ereignisse, die für ein Umdenken gesorgt haben: Da war zum einen die Covid-Pandemie.Der Anteil der Menschen, die sich über ihre Geldan- lage Gedanken machen, hat seither deut- lich zugenommen, zu einem guten Teil wahrscheinlich einfach deshalb,weil sie viel zu Hause waren und Zeit hatten, sich end- lich mit diesem Thema zu beschäftigen. Zum anderen hat die Diskussion über die Inflation den Menschen vor Augen ge- führt, dass der Kaufkraftverlust kein theo- retisches Konstrukt ist, sondern Realität. Vom einsetzenden Wertpapierboom konn- ten wir als Commerzbank mit unserem breiten Angebot klar profitieren. Können Sie diesen Boom für Ihr Haus beziffern? Schon im vergangenen Jahr hatten wir einen wirklich signifikanten Anstieg. In diesem Jahr hat sich das noch beschleunigt. Allein in der Commerzbank summiert sich das Neugeschäft imWertpapierbereich bis Ende August auf drei Milliarden Euro. Commerzbank und Comdirect zusammen konnten jüngst beim betreuten Wertpa- piervermögen die Marke von 200 Milliar- den Euro überschreiten. Im Ergebnis sorgte das Wertpapiergeschäft im ersten Halbjahr für fast eine halbe Milliarde Euro Ertrag. Es zahlt sich aus, dass wir im Konzern für wirklich alle Anleger etwas im Portfolio haben: vom aktiven Trader über den Kun- den, der seinen ersten Sparplan eröffnet, bis hin zumUnternehmer, der eine ausgefeilte Vermögensverwaltung braucht. Wir konn- „ Fondssparen so einfach machen wie das Sparbuch“ » Mittlerweile werden 75 Prozent unserer Sparpläne mobil abgeschlossen. « Arno Walter, Commerzbank FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH 360 fondsprofessionell.de 4/2021 BANK & FONDS Arno Walter | Commerzbank

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