FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

Christian Görke wiederum kritisiert den Bürgerfonds als „durchaus ernst zu neh- menden Angriff auf das umlagefinanzierte Rentensystem“, und Kay Gottschalk spricht von „einer Art Staatssozialismus“, den er ablehnt. „Ich sage ganz klar: Die private Altersvorsorge gehört in die Hand von Versicherungen und Finanzprofis, die haben es bisher gut gemacht“, erklärt er. Vernünftige Abfrage Damit sie es künftig noch besser ma- chen und ihren Teil dazu beitragen, dass Kapitalströme möglichst in nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten fließen, hat der euro- päische Gesetzgeber für Anlageberater bei Banken und für Vermögensverwalter ab dem 2. August die Abfrage der Nachhaltig- keitspräferenzen vorgesehen (siehe auch den Artikel ab Seite 426). Grundsätzlich ein vernünftiges Projekt, das in die richtige Richtung geht, urteilen die finanzpolitischen Sprecher der Koali- tionsparteien sowie der CDU/CSU und der Linken. „Natürlich kann dies für viele Anlageberaterinnen und -berater zunächst eine Herausforderung darstellen“, glaubt Katharina Beck. „Deshalb sollte die Bran- che zeitnah ihre Fort- und Ausbildungsin- halte anpassen und Nachhaltigkeitsaspekte zum festen Bestandteil machen“, findet sie. Für die EU-Taxonomie Hinter der EU-Taxonomie, dem Klassi- fizierungssystem also, mit dem die Euro- päische Kommission definiert,welche Wirt- schaftsaktivitäten künftig als klima- und umweltfreundlich gelten dürfen, stehen alle finanzpolitischen Sprecher mit Ausnahme von Kay Gottschalk, der sie mit der „sozia- listischen Planwirtschaft“ vergleicht. Keiner von ihnen heißt jedoch die Ein- stufung von Atomenergie als nachhaltig gut. „Deutschland hat sich nicht ohne Grund gegen diese Einstufung entschieden“, sagt etwa Markus Herbrand. „Es steht zu befürchten, dass viele Anleger das Ver- trauen in als nachhaltig vermarktete Finanz- produkte verlieren. Eine solche Einstufung schädigt die Integrität und Glaubwürdig- keit und damit auch den Nutzen der Taxo- nomie“, erklärt der FDP-Politiker. Der Krieg in der Ukraine zeige nun aller- dings auch deutlich, wie schnell ein solches Klassifizierungssystem ins Wanken geraten kann, wenn sich die Situation gravierend ändert. „Rüstungsunternehmen gelten als nicht nachhaltig, aber über die Frage, ob wir sie nicht doch brauchen, um unser Leben nachhaltig zu sichern, muss man nachdenken“, findet Herbrand. Ohnehin tritt der Umgang mit den Fol- gen des Krieges vor andere Vorhaben. So fordert Christian Görke eine zeitweise Sen- kung der Mehrwert- und der Energiesteuer, um die steigenden Kosten für Öl und Gas zum Teil auszugleichen. Auch SPD-Mann Schrodi will Steuerentlastungen schaffen, unter anderem über die von der Bundesre- gierung beschlossene Erhöhung des Grundfreibetrags und der Entfernungspau- schale. Antje Tillmann fordert Steuerer- leichterungen für Geld- und Sachspenden an Opfer des Ukrainekrieges. All dies ist Teil der Politik, die in Berlin täglich ge- macht wird – unter anderem im imposan- ten Jakob-Kaiser-Haus. ANDREA MARTENS FP » Die Linke setzt sich für eine schrittweise Überwindung des Provisionssystems ein. « Christian Görke, Die Linke Jahrgang: .......................................................... 1962 Wahlkreis: ...................... Cottbus – Spree – Neiße MdB: ............................................................ seit 2021 Ausbildung/Studium: .... Lehramt für die Fächer Geschichte (Dipl.-Lehrer) und Sport (Sekundarstufe I) Übrigens … war Görke von 2014 bis 2019 Finanzminister von Brandenburg. » Die private Alters- vorsorge gehört in die Hand von Versicherungen und Finanzprofis. « Kay Gottschalk, AfD Jahrgang .......................................................... 1965 Wahlkreis: ..................................................... Viersen MdB: ............................................................ seit 2017 Ausbildung/Studium: .................. Bankkaufmann, Dkfm., BWL-Studium sowie Studium der Rechtswissenschaften Übrigens … war Gottschalk Mitglied der SPD, bevor er später zur AfD wechselte. Online weiterlesen: QR-Code scannen oder fponline.de/Politik122 eingeben. fondsprofessionell.de 1/2022 421 FOTO: ©JAN LANGEHEIN, AFD

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