FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022

jeweils empfohlene Haltedauer des Fonds“, erklärt Bernhard Bittner, Partner in der Financial Services Consulting Practice der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesell- schaft EY. Bei einem Aktienfonds etwa wären dies fünf Jahre. Neue Methode „Das Stress-Szenario wird wie in der ersten Fassung des PRIIPs-BIB nach der Cornish-Fisher-Methode ermittelt, da sich gezeigt hat, dass diese hier zu realistischen Werten führt“, sagt Bittner. Bei den drei wei- teren Szenarien hingegen hat der europäi- sche Gesetzgeber auf eine neue Methode umgestellt. Dies soll vermeiden, dass es wie in den ursprünglichen PRIIPs-BIBs häufig zu unangemessen positiv dargestellten Per- formanceentwicklungen kommt. „Bei der neuen Methode handelt es sich um eine historische Betrachtungsweise“, so Bittner. „Dabei schaut man sich die Kurs- entwicklung eines Fonds in den vergange- nen zehn Jahren an“, erklärt er. Der Gedan- ke dahinter ist, dass es in einem Zehnjah- reszeitraum immer einmal zu einemCrash kommt. Von der historischen Entwicklung des Fonds werden dann die Zukunftsszena- rien abgeleitet. Dies führt zu realistischeren Prognosen, als das mit der alten Cornish- Fisher-Methode häufig der Fall war. Ist ein Sondervermögen noch keine zehn Jahre am Markt, so dürfen Asset Manager für die fehlende Zeit Vergleichs- werte wie Benchmarks oder Proxies heran- ziehen. „Bei einem europäischen Aktien- fonds könnte das zum Beispiel der Euro- stoxx 50 sein“, sagt Bittner.Mit diesen Daten wird die Entwicklung des Fonds sozusagen nach hinten „aufgefüllt“. SRRI und SRI Eine weitere wichtige Änderung im Vergleich zum KID ergibt sich durch den gewählten Risikoindikator. Bisher hatten KVGen die Risikostufe jedes Sonderver- mögens anhand des Synthetic Risk and Reward Indicators (SRRI) zu ermitteln.Die Kennzahl ordnet Fonds je nach Schwan- kungsbreite sieben Risikoklassen zu. Künf- tig ist der neue Summary Risk Indicator (SRI) zu bestimmen. Zwar unterscheidet auch dieser zwischen sieben Risikostufen, die Bandbreite für die Schwankungen ist aber weiter gefasst. Zudem müssen die Gesellschaften den SRI nur einmal pro Monat ermitteln, statt wie beim SRRI wöchentlich. „Die neue Kennzahl wird zur Folge haben, dass Fonds eher eine Risiko- stufe tiefer eingruppiert werden als bisher“, vermutet Experte Bittner. Auch bei der Berechnung und Darstel- lung der Kosten eines Fonds gibt es wesent- liche Neuerungen. „Das Grundprinzip der PRIIPs-Verordnung ist, hier eine möglichst hohe Transparenz zu erreichen“, sagt Bitt- ner. Daher müssen nun sämtliche Kosten ausgewiesen werden, bei Dachfonds im- mer auch die der Ziel-Sondervermögen. Bei einem Vergleich des PRIIPs-BIB mit dem OGAW-KID fällt außerdem auf, dass die Einstiegskosten im BIB nicht nur mit Prozentzahlen angegeben werden. Stattdessen wird auch eine „Reduction in Yield“ (RIY) ermittelt, die zeigen soll,wie die Gesamtkosten eine mögliche Rendite mindern.Die RIY wird für die empfohlene Haltedauer annualisiert aufgeführt, also auf die Jahre umgelegt. Enorme Änderung Bei den laufenden Kosten ändert sich im Vergleich zum Ausweis im KID nichts Wesentliches. Eine enorme Änderung er- gibt sich aber durch die Transaktionskos- ten, die im PRIIPs-BIB gezeigt werden müssen. Dabei handelt es sich um Kosten, die für den An- und Verkauf von Wert- papieren im Fonds anfallen. Einfach ist die Ermittlung der sogenann- ten expliziten Transaktionskosten. Dazu zählen etwa Börsenspesen oder Handelsge- bühren. Solche Ausgaben werden schon Bernhard Bittner, EY: „Das Grundprinzip der PRIIPs-Verordnung ist, eine möglichst hohe Kostentransparenz zu erreichen.“ Carsten Molz, Union Investment: „Die Umsetzung der PRIIPs-Anforderungen war mit hohen Kosten und mit Ressourcenaufwand verbunden.“ » Ab dem kommenden Jahr werden negative Transaktionskosten nicht mehr gezeigt. « Bernhard Bittner, EY fondsprofessionell.de 4/2022 439 FOTO: © EY, FRITZ PHILIPP | UNION INVESTMENT

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