FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

Schüßler: Natürlich geht man als Fonds- manager immer das Risiko ein, dass es zeit- weise zu Übertreibungen kommt, die dem eigenen Stil zuwiderlaufen. Man darf zu- dem nicht darauf zählen, dass es stets inner- halb kurzer Zeit zu einer Rückkehr zum Mittelwert kommt. Dass es diesmal so lang dauern würde, hatte niemand so recht auf dem Plan. Und was unsere Platzierung innerhalb der Peergroup angeht, darf man aus meiner Sicht durchaus infrage stellen, ob es sich bei dieser Kategorie um eine homogene Vergleichsgruppe handelt. Glow: Inwiefern? Schüßler: In der Regel reicht es aus, wenn ein Fonds sich in seinen Anlagegrundsät- zen zu einer dividendenorientierten Strate- gie bekennt, um von den Ratingagenturen in die Gruppe der Dividendenfonds ein- gruppiert zu werden. Eine Differenzierung nach einer eher value- oder einer stärker wachstumsorientierten Strategie erfolgt nicht. Im Ergebnis macht es aber durchaus einen Unterschied, ob ein Fonds wie der DWS Top Dividende eher auf Value-Werte mit einer durchschnittlichen Dividenden- rendite von drei oder vier Prozent setzt oder ob ein eher auf Wachstumswerte aus- gerichteter Fonds nach Aktien mit einer mittleren Dividendenrendite von lediglich einem Prozent sucht. Das war angesichts der jüngsten Marktentwicklung vielleicht clever, hat aber dazu geführt, dass sich in unserer Vergleichsgruppe eine Reihe von Fonds finden, die sich zwar das Dividen- denthema auf die Fahnen geschrieben ha- ben, sich aber eigentlich eher mit einem MSCI Weltindex vergleichen müssten. Heuser: Lassen Sie uns einen Schritt zurück machen und über die ursprünglich formu- lierte Strategie des Fonds sprechen. Was kennzeichnet diese grundsätzlich? Schüßler: Aufgelegt wurde der Fonds im April 2003. Im Grunde war das der Tief- punkt der starken Kursrückgänge an den Aktienmärkten nach dem Crash der Tech- nologiewerte im Jahr 2000. Damals saß den meisten Privatanlegern noch der Schock im Nacken, deshalb suchten viele nach einem soliden, eher konservativen Aktieninvestment. Ein Dividendenfonds war damals ein ziemlich neues Konzept, zumal er eine möglichst risikoadjustierte Wertentwicklung zu erzielen versucht. Das kommt auch heute vor allem eher konser- vativen Privatanlegern durchaus entgegen. Glow: Wie sehen denn die wesentlichen Fondsparameter konkret aus? Schüßler: Der Fonds investiert überwiegend in marktbreite Aktien großer Unterneh- men, deren Dividendenrendite in der Re- gel rund anderthalb Prozentpunkte über dem Marktdurchschnitt liegt. Rund die Hälfte seiner Erträge erzielt der Fonds aus reinvestierten Dividenden. Wenn man weiß, dass die durchschnittliche Dividen- denrendite beim DWS Top Dividende bei zirka dreieinhalb Prozent liegt, kann man leicht ausrechnen, dass sein Gesamtergeb- nis auf eine Rendite von sieben bis acht Prozent hinausläuft. Das haben wir selbst in der schwierigen Phase der vergangenen drei Jahre und sogar über einen längeren Zeitraum von zehn Jahren geschafft. In der relativen Betrachtung der letzten Jahre, in denen Wachstumswerte die Aktienmärkte dominiert haben, war das vielleicht keine besonders starke Wertentwicklung. Dafür hat der Fonds aber andere Vorteile. Heuser: Zum Beispiel? Schüßler: Etwa eine ausgeprägte Stetigkeit der Wertentwicklung. Viele Privatanleger – dafür spricht jedenfalls das konstant hohe Volumen des Fonds – schätzen es nach wie vor, dass der DWS Top Dividende nicht dazu neigt, in besonders starken Marktpha- sen um 30 Prozent zuzulegen, um dann in einer nachfolgenden Korrekturphase gleich wieder 20 Prozent zu verlieren. Glow: Die jüngste Entwicklung scheint Ihnen selbst nach dem Ausbruch der kriegeri- » Rund die Hälfte seiner Erträge erzielt der Fonds aus reinvestierten Dividenden. « Thomas Schüßler, DWS MARKT & STRATEGIE Fondsmanager im Kreuzverhör | Thomas Schüßler | DWS 86 fondsprofessionell.de 1/2022 KREUZ VERHÖR FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH

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