SACHWERTE SPEZIAL, Sonderausgabe 2022

gäbe es keine Angst vor den sich bildenden Krisen.Worin besteht Ihre spezifische Her- ausforderung, Herr Klaile? Stefan Klaile (Xolaris): Im Immobilienmarkt steigen die Finanzierungskosten, und trotz- dem fallen die Preise nicht. Da können Sie keinen Fonds mehr strukturieren,wenn Sie vernünftig kalkulieren. Als Service-KVG müssen wir mehr Mandate ablehnen, weil die Immobilien über die nächsten zehn Jahre ehrlich nicht mehr so kalkuliert werden können, dass das mit dem Risiko- management vereinbar ist. Deshalb glaube ich, dass man bei einzelnen Emissions- häusern wieder vermehrt Blindpools sehen wird, bei denen man schönrechnen kann. Endlweber: Das veränderte Finanzierungs- umfeld hat sich über die vergangenen Monate zugespitzt. Das heißt, die Auswir- kungen auf den Immobilienmarkt werden wir vermutlich erst imersten Quartal 2023 so richtig spüren und sehen. Klaile: Ja, aber wie wollen Sie heute ver- nünftig strukturieren und kalkulieren, wenn Sie davon ausgehen, dass die Zinsen noch einmal erhöht werden? Dann müs- sen Sie mit Fondsrenditen mit einer Zwei vor dem Komma auf den Markt kommen. In so ein Angebot sind Anleger ehrlicher- weise schon heute nicht mehr bereit zu investieren. Die Schwierigkeit wird darin liegen, den Anlegern begreiflich zu ma- chen, dass der Umbruch im Zweifel zwölf, 15 Monate dauert. Alexander Pfisterer-Junkert (BKL): Was mir aktuell mehr Sorge bereitet, ist gar nicht die Zinsentwicklung, sondern die Ge- schwindigkeit und die Unabsehbarkeit. Ich glaube, das führt eher zu einer Verunsiche- rung der Märkte. Das gilt branchenüber- greifend und könnte unter Umständen zu Anlegerzurückhaltung und einer Angst- starre führen. Welther: Wer überlegt, mit Sachwerten ein Portfolio zu stabilisieren, muss sich die Frage nach der Unabhängigkeit einzelner Assetklassen von anderen Portfolioteilen stellen. Herr Sepp, wie bewerten Sie in dieser Hinsicht die Investorennachfrage? Holger Sepp (Hauck Aufhäuser Lampe): Wir sehen, dass institutionelle Investoren wie Versicherungen und Pensionskassen nach wie vor auf Sachwerte setzen. Viele haben heute eine entsprechende Quote von nur fünf bis acht Prozent, während der Durch- schnitt bei zirka zwölf Prozent liegt. Das zeigt, wie viel Luft nach oben noch vor- handen ist.Wir gehen aber davon aus, dass die Dynamik, die wir in den letzten Jahren gesehen haben, nachlässt. Außerdem kommt es zu Verschiebungen zwischen den Subassetklassen. Wohnimmobilien sind nach wie vor super attraktiv. Bei Gewerbeimmobilien und in anderen Bereichen sieht es aber anders aus. Ein großes Investoreninteresse sehen wir im Bereich Infrastruktur, in dem es einen riesi- gen Finanzierungsbedarf gibt. Welther: Was sind die Motive der Investo- ren? Sicherheit? Inflationsausgleich? Oder letzte Inseln, auf denen sich allen widrigen Umständen zumTrotz noch Renditen erzie- len lassen? Sepp: Eine Kombination aus alledem. Es geht um die Asset-Allokation. Eine Studie, die wir mit der Handelshochschule Leipzig gemacht haben, weist ganz klar nach, dass Sachwerte wertsteigernd sind und mehr Stabilität ins Portfolio bringen. Das treibt alle Investoren um. Angesichts der aktuel- len Inflationsraten ist es extrem spannend, in Sachwerte zu investieren. Die Akquisi- tion von neuen Fondsmandaten ist deshalb genauso dynamisch wie in den letzten Jahren.Wir gehen aber davon aus, dass die Investitionen der Fonds durchaus länger dauern werden als zuletzt. » Das Thema Digitalisierung ist sehr umfangreich, und die Blockchain ist nur ein Teilsegment. « Nico Auel RWB Nico Auel ist Geschäftsführer der RWB Partners GmbH, der Vertriebsgesellschaft der Munich Private Equity AG. Sie ist die Muttergesellschaft des Emissionshauses RWB, das seit 1999 Dachfonds auflegt. FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH SACHWERTE Roundtable 18 fondsprofessionell.de 3/2022 SPEZIAL

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