FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

für ein grundsätzliches Verbot eingesetzt“, sagt er. Ebenso wie seine Kollegin Antje Tillmann von der CDU/CSU befürwortet er ein Nebeneinander beider Beratungs- modelle. Christian Görke, finanzpolitischer Sprecher der Linken, findet es hingegen schade, dass es das Provisionsverbot zwar ins Sondierungspapier, dann aber nicht in den Koalitionsvertrag geschafft hat. „Die Linke setzt sich seit Jahren für eine schritt- weise Überwindung des Provisionssystems ein“, sagt er. Dabei werde seine Partei auch weiterhin bleiben. Für die SPD und die Grünen sei das Provisionsverbot letzt- endlich aber wohl „Verhandlungsmasse“ gewesen, vermutet er. Fast scheint es so, denn selbst Katharina Beck spricht nicht mehr von einem Verbot. „Leider konnten wir uns nicht durchset- zen“, sagt sie. „Wir werden uns jedoch auch weiterhin dafür einsetzen, die Honorar- beratung zu stärken und ihre Verbreitung unterstützen, auch auf EU-Ebene“, erklärt die Politikerin. Wettbewerbsnachteile für unabhängige Beraterinnen und Berater müssten dringend abgebaut werden, da- runter etwa das ungünstigere Besteuerungs- regime, das für Honorare und Service- gebühren gilt (siehe auch das Interview auf Seite 322). Anbieter sollten verpflichtet wer- den, Nettotarife zu offerieren. Auch eine Honorarordnung sei wichtig. Provisionsdeckel angehen Auch ein anderes Thema, das beim Koa- litionspartner FDP überhaupt nicht auf Gegenliebe stößt, will Beck anpacken: die Einführung eines Provisionsdeckels in der Lebensversicherung. „Es gilt die Untersu- chungen der Bafin abzuwarten, die bis Ende des Jahres überprüft, inwieweit die Vorschriften zur Vermeidung von Fehlan- reizen im Vertriebssystem für Lebensversi- cherungen eingehalten werden“, sagt Beck. Damit werde das Thema definitiv noch einmal auf die Agenda kommen, nachdem die Union eine Neuregelung in der ver- gangenen Legislaturperiode blockiert hatte. „Das war aus unserer Sicht fatal, es be- steht nach wie vor dringender Handlungs- bedarf, da bei einigen Lebensversicherungs- produkten noch immer zu viel Sparergeld bei den Versicherern hängen bleibt, statt die Rente der Sparer zu sichern“, so Beck. Dies liege nicht zuletzt an den Abschluss- provisionen, die sich in der Spitze auf über zehn Prozent beliefen. SPD-Mann Schrodi hat zu diesem Thema ebenfalls eine klare Position. „Wir halten einen Deckel für sinn- voll, damit wir die Kosten bei Abschlüssen verringern und die Produkte attraktiver gestalten können“, erklärt Schrodi, während FDP-Sprecher Herbrand auch hier einen „künstlichen Eingriff in die Vergütungs- struktur“ erkennt, dem er ablehnend ge- genübersteht. Sinnvolle Aktienrente Mögen die Interessen und Positionen der finanzpolitischen Sprecher bei den meisten Themen stark divergieren, bei der sogenannten „Aktienrente“herrscht weitge- hend Einigkeit darüber, dass das Vorhaben sinnvoll ist. Und dies obwohl sich das Pro- jekt, das zu den Herzensangelegenheiten der FDP zählt, geradezu radikal ausnimmt. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik soll in der gesetzlichen Rentenversicherung das Umlageverfahren durch eine Anlage am Kapitalmarkt erwei- » Wir haben uns nie für ein grundsätzliches Provisionsverbot eingesetzt. « Michael Schrodi, SPD Jahrgang: .......................................................... 1977 Wahlkreis: ............ Fürstenfeldbruck und Dachau MdB: ............................................................ seit 2017 Ausbildung/Studium: ...... Gymnasiallehramt für Deutsch, Geschichte und Sozialkunde Übrigens … ist Schrodi Mitglied der Arbeits- gemeinschaft „Steuermythen“. » Im Koalitionsvertrag wird eine Riester-Reform nicht erwähnt, das ist ein Vertrauensbruch. « Antje Tillmann, CDU Jahrgang: .......................................................... 1964 Wahlkreis: .................. Erfurt, Weimar, Grammetal MdB: ............................................................ seit 2002 Ausbildung/Studium: ........ Diplom-Finanzwirtin, zusätzliche Ausbildung zur Steuerberaterin Übrigens … unterstützt Tillmann aktiv die Bahnhofsmissionen in ihren Wahlkreisen. fondsprofessionell.de 1/2022 419 FOTO: © SPD, TIM FLAVOR

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