SACHWERTE SPEZIAL, Sonderausgabe 2021

men als in Deutschland. Sie haben auch nicht den Standard, erstmal die Hülle eines Gebäudes so hermetisch zu schließen, dass sie dann Belüftungssysteme einbauen müs- sen, die für den Sauerstoffaustausch sorgen. Welther: Es gibt jetzt aber das neue Para- digma, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit miteinander zu verbinden. Das findet bei der US Treuhand offenbar noch nicht statt. Arndt: So kann man das nicht sagen. Wäh- rend der Trump-Regierung waren die USA neben Indien die am schnellsten wachsen- de Erneuerbare-Energien-Industrie, dort wird inzwischen flächendeckend Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen. Die US Treuhand hat derzeit nur noch zwei Büroobjekte im Bestand, das eine in Las Vegas, das andere inWashington.Die bezie- hen ihre Kälte- und Wärmeenergie nicht aus einer hauseigenen Verbrennungsanlage, sondern über das Stromnetz. Wären die Immobilien Autos, wären es E-Autos. HG Pinkernell (Kanzlei LPA-GGV): ESG be- steht nicht nur aus E! Es könnte bei einer Immobilie auch ein Thema werden, wenn ich den falschen Mieter drin habe. Auf EU- Ebene ist klar gemacht worden, dass man auch mit ESG in Konflikt kommt, wenn man in einen Atomkonzern investiert oder in Bekleidungsunternehmen, die in Ban- gladesch produzieren lassen. Das kann nicht mehr „Social“ sein. (Zu Arndt:) Mit Ihrem Mieter General Dynamics, auch wenn es die IT-Tochter des Rüstungs- konzerns ist, sind Sie ohnehin aus der ESG- Welt raus. Arndt: Ja, klar. Das brauchen wir nicht zu diskutieren. Welther: Gibt es denn ESG-Arbitrage? Dass man also fehlendes E mit umso mehr S oder G ausgleichen kann? Pinkernell: Im Moment dominiert in der Rechtspraxis, dass danach gesucht wird, wo im Vergleich zu dem, was man unter ESG proklamiert hat, noch etwas fehlt. Und dann werden Abmahnungen verschickt. Zunächst müssen sich alle Beteiligten auf ei- ne vollständige Taxonomie einigen. Das ist noch ein ziemlich weiter Weg. Sein Produkt als ESG-konform zu bezeichnen ist derzeit noch ein Risiko. Ich denke,man sollte eher formulieren,wie man in bestimmten Berei- chen Nachhaltigkeit sicherstellen will. Welther: Herr Grützner, wie steht es aus Sicht des Vertriebs, zumal in der bera- tungsfreien Form, wie sie Fondsdiscount anbietet, umdieVersöhnbarkeit von ökono- mischer und ökologischer Nachhaltigkeit? Jens Grützner (Fondsdiscount.de): Der Kon- flikt ist gar nicht so sehr entstanden, dass ich die Bezeichnung Versöhnung hier besonders gewichten würde.Wir sehen bei den einigen Anlegern einen Fokus auf erneuerbare Energien, und hier wollen sie auch ESG-Kriterien erfüllt wissen. Was keiner haben will, ist Greenwashing. Bei den Anlegern, die sich für Immobilien interessieren, spielen ESG-Kriterien so gut wie keine Rolle. Dabei ist es nicht so, dass sich die Emittenten noch nicht damit auseinandergesetzt hätten. Aber im Bera- tungsgespräch wird es in der Regel nicht thematisiert. Endlweber: Was erwarten die Anleger bei der Immobilie? Grützner: Stabilen Cashflow und Werthal- tigkeit. Erst wenn es um die Wiederverkauf- barkeit der Immobilie geht, werden ESG- Themen relevant. Das steht aktuell noch nicht im Vordergrund und muss noch stär- ker ins Bewusstsein dringen. Kuhlmann: Das kann ich absolut bestätigen. Wir befinden uns in einem Wandlungs- » Heizkosten senken, Kaltmiete steigern, Stromerlöse aus Photovoltaik erzielen – das sind unsere wesentlichen Punkte. « Gordon Grundler, Primus Valor Gordon Grundler ist Vorstand von Primus Valor, einem Emissionshaus für Wohnimmobilienfonds. Er hat bereits sein Studium mit dem Verkauf von Wohnimmobilien finanziert. FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH 18 fondsprofessionell.de 3/2021 SACHWERTE Roundtable

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