SACHWERTE SPEZIAL, Sonderausgabe 2022

Zusammenspiel mit der Inflation. Um sie auszugleichen braucht man aktuell eine relativ hohe Rendite. Allerdings sind sie tat- sächlich nicht so wahnsinnig üppig. Welther: Aber müsste es vor dem Hinter- grund der Rede von der fehlenden Kor- relation von Sachwerten zu liquiden und Börsenwerten nicht einen Run in die Sach- werte geben? Hastreiter: Einerseits ja. Andererseits sind psychologisch gesehen Situationen wie jetzt der Ukrainekrieg Auslöser dafür, dass sich Menschen – zumindest viele Frauen – zurückziehen und abwarten. Es herrscht eine allgemeine Verunsicherung und Frauen sind vielleicht, anders als Männer, nicht so opportunistisch, dass sie sofort bei „guten Gelegenheiten“ einsteigen. Bei regenerati- ven Energien ist das etwas anders. Hier ist die Argumentation viel einfacher, weil die emotionale Verbundenheit mit dem The- ma und der Aspekt, dass uns das gesell- schaftlich weiterbringt, vorhanden sind. Welther: Herr Auel, wie beurteilen Sie die Situation? Nimmt das Interesse an Sach- werten in Zeiten großer Verunsicherung eher zu oder eher ab? Nico Auel (RWB): Ich sehe die Sachwerte anders als Sie nicht im Krisenmodus. Die Finanzkrise 2008 war deutlich anspruchs- voller, in diesem Sinne ist die Corona- Pandemie keine wirkliche Krise. Die Auf- merksamkeit der Anlegeröffentlichkeit für unsere Fondsprodukte nimmt eher zu. Und auch bei der Deal-Aktivität und den Rückflüssen sehen wir eigentlich keine Kri- se.Wir haben allerdings auch nicht in Ein- zelhandelskaufhäuser in der Innenstadt oder in die Schwerindustrie investiert. Wir sind imMittelstand engagiert und hier vor allem in moderne, zukunftsweisende Ge- schäftsmodelle. Wir haben überproportio- nal Technologieunternehmen, Software- und Health-Care-Unternehmen im Port- folio. Sie profitieren von der Digitalisie- rungswelle. Welther: Liegt das gesteigerte Interesse daran, dass Anleger zwischen den gebeu- telten Märkten und Private Equity eine ge- ringere Korrelation vermuten? Und schlägt sich das in den Platzierungszahlen nieder? Auel: Wir haben durch die Bank bei all unseren Vertriebsvehikeln deutlich mehr Nachfrage. Ob man das ganz genau mit der aktuellen Situation und der Volatilität der Aktienmärkte in Verbindung bringen kann, ist die Frage. Denn die Großanleger sind schon länger in Private Equity sehr stark involviert, und die Privatanleger haben durch die Niedrigzinsphase angefan- gen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Aktuell kommen viele Effekte zusammen, sodass sich auch Leute neue Themen an- schauen, die das vorher nicht getan haben. Alexander Endlweber (FONDS professionell): Mit Renditen von acht bis zehn Prozent pro Jahr, wie sie auch zuletzt nochmit Private- Equity-Engagements durchaus zu erzielen waren, könnte man sogar die Inflation ausgleichen. Müsste nicht die Stunde von Private Equity geschlagen haben? Auel: So pauschal kann man das nicht sagen. Das Kapital muss dafür jedenfalls in Unternehmen investiert werden, die die Macht haben, die steigenden Preise wei- terzugeben. Das ist nicht bei jeder Firma gegeben. In unserem Segment – Hidden Champions imMittelstand – gibt es keine Substitute, das heißt, unsere Portfoliounter- nehmen und gegebenenfalls auch die gro- ßen Konzerne, an die sie dann verkauft werden, können höhere Preise am Markt durchsetzen. Deshalb sind wir beim Thema Inflation relativ entspannt. Welther: Eine KVG hat unter anderem die Aufgabe, Risiko zu managen. Die Risiken scheinen sich zu verändern, ansonsten » Mit den steigenden Baukosten und Zinsen ist der Immobilienmarkt deutlich kritischer zu sehen. « Simon Brunke Exporo Simon Brunke ist Co-Founder und Vorstand der 2014 gegründeten Onlineplattform Exporo. Das Unternehmen hat bisher eine Milliarde Euro Anlegerkapital für digitale Immobilieninvestments vermittelt. FOTOS: © CHRISTOPH HEMMERICH fondsprofessionell.de 3/2022 17

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=