FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022

Der frühere ZBI-Vorstand Mark Münzing gründete die Deutsche Fondsimmobilien Holding, um seine bewährte Anlagestrategie mit geschlossenen Publikums-AIFs fortsetzen zu können. Von einer Überhitzung amWohnungsmarkt möchte er nichts wissen. G ut ein Jahrzehnt verantwortete Mark Münzing als Vorstand bei ZBI den Einkauf von Wohnimmobilien. Mit sei- nem Team erwarb er rund 400 Objekte für 5,5 Milliarden Euro und bestückte die Publikumsfonds der ZBI. Nach einer stra- tegischen Neuausrichtung der ZBI verließ Münzing letztes Jahr das Unternehmen. Damals war er 62, also in einem Alter, in dem sich andere in den Ruhestand verab- schieden. Was lässt den Mann ein neues Emissionshaus gründen, um sein bisheriges Investitionsmodell fortzusetzen? Das kann nur eines heißen: Er meint es ernst. Herr Münzing, Sie bieten mit dem DFI Wohnen 1 einen geschlossenen Fonds an, der in deutsche Wohnimmobilien im Bestand investiert. Die Preise für Wohnun- gen in Deutschland steigen und steigen. Kürzlich warnte sogar die Deutsche Bundesbank vor möglichen Preisblasen. Warumhalten Sie an der Assetklasse fest? Mark Münzing: Ich halte wenig von den Diskussionen um eine Preisblase, denn sie setzt zwei Dinge voraus: erstens ein Über- angebot an Wohnungen und zweitens eine vermehrte Inanspruchnahme von Hypo- thekendarlehen. Beides lässt sich auf dem deutschen Wohnimmobilienmarkt nicht erkennen, ausgenommen vielleicht einige Stadtteile von München und die Elbchaus- see in Hamburg. Dort mag es sein, dass die Preise zurzeit überhitzen. Im Großen und Ganzen haben wir es aber mit einemMan- gel an Wohnungen – zumindest in den Ballungszentren – zu tun. Und in den Regionen? In einigen B- und C-Städten, nehmen Sie zum Beispiel Rosenheim oder Kempten im südlichen Bayern, haben wir zusätzlich zu einem erheblichen Wohnungsmangel eine ungünstige Entwicklung der Mieten im Verhältnis zu den Reallöhnen. Aber in sehr weiten Bereichen Deutschlands – im ganzen Osten etwa, egal ob Jena, Chemnitz oder Leipzig – gibt es einen ausgegliche- nen Wohnungsmarkt. Ich weiß nicht, was die Bundesbank bewegt, seit Jahren von einer Preisblase zu reden. Ich sehe keine. Was man aber schon beobachten kann ist, dass die Preise für Wohnimmobilien stärker anziehen als die erzielbaren Mie- ten. Bauen und die Baufinanzierung wer- den schneller teurer, als die Mieten steigen können. Das ist ein Thema, da gebe ich Ihnen recht. Aber man muss die Kirche imDorf lassen. Das Institut der deutschen Wirtschaft hat mal die Entwicklung des Reallohns in Deutschland zwischen 2014 und 2018 ins Verhältnis zur Entwicklung der Nettokalt- mieten gesetzt: Während die Löhne um 9,4 Prozent stiegen, gingen die Mieten um 8,5 Prozent rauf. Im bundesdeutschen Durchschnitt sind die Löhne also stärker gestiegen als die Mieten. Das gilt für etwa zwei Drittel der rund 400 Kreise, die wir in Deutschland haben. Sie haben in einzel- nen Städten und insbesondere in Ballungs- räumen, die für uns besonders spannend sind, weil wir dort investieren wollen, ganz unterschiedliche Situationen. In Hamburg sind zum Beispiel die Mieten um 3,3 und die Löhne um 8,7 Prozent gestiegen. » Im Durchschnitt sind die Löhne stärker ge- stiegen als die Mieten. « Mark Münzing, DFI Deutsche Fondsimmobilien „Ich kann keine Preisblase erkennen“ 216 fondsprofessionell.de 2/2022 SACHWERTE Mark Münzing | DFI Deutsche Fondsimmobilien

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