SACHWERTE SPEZIAL, Sonderausgabe 2021

wird bei der Immobilie schwer sein, auch wenn es sich dahin entwickeln wird. Ma- chen wir uns nichts vor: Es wird Rendite kosten! Keiner ist derzeit bereit, angesichts der notwendigen Investitionen in ESG mehr Miete zu bezahlen. Langfristig wird das anders sein. Welther: Für die bisherigen Wohnimmobi- lienfonds von Primus Valor, Herr Grundler, waren ESG-Kriterien noch nicht so rele- vant. Künftig werden Sie sich positionieren müssen. Gordon Grundler (Primus Valor): Wir haben uns aus der aktuellen Diskussion weitge- hend rausgehalten, weil wir immer schon Freunde der Versöhnung von Ökonomie und Ökologie waren. Insbesondere seit unserem Fonds Nummer fünf führen wir bereits energetische Sanierungen durch, damals war von ESG noch gar keine Rede. Es war schon immer ökonomisch getrie- ben, dass wir Fassaden und Fenster däm- men, Keller sanieren und Photovoltaikanla- gen auf den Dächern installieren. Aber die offiziellen Kriterien für nachhaltige Immo- bilien sind noch sehr schwammig, sodass man die ESG-Karte im Vertrieb eigentlich noch nicht so richtig spielen kann. Welther: Ökonomischer Antrieb für ökologi- sche Sanierung? Können Sie das veran- schaulichen? Grundler: Eine Spekulation auf die Preisent- wicklung von Wohnimmobilien stand bei uns nie im Fokus. Wir standen immer dafür, dass eine Wertsteigerung aus der Substanz der Immobilie entwickelt werden muss. Das Asset Management muss also tatsächlich etwas tun, wenn wir Immobi- lien nach fünf bis sieben Jahren teurer ver- kaufen wollen, als wir sie erworben haben. Mit der Auflösung von Sanierungsstaus und einem Tausch der Fenster kann man die Warmmiete senken und die Kaltmiete ein Stück weit erhöhen, das macht es für den Investor interessanter. Heizkosten sen- ken, Kaltmiete steigern, Stromerlöse aus Photovoltaik erzielen – das sind unsere wesentlichen Punkte. Alexander Endlweber (FONDS professionell): Ein Teil der ESG-Kampagne ist, dass es nicht mehr reicht, nur zu dämmen oder Fenster zu tauschen. Man muss auch die Maßnahmen selbst mit der Frage ihrer Nachhaltigkeit konfrontieren. Grundler: Wir führen hier eine ideologische Debatte. Was eigentlich ist umweltfreund- lich? Hat eine Bestandsimmobilie über- haupt eine Chance, umweltfreundlich zu sein? Oder ist es umweltfreundlicher, sie abzureißen und neu zu bauen? Volker Arndt (US Treuhand): Das ist dieselbe Frage wie beim Benziner, der acht Jahre ge- laufen ist. Verschrotte ich ihn und kaufe ein E-Auto? Das ergibt auch unter Umweltge- sichtspunkten keinen Sinn. Unser aktueller Fonds, der US Treuhand XXV, richtet sich nicht nach den ESG-Standards.Wir warten ab, bis wir wissen, wie die Taxonomie eigentlich aussieht. Unsere Mieter in den USA würden gar nicht verstehen, worum es geht, wenn wir mit ihnen über ESG- Maßnahmen reden würden. Das können wir sein lassen. Man kann sich mit ESG beschäftigen, es ist aber nicht zielführend. Welther: Aber entsteht ein entsprechendes Bewusstsein nicht auch in USA? Arndt: Wenn es um ökonomische Dinge geht, sind die Amerikaner pragmatisch. Man könnte auch sagen, sie sind umwelt- blind. Allerdings werden in USA Woh- nungen auch nicht so gebaut, dass sie Jahr- hunderte halten. Es sind vor allemHolzstän- derhäuser, die interessanterweise mit einem deutlich niedrigeren Energieeinsatz auskom- » Man kann sich mit ESG beschäftigen, es ist aber nicht zielführend. « Volker Arndt, US Treuhand Volker Arndt ist Geschäftsführer der US Treuhand, die seit 25 Jahren Investments in US-Immobilien anbietet. In dieser Zeit wurde ein Investitionsvolumen von bisher rund 4,7 Milliarden US-Dollar realisiert. fondsprofessionell.de 3/2021 17

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