FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2022

Mag sein, dass es wieder Zinsen gibt – bei rund acht Prozent Inflation, wie wir sie zuletzt in Deutschland hatten, bleiben die Realzinsen dennoch deutlich negativ. Oder ist das den Anlegern egal? Reicht es ihnen, nur auf demPapier einen Ertrag zu erwirt- schaften? Bei den aktuell sehr hohen Inflationsraten ist es äußert schwierig, eine positive Real- verzinsung zu erreichen. Aber so hoch wie jetzt werden die Teuerungsraten unserer Einschätzung zufolge nicht lange bleiben. Wenn die Verbraucherpreise derart nach oben schießen wie in diesem Jahr, bieten übrigens auch Aktien keinen Inflations- schutz, zumindest nicht auf kurze Sicht. Langfristig funktioniert das sehr wohl. In den USA haben Aktien in den vergange- nen 120 Jahren im Schnitt neun Prozent Nominalrendite pro Jahr abgeworfen. Zwei Prozentpunkte kamen aus der Dividende, die restlichen sieben aus Kursgewinnen.Die Inflation lag in diesemZeitraum bei durch- schnittlich drei Prozent. Unterm Strich blieb den Aktionären also eine Realrendite von sechs Prozent. Das ist doch mal eine gute Nachricht! Allerdings sollten Anleger aktuell nicht blind in Aktien investieren. Sondern? Sie sollten auf Unternehmen setzen, die auch in diesem herausfordernden Umfeld die gestiegenen Kosten überwälzen kön- nen, um die Gewinne zumindest stabil zu halten oder aber sogar zu steigern. Dies sind vor allemUnternehmen, die aufgrund ihrer Wettbewerbssituation über eine Preis- setzungsmacht verfügen sowie insbesonde- re Skaleneffekte und Effizienzsteigerungen realisieren können. Damit eine solche Marktmeinung ihren Niederschlag in den Depots der Commerz- bank-Kunden findet, benötigen Sie und Ihre Kollegen viele Stellschrauben.Wiewird aus IhremSzenario denn eine konkrete Anlage- empfehlung? Wir berufen regelmäßig oder, falls nötig, ad hoc unser Asset-Allokation-Komitee ein, das die aktuelle Kapitalmarkteinschätzung formuliert und daraus resultierend die Asset-Allokation entwickelt. Diese Vorga- ben gelten für die Vermögensverwaltung und die Anlageberatung gleichermaßen. In Absprache mit den Kollegen aus den Pro- dukteinheiten wählen wir dann geeignete Anlageprodukte aus und bestücken auch die Musterdepots für alle relevanten Kun- dengruppen. Die Berater werden über unsere internen Systeme laufend infor- miert, sie sind also immer auf dem neues- ten Stand, was die Kapitalmarktmeinung und die Musterdepots angeht. Wie granular können Sie die Depots eigent- lich steuern? Am Anfang steht immer die Frage, wie hoch – je nach Risikoprofil – die Aktien- quote sein soll. Danach entscheiden wir, in welche Regionen, Länder und Sektoren das Geld allokiert wird.Hier spielen auch unter- schiedliche Anlagestile wie Value oder Growth oder thematische Investments eine Rolle. Zudem entscheiden wir für den An- leihenbereich, in welche Regionen, Länder, Segmente, Ratingklassen und Laufzeitbän- der wir investieren wollen. Für jeden dieser möglichen Portfoliobausteine analysiert unser hauseigenes Fondsresearch passende Produkte. Wir wählen dann die Fonds aus, die sowohl ein positives Votum unserer Kol- leginnen und Kollegen tragen als auch zu unserer Kapitalmarkteinschätzung passen. Zur „VV by CIO“: An welche Zielgruppe richtet sich dieses Angebot eigentlich? Die Commerzbank bietet schließlich bereits andere Vermögensverwaltungen an. Wir sprechen damit Kunden mit einem Vermögen ab 250.000 Euro an, die ein akti- veres Management bevorzugen. Unsere anderen VV-Linien sehen höhere Mindest- anlagesummen vor oder investieren vor- nehmlich passiv, darum ergänzt die „VV by CIO“unser bisheriges Angebot gut.Hinzu » Wenn die Verbraucher- preise derart nach oben schießen, bieten auch Aktien keinen Inflations- schutz, zumindest nicht auf kurze Sicht. « Thorsten Weinelt, Commerzbank FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH 380 fondsprofessionell.de 3/2022 BANK & FONDS Thorsten Weinelt | Commerzbank

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