FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022

Neuer Automat Die Schar der Robo-Advisors wächst. Der Branchenriese Vanguard startete seinen digitalen Anlageservice in Deutschland. Welche Chancen hat das Angebot am Markt? I n Deutschland buhlen gut 30 Robo- Advisors um die Gunst und das Geld der Kunden. Im Februar ist ein weiterer hinzugekommen. Was angesichts der aus dem Boden sprießenden Fintechs nur wie eine Randnotiz erscheint, birgt das Poten- zial für einen Umbruch imMarkt der digi- talen Vermögensverwaltung. Denn hinter dem jüngsten Spross steht der zweitgrößte Vermögensverwalter der Welt, das US-Haus Vanguard, das imHeimatmarkt als Digital- primus gilt. Bereits 2020 hatten die Ameri- kaner, die mit günstigen Indexfonds groß wurden, bedeutende Köpfe der deutschen Start-up-Szene an Bord geholt: den ehema- ligen Solarisbank-Manager Andreas Bittner sowie den Ex-Chef von Ratepay, Jesper Wahrendorf. Fast anderthalb Jahre später startet nun „Vanguard Invest“. „Vanguard tritt in den USA, Großbri- tannien und Australien bereits mit einem Angebot direkt an Privatkunden heran“, sagt Wahrendorf. Dies unterbreite sein Haus nun Privatanlegern in Deutschland. „Der deutsche Markt mag zwar als ‚over- banked‘ gelten, doch hinsichtlich günstiger und einfacher Kapitalmarktprodukte hal- ten wir ihn für unzureichend versorgt.“ Nadel im Heuhaufen Vanguard will den kapitalmarktscheuen Deutschen einen Ausweg aus Niedrigzins und Inflation ebnen. „Wir bieten eine Geldanlage, die so einfach wie möglich einen breit gestreuten Zugang zu den Kapitalmärkten eröffnen soll“, führt Wah- rendorf aus. „Das Motto lautet: Besser den Heuhaufen kaufen als die Nadel im Heu- haufen suchen.“Der Riese selbst vermeidet den Begriff „Robo-Advisor“. „Dies impli- ziert, dass hier eine künstliche Intelligenz agiert“, erläutert der Vanguard-Mann. „Das ist nicht der Fall.“ Es handle sich schlicht um eine dem Risikoprofil entsprechend er- stellte Allokation, die per Rebalancing auf dem gewünschten Stand gehalten werde. Grundsätzlich zielt Vanguard auf alle Kundengruppen ab. Wahrendorf nennt aber zwei typische Profile: ein junger, an den Kapitalmärkten noch unerfahrener Typ und einer, der bereits etwas Vermögen und Kapitalmarkterfahrung mitbringt. „Beide möchten nicht unbedingt selbst ETFs oder Indexfonds herauspicken, son- dern auf möglichst simple Produkte zu- rückgreifen.“ Und keiner der beiden sei bereit, hohe Produktkosten zu zahlen. Vanguard will künftig auch Selbstent- scheider ansprechen. „Das Angebot werden wir um eine Plattform erweitern, bei der die Kunden selbst ihre einzelnen Bausteine, bestehend aus Indexfonds und ETFs, wäh- len können“, kündigt Wahrendorf an. Damit schlägt das Haus eine ähnliche Richtung ein wie der deutsche Branchen- primus Scalable Capital. Dieser erweiterte seinen Robo um eine Handelsplattform für ETFs und Einzeltitel. Eine weitere digitale Anlageplattform betritt den deutschen Markt. Dahinter steht der US-Riese Vanguard. Im Heimatmarkt warb die Gesellschaft bereits viele Kunden an. Doch gelingt ein solcher Erfolg auch hierzulande? Wie sich Finanzberater und Vermögensverwalter in der digitalen Welt zurechtfinden und welche Rolle künstliche Intelligenz oder Big Data bei Investment- strategien spielen werden, erfahren Sie auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim. ANMELDUNG: www.fondsprofessionell.de MANNHEIM, 21. + 22. JUNI 2022 VERTRIEB & PRAXIS Robo-Advisor 386 fondsprofessionell.de 2/2022 FOTO: © JOEY333 | STOCK.ADOBE.COM

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