Die Deka stellt den Sparkassen neuerdings deutlich mehr Fondsdaten zur Verfügung als früher. Hintergrund ist die Einführung einer neuen Wertpapierplattform, die perspektivisch das alte B2B-Portal "Dekanet" ablösen soll, über das die Sparkassen ihr Geschäft mit Deka-Fonds abwickeln.

"Dekanet" sei die Basis für den Retailvertrieb mit den Sparkassen, betont Olaf Heinrich, Leiter Digitales Multikanalmanagement bei dem Wertpapierhaus der Sparkassen, im Gespräch mit FONDS professionell. "Über 100.000 Sparkassen-Mitarbeiter sind auf der Plattform registriert, und wir verzeichnen 650.000 bis 700.000 Abrufe im Monat – das System läuft stabil und zuverlässig."

Doch einige Funktionen fehlten oder waren nicht sonderlich komfortabel zu bedienen. Außerdem waren Änderungen in der alten IT-Infrastruktur mühsam und zeitaufwendig. "Deshalb haben wir uns entschieden, eine völlig neue, cloudbasierte B2B-Plattform aufzusetzen, die wesentlich schnellere Anpassungen erlaubt, uns deutlich mehr Flexibilität gibt und uns unterm Strich auch Kosten spart."

Äquivalenz-Check priorisiert
Das Ergebnis heißt "S-Invest-Manager" und ging vor wenigen Wochen mit den ersten Funktionen live. "Seit dem 30. September ist eine erste Lösung für das Vertriebsmanagement online, unter anderem mit Äquivalenz-Check und Produktkorbverwaltung", sagt der für die Entwicklung zuständige Deka-Manager Michael Vetter. "Wir werden in den kommenden Monaten laufend weitere Funktionen freischalten, darunter unter anderem ein Planungstool mit praxisrelevanten Szenario-Rechnern für das Vertriebsmanagement." In zwei oder drei Jahren soll die neue Plattform das alte "Dekanet" dann komplett abgelöst haben.

Für Anlageberater dient der "S-Invest-Manager" im ersten Schritt der Informationsbereitstellung. Ab dem kommenden Jahr sollen auch Transaktionen über das Portal möglich sein. Für die Vorgesetzten bietet es schon deutlich mehr. "Bald lassen sich über die Plattform alle wertpapierrelevanten Vertriebsprozesse von der Planung bis hin zum Vertriebscontrolling darstellen", verspricht Heinrich.

Insbesondere der seit Mifid II regulatorisch vorgeschriebene Äquivalenz-Check war bislang eine echte Herausforderung für die Vertriebsmanager der Sparkassen. Die Banken müssen bei einer Anlageempfehlung prüfen, ob ihnen gleichwertige Finanzprodukte zur Verfügung stehen, die günstiger oder weniger komplex sind. Im "Dekanet" geht das nicht ohne "Medienbruch", sprich: es waren Recherchen auf anderen Portalen nötig. "Ein einfacherer Äquivalenz-Check stand ganz oben auf dem Wunschzettel der Sparkassen", berichtet Heinrich. "Darum war das auch die erste konkrete Anwendung, die wir für die neue Plattform programmiert haben."

"Offene Architektur"
Die Deka vertreibt ihre Fonds und Zertifikate im Privatkundengeschäft bekanntlich exklusiv über die Sparkassen – die Sparkassen wiederum unterliegen keinem Zwang, nur Deka-Produkte zu empfehlen. Darum kommt es einer kleinen Revolution gleich, dass der "S-Invest-Manager" eine "offene Architektur" verfolgt, über ihn also alle in Deutschland zugelassenen Fonds zu finden sind. Im "Dekanet" dagegen ist das anders, dort sind außer den hauseigenen Produkten nur ausgewählte "Kooperationspartnerfonds" von einigen internationalen Asset Managern wie Blackrock, Columbia Threadneedle, Fidelity, Goldman Sachs AM oder J.P. Morgan AM präsent.

"Wir sehen es als unsere Aufgabe, die Sparkassen bestmöglich zu unterstützen", sagt Heinrich. "Außerdem scheuen wir weder den Wettbewerbsvergleich noch haben wir den Eindruck, dass wir uns mit unserer Leistung hinter der Konkurrenz verstecken müssten." Die offene Architektur bedeute auch keinesfalls, dass die "Kooperationspartnerfonds" keine Vorteile mehr genössen. Nur sie könnten im Dekabank-Depot verwahrt werden. Außerdem stelle die Deka für andere Drittfonds nur die regulatorisch geforderten Pflichtangaben bereit, für die Portfolios der Kooperationspartner dagegen gebe es eine "echte Vertriebsunterstützung", so Heinrich.

Verbundeigener Mitbewerber
Wer sich ein wenig in der Welt der Sparkassen auskennt und die Stichworte "offene Architektur" und "Äquivalenz-Check" hört, dem fällt sofort eine andere Plattform ein: Mit "BIS.on WMS" starteten Nord-LB und Dericon im vergangenen Jahr ein Tool, mit dem sie den Anlageberatern beim lange Zeit so mühsamen Vertrieb von Drittfonds helfen möchten. Mehr als 115 Sparkassen nutzen Dericon zufolge mittlerweile das System, Dutzende Fondsanbieter sponsern die Plattform. Könnte es also sein, dass der "S-Invest-Manager" auch eine Antwort auf "BIS.on WMS" ist? Dazu möchte sich Heinrich nicht äußern. (bm)


Der vollständige Artikel ist in FONDS professionell 4/2022 ab Seite 420 erschienen. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin abrufen.